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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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seufzte. »Nur ist das Gold, das hier liegt, von Heliodors Hexenkunst gewandeltes und welches, das die Juden für Steine aufgebracht haben, die ich gar nicht habe verkaufen wollen. So gesehen ist es mein eigenes Gold, nicht das Gold der Ungarn.«
    Niemals würden die Magnaten ein zweites Mal zahlen.
    Fürst Laszlo seufzte. »Der ungarische König, Matthias Corvinus, die ungarischen Adligen, keiner wird mir jemals glauben, dass das Gold nicht echt war, so wie es leuchtete«, sagte er kleinlaut.
    Von Rüdesheim durchbrach die Stille: »Die Kirche könnte …«
    »Gar nichts wird die Kirche!« Wieder dröhnte der Hieb des
Kaisers auf die Tafel durch den Saal. »Niemand darf davon erfahren, Fürst Laszlo, dass wir den Betrug entdeckt haben. Ich müsste sonst dem ungarischen König sofort den Krieg erklären, wenn ich meine Ehre als Kaiser wahren will. Nein, nein.« Ein Stuhl rückte. »Ich befehle Euch allen, auf ewig darüber zu schweigen. Das falsche Gold, Legat, schafft an den geheimen Ort im Palast.«
    Aurelia war sich sicher, dass der Kaiser später versuchen wollte, selbst das Geheimnis zu enträtseln, was eine falsche von einer echten Goldwandlung unterschied.
    »Und die Stephanskrone,Vater?«
    Ein hinterhältiges Lachen hallte durch den Saal. »Die Krone erhält Fürst Laszlo heute Nachmittag in der vereinbarten Zeremonie, wenn er mir vorher seinen Eid darauf gibt, dass er dich zur Fürstin macht. Das muss ihm der Friede wert sein.«
    Der alte Fuchs kehrte einfach zu seinem alten Plan zurück und brachte seine Bankerte bei der ältesten Familie Ungarns unter.
    »Nun?«, fragte der Kaiser.
    Die Antwort wollte Aurelia nicht mehr abwarten. Bis der Fürst den Eid geschworen hatte, hielt es sie noch alle im Kleinen Saal. Sie musste sich verbergen, bis der ganze Adel, das Gesinde, die Kirchenmänner bei der feierlichen Zeremonie der Kronen-Übergabe im Burghof Aufstellung nahmen. Erst dann würden die Tore der Burg geöffnet werden.
    Aurelia eilte den Gang entlang, an Wandteppichen vorbei. Sie hielt inne. Noch einmal sollte sie nicht versuchen, die alten Wachmänner zu täuschen. Sie konnte nicht zur Kammer zurück.
    Ihr Blick fiel auf die Vorhänge vor den Fensternischen, die fleißige Mägde vor der Junisonne zugezogen hatten. Dahinter gab es steinerne Sitzbänke, bei Regen saßen die Zofen dort und beobachteten das Treiben im Burghof. Zog sie die Beine
an und den Vorhang noch ein wenig vor, konnte man sie vom Gang aus nicht sehen.
    Aurelia trat in die Fensternische. Drunten im Hof harrten alle noch der Wehrbefehle des Kaisers. Die Männer warteten an ihren Posten oder saßen an den Zinnen, den Blick vor die Mauern auf die ungarischen Reiter hinter dem Graben gerichtet.
    Hinter dem Vorhang war Platz genug, Aurelia setzte sich auf die Steinbank.Viele Stunden hier auszuharren, würde lang und qualvoll werden.
    »Kommt, Fürst Laszlo«, rief da der Legat im Gang.
    Aurelia erstarrte, von Rüdesheim konnte nicht weiter als eine Elle von ihr entfernt vor dem Vorhang stehen.
    »Verkünden wir den Frieden.«

59
    A urelia dehnte vorsichtig Arme und Beine, jeder einzelne Knochen tat ihr weh. Sie hatte keinen Schlaf, nicht einmal etwas Ruhe finden können. Immerzu waren Leute durch den Gang zum Kleinen Saal gelaufen, und bei jedem ihrer Schritte hatte der Vorhang, der sie verbarg, leise gewackelt. Einmal war plötzlich ein Arm an ihrem Gesicht vorbeigeschossen. Aurelia hatte sich vor Schreck die Unterlippe blutig gebissen. Die Zofe hatte sie aber nicht bemerkt, als sie einen Apfelrest durch das Fenster hinausgeworfen hatte.
    Mit der Nachmittagssonne, die den Winkel unter dem Vorhang aufheizte, war es ruhiger und ruhiger im Palast geworden.
    Als endlich Stille eintrat, wagte Aurelia den Vorhang zu bewegen und sich ans Fenster vorzubeugen. Unten im Burghof stand das Gesinde nach Rang und seinen Aufgaben geordnet hinten bei den Ställen aufgereiht.Alle hatten die Sonntagskleider angelegt. Davor bildeten die Schreiber einen schwarzen Block. Die innere Seite des Gevierts nahmen nach und nach die Freiherrn, Grafen und Herzöge, die in der Burg irgendeinen Hofdienst beim Kaiser versahen, in ihren bunten, feinen Kleidern ein. Perlen blitzten in der Sonne, goldene Tressen leuchteten an den Hüten mit den ausladenden Federn.
    Alles sah zum stadtseitigen Tor hin, wo gut hundert Männer in blanken Rüstungen hinter dem Banner Ungarns einrückten. Sie hielten schon an, als ihre letzten Reihen noch unter dem Torhaus standen. Ob das

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