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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Farne.
    Die Kleine Prinzessin ritt das Rinnsal entlang heran, wahrscheinlich war es ein einfacherer Weg als der Pfad, auf dem Aurelia gekommen war. Sie sprang ab und band die Zügel an den erstbesten Ast. Ohne sich weiter umzusehen, hob sie den Saum ihres grünen Jagdkleides. Die letzten Schritte tat sie vorsichtig auf dem äußersten Grasrand des Quelltopfs, dass sie im feuchten Grund keine Spuren hinterließ. Dann schaute Margret sich um.
    Aurelia trat zwischen den Farnblättern vor.
    Die Prinzessin zuckte zusammen und schlug die Hand an die Brust. »Was habt Ihr mich erschreckt«, rief sie aus.
    »Verzeiht, Prinzessin, ich habe mich lieber vor fremden Blicken verborgen.«
    »Rasch, wir haben keine Zeit. Man wird mir kaum glauben, dass ich mich hier im Kaiserwald verirrt habe. Habt Ihr die Salbe?«

    Aurelia trug wortlos Linnen und den Tiegel herbei.
    Die Prinzessin seufzte abgehetzt. »Sie stinkt ja grässlich.« Übellaunig verzog sie das Gesicht.
    »Wie sonst? Es ist keine Schönheitssalbe, die Ihr Euch auftragen werdet.«
    Die Prinzessin nagte an ihrer Lippe. »Die Kaiserin verhandelt schon mit dem Grafen Wellenstein. Der Legat lächelt jeden Tag breiter. Schafft er mich vom Hof, wird der Kaiser den Einflüsterungen des Papstes zum Krieg gegen die Türken bald erliegen. Diese ganze Verheiratung war von Rüdesheims Eingebung.« Sie streckte einen zittrigen Finger nach dem grünlichweißen Fett der Salbe aus. Doch bevor sie ihn in die Salbe tauchte, fragte sie: »Sag mir, Hexe, was wird mit mir geschehen?«
    Aurelia spürte die Angst der Prinzessin; sie machte diese zwar schwächer, aber gleichzeitig auch gefährlicher. »Ihr werdet Euch drei Tage fiebrig fühlen, dann entstehen Pusteln wie beim sizilianischen Grind.«
    »O Gott, ich werde doch nicht sterben?« Die eisblauen Augen waren rund vor Schreck.
    »Keinesfalls. Selbst den sizilianischen Grind überlebt man, nur bleiben schreckliche Narben.«
    Die Prinzessin schaute zum Tiegel hin. »Man sagt viel über euch Hexen. Wenn du mich verrätst, lass ich dich pfählen. Dann kann dir nicht einmal dein pferdefüßiger Herr mehr helfen.«
    Aurelia hätte am liebsten über dieses Geschwätz gelacht. Margret war verwirrt vom eigenen Mut und redete daher wie eine dumme Bauernmagd. »Glaubt, was Ihr wollt, doch ich bin keine Hexe.« Sie wies auf die Salbe. »Eure Haut wird überall da, wo Ihr sie aufstreicht, rote Pusteln bekommen, dann springt sie auf. Schließlich trocknet die Haut hässlich ein und schorft. Nichts wird helfen.«
    Jagdhörner schollen weiter unten im Tal.

    Die Prinzessin fasste sich an die Kehle vor Schreck. »Geht es wieder weg? So sprich doch!«
    »Frühestens nach acht Wochen, wenn der letzte Schorf abgefallen ist. Gibt man Euch Tränke und Salben dagegen, wendet sie nicht an, es verschlimmert nur noch alles. Nehmt nur Wasser, wenn es Euch juckt. Kratzt nicht!«
    Die Prinzessin raffte den Tiegel mit dem Linnen zusammen und verbarg ihn an ihrer Brust. »Wo soll ich die Salbe auftragen?«
    Wieder erschollen Jagdhörner,Vögel flogen schon über den Bäumen auf.
    »Am besten auf Unterarme und Unterschenkel.« Aurelia kam noch ein böser Gedanke. »Verwirrt die Ärzte, streicht euch nur die linke Wange und die rechte Stirnseite ein. Heute Nacht, morgen früh und die nächste Nacht. Werft den Tiegel selbst in den Graben. Man darf ihn nicht finden.«
    Sonst würde vielleicht ein guter Arzt am Geruch von Ammoniak und Peterskraut die bösen Machenschaften erkennen.
    Die Prinzessin stieg schon auf ihr Pferd und warf Aurelia einen Beutel in das feuchte Gras. »Kümmere dich nun schleunigst um des Kaisers Begehr. Er wird ungeduldig.« Sie wendete schnell, das Wasser im Rinnsal spritzte unter den Hufen auf, fast bis vor Aurelias Füße.
    Männer riefen, sicherlich die Treiberknechte, die das Wild aus der Deckung scheuchten.Aurelia raffte den Beutel von der Erde auf. Hinter den grünen Farnblättern duckte sie sich tief und packte rasch die Kupferkannen zurück in den Sack.
    Zwei Adelsmänner kamen bis zum natürlichen Becken der Hirschquelle herangeritten.Von ihrem Versteck aus sah Aurelia die Federn an ihren Hüten wippen.
    »Hier ist die Prinzessin nicht mehr«, rief der eine. »Seht die Hufspuren auf dem Grund, sie hat gewendet und ist weiter.«

    »Dann ist sie den anderen Hang hoch, wo der Wald lichter ist.«
    Aurelia erkannte Fürst Laszlos Stimme, doch sie wagte nicht, durch die Farnblätter zu blicken. Ganz flach lag sie auf dem Boden.Wenn er sie

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