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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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muss, auch wenn es draußen friert und schneit.«
    »So schlimm?« Aurelia zog sich die Wollkappe tiefer ins Gesicht. Walli redete gern. Aurelia hatte schon bald gemerkt,
dass es die Nonnen mit Klausur und Kleiderregeln nicht so genau nahmen. Nur an Feiertagen sah sie keinen Schmuck und keinen bunten Rock unter der Nonnenkutte.
    »Die alte Gerti ist zum Zellendienst eingeteilt und kehrt im Konvent aus. Bei Schwester Berolfina hat sie schon wieder ein neues Weißleinen gesehen, das die sich hat zu Ernte-Dank schicken lassen.« Walli stieß sie mit einem Zwinkern in die Seite. »Da wird die Enhardis doch nicht lange mit der nächsten Perle für ihren eigenen Ornat warten.«
    In Mainz hatte Aurelia von strengerer Klosterzucht gehört als in Rosenthal. Hier gab es schon lange keinen gemeinsamen Schlafsaal mehr, sondern gesonderte Zellen mit Türen. »Ist das Kloster denn so reich?«
    »Die Äbtissin nimmt nur Töchter auf, die eine reiche Mitgift einbringen. Du hast doch den Prunk in der Kirche gesehen. Eigentlich unterstehen wir in solchen Dingen dem Probst, den der Supervisor vom Hauptkloster Eberbach einsetzt. Doch auf den nimmt Enhardis schon lange keine Rücksicht mehr.Warum sollte sie auch? Die Mönche haben sich ja nicht mal nach den Zerstörungen bei der Fehde der Pfälzer Fürsten um unser Wohl bekümmert.«
    »Ihr zwei da oben, was trödelt ihr?« Die laute Stimme der Äbtissin scholl vom Hof herauf.
    »Wenn man vom Teufel spricht …«, flüsterte Walli. Sie hielt sich am Dachrand an einer Sparre und beugte sich weit darüber. »Äbtissin, ich erkläre Aurelia nur, wie sie es mit den Ziegeln richtig macht.Wir werden bis Mittag fertig sein.«
    Aurelia wagte einen Blick hinunter. Die Äbtissin hatte einen bodenlangen Pelzmantel aus Hasenfell übergeworfen, wie auch hinter ihr die Nonnen Senta und Ruth. Das holde Dreigestirn … So lästerten die Dienstleute anzüglich, wenn sie glaubten, dass keine Frau sie hörte. Wenn Männer so derbe lachten, dabei die Zähne zeigten und ihre Gürtel richteten,
bedeutete es noch überall das Gleiche. Aurelia nahm rasch einen Ziegel zur Hand und tat scheu. Sie würde ihre Zunge hüten und nichts fragen.
    »Das will ich auch hoffen. Hier wird nicht umsonst gegessen. Wascht euch danach gründlich. Heute Abend halte ich eine Lectio.« Enhardis raffte den Mantel und schritt auf die Stallungen zu. Ohne sich umzudrehen, rief sie noch. »Vergesst eure Rosenkränze nicht.«
    Die drei Nonnen bogen um die Ecke und waren außer Sicht.
    »Dann ist doch was dran.« Walli stieß nachdenklich mit einer Ziegelkante auf die Dachsparre. Mit zusammengekniffenen Augen sah sie über die Klosterdächer zum Schnee am Waldrand hin. »Wenn sie sogar eine Lectio macht, ist es womöglich schlimmer als wir ahnen.«
    Aurelias erster Gedanke war bei Romuald. »Mit dem Krieg im Land, meinst du?«
    Walli schüttelte den Kopf. »Ach, der Krieg ist weit weg.« Sie zog Aurelia auf die Knie, damit man sie vom Hof aus nicht sah, und lugte prüfend in die Ecken des Dachbodens. Leise sagte sie: »Kein Wunder, dass wir heute alle beten kommen sollen. Sieben Nonnen sind seit sieben Tagen krank. Ganz plötzlich ist das Fieber über sie gekommen. Jeder wundert sich, denn es hat nur Mechthild und ihre Anhängerinnen getroffen.« Walli zog sich ihr Wolltuch fester um die Schultern. »So ist es also wahr. Alle liegen im Sterben.«

13
    D ie Pforte zur Klausur stand offen.Aurelia reihte sich hinter Walli zwischen den anderen Frauen ein, die langsam hindurchgingen. Wie viel wohnlicher es hier doch war. Die Sandsteinfliesen lagen alle eben, die frisch gekalkten Wände schmückten schöne Wandteppiche, die das Leben der heiligen Jungfrau abbildeten. Sogar Goldfäden und Perlen hatten die Nonnen dort aufgestickt.
    Die Frauen des Gesindes hatten die dünnen wollweißen Tücher des Messgangs übergeworfen, sie folgten den Laienschwestern, die in ihrer schwarz-weißen Tracht die Steintreppe im Nonnenhaus hinaufstiegen.
    Aurelia schritt mit den Laienschwestern durch den Kreuzgang zum Nonnenhaus und schwieg. Sie war froh um einen Augenblick der Ruhe. Der First auf dem Scheunendach hatte große Mühe gemacht. Auf die letzte Reihe hatten sie ein Zinnblech gegen den Regen annageln müssen. Jeder zweite Ziegel war ihnen unter den Hammerschlägen zerbrochen.
    Walli war gut zu ihr, sie hatte ihr im Stall sogar vom Melkfett abgegeben. Damit hatte sie sich die wunden Hände eingerieben. Ihre zarte Haut war die schwere Männerarbeit nicht

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