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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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musste ja singen. Romuald räusperte sich. Also dann … Wie war nur das erste Wort? Er spürte, wie er rot wurde. Aurelia zog die Stirn kraus, formte mit den Lippen stumm die ersten Silben. Da fand er die Worte wieder. Mit der Erleichterung gewann seine Stimme an Kraft. »So nehme ich dich zur Seite als meines Lebens Schmuck …«, sang er voll Freude aus tiefer Brust. Die Rasseln fielen ein.
    Und brachen gleich wieder ab. Vor den offenen Türen des Saales hatte etwas auch wie Metall auf Metall gescheppert, nur noch lauter. Geschrei ertönte, der Zunftknecht rief unverständliche Worte, schon näherten sich schwere Tritte auf den Dielen.
    »Wer zum Teufel wagt …« Der Ratsherr reckte den Hals.
    Alle starrten zur Tür. Ein baumlanger Mann beugte den
Kopf unter der Tür hindurch. Es hätte der roten Kutte mit dem Wappen nicht bedurft, um ihn zu erkennen, nur einer war in Mainz so groß. Der Bote des Bischofs stand vor ihnen. Er hob sein kleines Amtsschwert über den Kopf. »Der Bischof gebietet allen Zünften die Wehr. Rüstet euch und eilt zu euren Plätzen auf Toren und Türmen.«
    Romuald war, als ob die Dielen unter seinen Füßen auf einmal schwankten. Sie wollten doch das Festmahl hier im Hause …
    Seine Schwester und Mutter hatten bei den Worten des Boten aufgeschrien. Nur Aurelia blieb gefasst. Ihr Blick suchte seinen. Sie hatte die Finger wie zum Gebet vor den Lippen gefaltet. »Was bedeutet das?«, fragte sie und legte ihre Hand an seine Brust. Nun durften sie das vor aller Augen.
    Romuald wusste nicht recht, was er antworten sollte.Wenn die Zünfte zur Wehr gerufen wurden, dann hieß das Pech sieden, die Scharten besetzen, ohne Unterlass Wurfsteine richten, das Stadttor verrammeln mit den Gesellen. »Unsere Zunft bewacht das Gautor, drei Pechnasen und die Steinschleuder an der langen Mauer.«
    »Herrgott, so rede Er doch«, schrie der Ratsherr den Bischofsboten über alle Köpfe hinweg an. »Wer bestürmt die Stadt?«
    »Adolf von Nassau hat ein Heer versammelt. Er zieht von Ingelheim heran. Der Bischof hat eben von Spitzeln erfahren, dass sie die Stadt heute noch angreifen werden. Die Metzger und Schmiede sind schon in den Gassen. Eilt euch! Ich muss weiter.« Der Bote duckte sich unter dem Türsturz hindurch und war fort.
    »Wir müssen heim, alles vergraben«, rief jemand im Saal.
    Romualds Mutter stürzte zu ihm, stieß dabei mit Aurelia zusammen und trat ihr auf den Saum. »Romuald, der große Schrank, hilfst du ihn mir noch rücken?«, flehte sie.

    »Die Gesellen alle zum Tor«, unterbrach sie der Befehl des Zunftmeisters.
    »In den Kleidern?«, rief einer.
    »Wenn die Nassauer durch die Tore dringen, reißen sie dich in Stücke, was immer du auf dem Leib hast.«
    »Raus mit euch«, schrie der Ratsherr. »Auf die Mauern!«
    »Jakob, Balthasar und Gerwin, ihr holt die Pechfässer aus der Werkstatt und …«
    Romuald zog Aurelia von seiner Mutter weg zur Fensterwand vor die hohe Truhe mit dem Silber. »Es ist so furchtbar. Ich muss fort. Das Festmahl …« Er zog sie an sich.
    Sie schmiegte sich an ihn. »Wir feiern nach eurem Sieg.«
    Romuald spürte ihre Wärme durch sein feines Hemd hindurch. Wie gern hätte er sich dieser Innigkeit hingegeben. Er hob ihr Kinn sanft an und küsste sie.
    »Versprich mir nur, dass du auf dich aufpasst.« In ihren grünen Augen glänzten Tränen. »Komm unverletzt zurück.«
    Die schwere Hand des Zunftmeisters sackte auf Romualds Schulter. »Es tut mir leid für euch. Aber Romuald muss sofort hinauf an die Steinschleuder. Er ist der beste Schütze, den wir haben.«
    Romuald streichelte Aurelia die Wangen. »Würde die Stadt erobert, ginge alles verloren«, sagte er und wusste doch, dass seine Worte Aurelia kaum trösten konnten.
    »Kind, beeile dich«, rief der alte Meliorus. »Ich brauche deine Hilfe für das Sprengpulver.« Er stand an der Tür und hatte den blauen Mantel mit den Händen hochgerafft.
    Der Blick von Romualds Mutter wanderte entgeistert zwischen Aurelia und deren Vater hin und her. Romuald ärgerte sich. Fiel sie nun wieder in ihren dummen Hexenglauben zurück, mit dem sie ihn so lange behelligt hatte? Es war nur gut, dass Meliorus in Aurelia eine Hilfe hatte. Nichts brauchten die Männer an der Stadtmauer jetzt mehr als Säckchen mit dem
Feuerpulver, das sofort zündete, wenn man es in das feindliche Heer schleuderte.
    »Ich muss los«, sagte er und schluckte schwer. Dass er Aurelia ausgerechnet jetzt so stehen lassen musste.
    »Warte.« Aurelia

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