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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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heiß in ihrem Leib auf, dass er sich in Mut wandelte. Wie flüchtiges Quecksilber rollte der Überlebenszorn durch ihre Adern. Sie bäumte sich auf, stieß mit der geballten Faust nach vorn und traf in Laszlos Magenkuhle.
    Sein Dolch riss ihren Ärmel auf, ritzte ihre Haut. Doch die Verzweiflung verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Aurelia trat, schlug, biss um sich, bekam des Fürsten Hand zu fassen, den Knauf … Sie packte zu, und dem Fürsten glitt mit wütendem Schrei der Dolch aus den Fingern. Aurelia riss die Waffe an sich, gleichzeitig trat sie mit den Füßen nach Laszlos Geschlecht. Er knickte ein, sie fasste den Dolch fester. Da rutschte sein Arm vor sie. Sie nutzte die Gelegenheit, umfing seinen Hals, zog ihn an sich heran und setzte ihm die Klinge an die Gurgel.
    Ein tiefkehliges Raunen brauste von allen Seiten auf. Aurelia rang nach Luft. Fürst Laszlo rührte sich nicht, er hatte den Blick starr auf ihr Handgelenk gerichtet.
    »So«, keuchte sie außer Atem. »Eine Bewegung und Euer Fürst ist tot!«
    Ein Schweigen fiel über die Heeresleute.Wind rauschte leise in den Blättern des Waldes hinter ihnen.
    »Lasst die Pfeile in den Köchern!«, rief sie. »Ich töte ihn auch noch im Sterben.«
    »Hört auf die Hexe, sie ist mächtig«, gurgelte Laszlo. »Sonst nimmt sie uns die Krone.«
    »Du wirst jetzt ganz, ganz langsam aufstehen«, raunte Aurelia ihm zu. Die größte Schwierigkeit war, mit ihm aus dem Wagen zu kommen, ohne dass er sie mit einer schnellen Bewegung
von sich schleuderte. Sie krochen so langsam wie Schnecken auf einem Blatt aus dem Wagen. Es war Aurelia gleich, wie lange es dauerte.
    Keiner von den Reitern sprach ein Wort, nur die Pferde hörte man schnauben. Doch stellte sich Aurelia der geballte Hass der Männer wie eine Wand aus eisigkaltem Felsen entgegen.
    Endlich standen sie vor dem Wagen. »Die Reiter sitzen ab. Ihr bindet die Pferde an den Zügeln in Kreise zu …«, Aurelia entschied sich für die Zahl des Bösen, »… zu sechs Tieren. Die Hundertschaften teilen sich zu je sechs Männern auf und stellen sich inmitten der Kreise.«
    Niemand rührte sich. Alle Blicke waren auf den Fürsten gerichtet.
    Aurelia drückte ihm die Klinge ins Fleisch seiner Gurgel. »Befiehl es Ihnen. Wenn ich nicht sehe, dass sie gehorchen, fließt dein Blut!« Sie musste sich zusammenreißen. Er durfte nicht merken, dass ihre Arme langsam erlahmten, so anstrengend war es, seinen Hals umklammert zu halten.
    »Tut, was die Hexe befiehlt!«, rief Laszlo heiser.
    Die Männer saßen ab. Aurelia wandte unablässig den Kopf, von Haufen zu Haufen, zum Fürsten, zu den Pferden und wieder zurück zu den Soldaten, so dass ihr fast taumelig davon wurde. In der Unordnung war rasch ein Pfeil gezogen und ihr in den Rücken gebohrt. Sie suchte Deckung an der Sänfte vor der Krone und zog den Fürsten langsam mit sich.
    Schließlich bot sich ihr ein seltsames Bild. Zig Kreise aus Pferden standen auf den Wiesen am Waldrand, hinter den Kruppen sah sie die Köpfe der von ihren Gäulen eingekreisten Heeresleute. Kaum einer rührte sich, sogar die Tiere waren ganz still vor Anspannung. Doch alle starrten sie an, Blitze von Hass schossen aus den dunklen Augen.
    Aurelia ging langsam rückwärts zum Waldrand, nur dort
könnte sie entkommen, wenn der Himmel es wollte. Die Männer würden Zeit brauchen, um aus den Pferdekreisen herauszukommen und die Zügel zu entknoten. Und in den dichten Wald hinein konnten sie ihr kaum hinterherreiten.
    Gut zweihundert Ellen hatte sie schon Abstand zwischen sich und die Soldaten gebracht. Der Fürst krallte sich mit aller Kraft in ihren Arm, sie musste gegenhalten. Der Waldrand war nicht mehr weit, noch einmal zweihundert Ellen, dann war sie vorerst gerettet.
    Ein heftiger Ruck warf sie halb um, sie musste Fürst Laszlo ein winziges bisschen zu locker gehalten haben. Der Fürst hebelte an ihrem Arm, um die Hand mit dem Dolch weg von seinem Hals zu zwingen. Immer weiter weg drückte er die Klinge, der Hebel wurde lang und immer länger. Aurelia versagte gleich die Kraft. Sie gab lieber überraschend den Hals frei, aber dafür nicht die Klinge!
    Laszlo stöhnte verdutzt auf, schlug dann wild um sich.
    Aurelia duckte sich unter seinem Arm. Seine Hand fuhr durch die Luft, wodurch der Fürst das Gleichgewicht verlor. Er fing sich ab, rammte mit dem Kopf gegen ihren Leib, umschlang sie dabei und warf sie mit aller Kraft zu Boden.
    Sie hörte die Männer johlen, während ihr vom Aufprall fast der Atem

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