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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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aus emailliertem Gold und Edelsteinen schmückten die offene Reifkrone.Auf der Frontalplatte thronte Christus Pantokrator , auf der rückwärtigen Platte der byzantinische Kaiser als weltliches Pendant, die anderen Bildplatten zeigten Heilige. Zwei Bügel kreuzten sich über dem Reif, im Scheitel saß noch einmal Jesus, auf den Bügeln selbst acht Apostel. Die Krone war den Ungarn unersetzlich, weil sie der Heilige Stephan selbst getragen hatte.Wer sie besaß, dem gebührte von Gottes Ratschluss her das Recht, über die Ungarn zu herrschen.
    Alle bekreuzigten sich vor der Krone, nur der Kaiser Friedrich III. nicht, denn er war selbst vom Papst gesalbt und dem Himmel ebenso nahe.Wieder hob er im Sonnenlicht den Arm mit dem weißen Handschuh. Von Rüdesheim drehte sich langsam auf der Stelle, während Laszlo den Wagen bestieg. Der Legat schien noch ein Gebet zu sprechen, machte dann einige Schritte auf den Fürsten zu und überreichte ihm die Krone.

    »Győzelmesen térünk hazánkba«, huldigten die Ungarn dreimal ihrem Heiligtum.
    Die Hundertschaft wendete unter dem Torbogen, der Tross setzte sich in Bewegung. Der Hof verharrte in würdiger Stille. Niemand wagte eine Regung oder gar zu sprechen, solange der Kaiser mit erhobener Hand in der Mitte des Burghofes stand.
    Sollte der Hofstaat sich an das Zeremoniell halten, doch für Aurelia galt es nicht. Sie trat aus der Mauernische des Widerlagers vor, warf den Dienermantel über sich und zog die Kapuze tief ins Gesicht.
    Noch vier, drei, noch zwei Reihen Ungarn schritten durch das Torhaus, bevor auch der Wagen mit dem Fürsten Laszlo an den dicken Mauern vorbeirollte. Als die letzte Reihe Soldaten an ihr vorbeimarschierte, schlich Aurelia zu den Wachen des Kaisers vor und stellte sich leise hinter einen langen dünnen Mann und einen kleinen dicken, die ein, zwei Ellen voneinander standen.
    Der letzte Ungar war vorbei, die zwei Rappen des Prunkwagens schimmerten dunkel hinter der Reihe der Wächter auf. Als die Deichsel vorbeirollte, drückte Aurelia die zusammenzuckenden Wachen an den Schultern auseinander, tat einen schnellen Schritt und sprang über das Trittbrett auf den Wagen des Fürsten auf, gerade als er ins Torhaus einfuhr. Sie löste dabei den Mantel von ihren Schultern und warf sich neben Laszlos Stiefel auf den mit der Prunkdecke ausgelegten Boden. Der Wagenaufschlag entzog sie nun den Blicken der Menschen.
    Ein Raunen und Rufen erscholl hinter ihr von den Wachen, die sie hatten springen sehen.
    Laszlo hielt die Krone auf den Knien fest und starrte sie mit offenem Mund an. »Du?«
    »Ja, ich.«
    Er starrte sie immer noch an. Sie blickte fest in sein entgeistertes
Gesicht. Die Krone auf seinen Knien gleißte im Sonnenlicht. Der Fürst sollte erst gar nicht zum Nachdenken kommen. »Winke den Wachen zu, dass alles seine Ordnung hat, oder ich hexe dir die Krone weg. Meine Macht hast du beim Golde gesehen.«
    »Ich …« Der Fürst krallte die Hände um den größten Schatz Ungarns.
    »Tu, was ich sage!«, zischte Aurelia so hexenhaft wie sie vermochte. Einmal wenigstens sollte es für etwas gut sein, dass man sie der bösen Zauberkraft verdächtigte.
    Der Fürst winkte den kaiserlichen Wachen zu, schüttelte den Kopf und lachte so falsch beschwichtigend wie ein Possenspieler.
    Aber sie gehorchten und hinderten den Wagen nicht an der Weiterfahrt.
    »Győzelmesen térünk hazánkba …«, erscholl es aus rauen Männerkehlen. Die ungarische Hundertschaft stimmte ein Lied an.
    Aurelia barg ihren Kopf auf den Stiefeln des Fürsten, als der Wagen über die Zugbrücke der Burg rumpelte. Ihr Herz klopfte wild. Kaiser und Prinzessin war sie entronnen, dem ungarischen Fürsten noch nicht. Lange würde der erste Schreck Laszlos nicht vorhalten.

60
    D ie Stephanskrone funkelte in der Sonne auf den Knien des Fürsten, der sie hin und wieder hochhob, wenn der Wagen an einer der Kirchen oder Klöster der Residenz Neustadt vorbeirollte. Mal stockte die Fahrt, mal zogen die Rappen kräftig an.
    »Das wirst du nicht überleben, Hexe.« Der Fürst trat nach ihr.
    Aurelia durfte nicht kuschen. Sie packte seine Wade mit beiden Händen.
    »Lass das!«, zischte er.
    Doch sie biss dem Fürsten fest durch den schwarzen Beinling hindurch. Er riss sich los und unterdrückte den Schmerzenschrei zwischen zusammengepressten Zähnen. »Wagt es nicht noch einmal, mir zu drohen, sonst lehre ich Euch das Fürchten«, fauchte sie.
    Laszlo rieb sich mit der anderen Wade die wunde Stelle. Sein

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