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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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entdeckte, war sie verloren.
    »Ördek teremtete«, stieß er auf Ungarisch aus.
    Der andere Mann lachte über den Fluch.
    »Die Kleine Prinzessin ist ein Tausendsassa zu Pferd. Vom Kaiser hat sie das nicht, der wartet längst in der Loge auf dem Hasenfeld und trinkt den ersten Wein.«
    »Ej, galambocskám, leszállsz te még az én udvaromba!« Aurelia konnte nicht verstehen, was Fürst Laszlo sagte. Es schwang etwas mit, das Aurelia von Männerstimmen kannte, wenn sie buhlen wollten. Dem Klang nach konnte er bloß so etwas wie, Warte nur, Täubchen, ich kriege dich noch , gemeint haben.
     
    Als die Jagdhörner endlich verklungen waren, schlich Aurelia sich den Hang hinauf zurück zur Burg. Doch auf dem letzten Stück vor dem Waldrand sah sie etwas Braunes zwischen hohen Gräsern liegen. Sie schlich näher, bog ein paar Blätter aus der Sicht.
    Ein Reh lag dort auf dem Waldboden, es war wohl den Jägern entkommen. Zwei Jagdpfeile steckten in seinem Bauch, aus dem Blut sickerte. Wenn das Tier noch lebte und an der Verwundung litt, würde sie es gnadenhalber erschlagen müssen. Doch woher sollte sie nur die Kraft dafür nehmen? Sie stieg über die ausgestreckten Läufe des Tieres und kniete sich neben dessen Kopf ins Gras.
    Die schönen braunen Augen des Rehs standen noch weit offen, doch das Tier war tot. Mitleid und Erleichterung vermischten sich in Aurelias Seele. Sie strich dem Reh über das Fell. Einem Menschen hätte sie jetzt die Augen zugedrückt.
    Ein jäher Schmerz durchfuhr sie. Auch ihrem Vater hätte sie
gern die Lider geschlossen, als er ebenso leblos im Mainzer Gassendreck vor ihr gelegen hatte. Mit der Erinnerung, als wäre es gestern, drang seine Stimme in ihr Bewusstsein:Vater war nicht so stumm gestorben! Die lateinischen Worte, sein mit letztem Atem hinterlassenes Vermächtnis erklang wieder in ihrem Geiste, nur leider nicht vollständig.… est elementum tercium decimum auri … mein Kind.
    Die plötzliche Erkenntnis stürzte sie in einen blinden Schrecken. Wie von den Treibern gejagt, lief Aurelia von dem toten Tier weg über den Waldpfad davon.
    Selbst wenn sie gutes blaues Steinmehl beschaffen konnte, würde die Wandlung misslingen. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, welches Alchemistenpulver Vater mit seinem letzten Hauch gemeint haben könnte. Elementum tercium decimum … Aurelia hob den Blick zu den Baumwipfeln. »Um Himmels Willen, was ist die dreizehnte Ingredienz?«

40
    F ür die Besorgungen in der Stadt trug Aurelia ihren langen Mantel mit den ausgestopften Schultern. Welch Abwechslung – nach den langen Wochen in der Burg tat es gut, sich einmal ins Getümmel eines Neustädter Markttages zu stürzen. Sie richtete ihren neuen Kragen. Es war nicht leicht gewesen, dem Schneider das Maßnehmen zu verwehren. Doch wie immer half eine kleine Münze weiter. Im dünnen Leinstoff fühlte sie sich wohler, die vielen teuren Falten verbargen ihre weiblichen Formen besser als der Wollstoff im Winter.
    »Lauft nicht so schnell, Heliodor.« Der alte Kanzleischreiber mit der fisteligen Stimme schwang den Stock. »Meine Füße sind nicht mehr so jung.«
    »Über die Gräben wart Ihr nicht langsamer als ich.« Aurelia hatte endlich mit Fürst Laszlos erneuter Hilfe genug Geld zusammengebracht, nun begleitete sie der Alte zur Faktorei der Fugger am Markt.
    »Ich kann nicht schwimmen, auf den Brücken habe ich Angst«, lachte der Schreiber.
    Welches der großen Steinhäuser wohl den Augsburger Händlern gehörte? Ihr Begleiter strebte nach links. Aurelia verlangsamte den Schritt.
    Eine Butterverkäuferin mit bloßen Armen unter dem weißen Übertuch machte ihr unverhohlen schöne Augen und wiegte sich ein wenig in den Hüften. Aurelia sah schnell hinüber zu den Besenmachern, die auf einem Haufen ihrer Waren saßen. Eine der Weiber windelte ein Kind.

    »Bei der Hitze könnte man den ganzen Tag saufen«, keuchte der Alte.
    Der erste Tag im Mai war richtig heiß, die Sonne stach vom Himmel. Aurelia schwitzte mehr denn je unter dem falschen Haar, auch weil sie ihr eigenes wenig kürzte und kunstvoll eng um den Kopf flocht. Wenigstens nachts allein in ihrer Stube wollte sie die langen Haare offen tragen und Frau sein dürfen.
    »Das Haus mit den Bögen ist es, dort finden wir unseren Kaufmann.« Mit knochigen Fingern zeigte der alte Schreiber auf eine Steinfigur, die eine Waage hielt.
    Aurelia fürchtete schon, sie müssten lange anstehen, so viele Männer, Knechte und sogar Mägde strebten durch das

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