Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
Vom Netzwerk:
breite Portal ins Haus.
    Der Saal drinnen war voller Tische, an jedem saß ein Kaufherr und verhandelte. Der Lärm war kaum auszuhalten.
    »Werdet Ihr taub?«, fragte der alte Schreiber. »Ich bin’s schon. Kommt, wir nehmen die Stiege nach oben.«
    Oben drangen zwar die vielen Stimmen durch den Boden, aber hier gab es kleine Verschläge, neun zählte Aurelia schnell.
    Der Alte klopfte mit dem knochigen Finger am vierten an.
    Die Tür flog auf. »Ihr seid es schon?«, begrüßte sie ein rotwangiger, feister Mann in braunem Tuch. Auf dem Kopf trug er eine grüne Mütze mit einer feinen Silberfadenstickerei. Er küsste den Alten auf die Wangen. »Schön Euch wiederzusehen, Ohm.«
    Aurelia neigte sich wie am Hofe ein wenig nach vorn.
    Der Verschlag erwies sich als eine kleine Stube. Ein Wandteppich mit der Heiligen Jungfrau schmückte die eine Wand, vor der anderen ruhten auf einem Brett Wägeholz und Rechenstab.
    »Über Zuhaus lasst uns später reden. Ich bringe Euch ein Geschäft. Der Alchemicus des Kaisers, Heliodor, braucht etwas.« Der Alte setzte sich auf den einen freien Stuhl, den anderen
bot er Aurelia an, der Kaufherr nahm hinter dem Tisch Platz. Der Schreiber stupste Aurelia mit dem Ellenbogen.
    Sie hatte den Alten aus der Kanzlei so bekniet, dass er ihr bei der Bestellung helfe, aber schließlich hatte erst eine Silbermünze ihn dazu bewogen.
    »Auch wenn die Wege gefährlich geworden sind, brauche ich feinstes blaues Steinmehl und rotes Zinnoberpulver aus Eurem Handelshof in Venedig.« Aurelia war bei der Praeparatio für die Große Wandlung klargeworden, dass die von der Kanzlei im Haupthaus der Fugger in Augsburg bestellten Pulver niemals rechtzeitig eintreffen würden. »Dringend. Am besten auch drei Pfund Quecksilber in eine Bleikanne eingelötet.«
    Der Kaufherr hatte sie aufmerksam gemustert, seine Augenbraue war bei den Ingredienzien höher gewandert. »Ahnt Ihr überhaupt, was das kosten wird?«
    Der Alte räusperte sich. »Silber genug hat er, der Alchemicus. Sorge dich nicht.«
    »Unter zwanzig Goldgulden kann man bei den Wirrnissen in den Habsburger Landen nichts sicher über die Pässe bringen. Es kostet drei bewaffnete Mann, die den Boten mit der Bestellung begleiten.«
    Aurelia hatte keine Scheu vor Händlern. »Sagen wir siebzehn Gulden. Oder sechzehn, wenn ich Euch die Hälfte gleich hier auf den Tisch lege.«
    Der feiste Kaufherr lehnte sich zurück. »Der Alchemicus kennt die Welt.« Er lachte kurz auf. »Ohm, Ihr wollt mir ein gutes Geschäft vermittelt haben? Hört nur selbst, wie der werte Herr die Preise drücken will.«
    Der Schreiber wiegte nur das graue Haupt. »Es ist Eure Sache, nicht meine.«
    »Siebzehn, und Ihr legt mir jetzt acht Gulden auf den Tisch.«
    Aurelia nahm einen der Beutel voll Silber. »Das entspricht
vieren und dies hier …« Sie nestelte einen zweiten Beutel vom Gürtel, »… noch einmal vieren.«
    »Du brauchst nicht nachzuzählen, ich habe das Geld gesehen«, sagte der Schreiber. »Heliodor bestellt das alles für unseren Herrn.«
    Der Kaufherr rührte an seiner Mütze und tupfte sich eine Schweißperle von der Stirn. »Ach, daher rührt Euer Wohlwollen für den jungen Alchemicus. Wohl an. Zwei Wochen wird es dauern oder drei.« Er legte die Beutel in einen Kasten hinter ihm an der Wand. »Sagt an, Ohm, wird es bald Krieg um Wien geben, wie alle Welt fürchtet?«
    »Weiß einer, was die Fürsten treibt? Ich jedenfalls nicht.«
    »Ihr seid lange genug in der Kanzlei.«
    Aurelia fing einen Blick des Alten auf. Er hatte ihr den Gefallen getan, nun war es an ihr zu gehen. »Verzeiht der Herr, viel Zeug muss ich noch besorgen, Kupferbecken, Glasgeschirr. Ich verlass Euch jetzt.«
    »Wir schicken Nachricht, sobald die Ware sicher über den Pass gekommen ist.« Der Mund des Kaufmanns wurde sehr breit. »Unser Bote nimmt Brieftauben mit.«
    Aurelia verneigte sich etwas tiefer als zu Anfang des Gesprächs. »Gesegneten Tag.«
    Sie hatte die Tür noch nicht ganz geschlossen, da schwatzten die beiden schon. »Sag, wie geht’s dem gichtigen Bein deiner Mutter?«
    Schon auf der Stiege wurde der Lärm von unten wieder unerträglich. Aurelia beeilte sich, dass sie zwischen all dem Krämervolk und den wütenden, lachenden, schwitzenden, knausrigen Gesichtern hinauskam.
    Sie hatte den Kaufherrn der Fuggerei nicht einmal belogen: Sie benötigte wirklich noch ein großes Kupferbecken. Denn sie plante die Große Wandlung genau und hatte sich zigmal die schriftlichen

Weitere Kostenlose Bücher