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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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das wussten selbst die Henker.Von diesem Scheiterhaufen gab es keine Rettung mehr. Sie sollte den Rauch tief einatmen, dass ihr schneller der Geist schwand und sie die Welt verließ, bevor sie die Glut in schwärendes Fleisch verwandelte. Denn der Holzdunst würde ihr keine gnädigen Träume schenken, würde nicht schmerzfrei machen wie der Tollkirschenrauch, den sie dem Henker offenbart hatte. Er hatte sicher alles abgestritten und mit ihrer Zauberkunst erklärt, was er selbst in den Kerker geschafft hatte. Aber die Mächtigen bedienten sich der armen Kerle, wie es ihnen passte. Einem Henker verzieh
der Herrscher alles, solange er sein blutiges Handwerk verrichtete.
    Sie sah einen Schatten von schräg rechts an den Pfahl kriechen, im gelben Rauch der Flammen wirkte die Kutte schwarz. Holte sie endlich der Gevatter Tod? Der Schatten schaffte ein langes Bündel heran, ganz nah an den Pfosten. An seiner Kutte klirrten Schlüssel auf Metall. Sie sah es blitzen. Der Henker führte ein Messer in der Hand und begriff: Es war für sie bestimmt.
    Hatte Susanne ihn mit ihrem Geld für einen raschen Todesstoß bestechen können? Damit sie die endlosen Schmerzen des Flammentods nicht leiden musste? Aurelia dankte der Nonne; es war keine Sünde, einer Unschuldigen wie ihr zu einem schnellen Tod zu verhelfen.
    Aber der Henker zog ein Fässchen aus dem Bündel, während er den Rücken zur vom Rauch verhüllten Menge drehte. Aurelia sah sein zerfurchtes Gesicht, als er eine dunkle Flüssigkeit in den Flammenkreis spritzte.
     
    »Der Henker heizt gehörig nach.«
    »Der versteht sein Handwerk.« Die Leute lachten gar. »Er rächt sich an ihr, weil sie ihm beinahe entsprungen wäre.«
    Warum war Romuald nur zu spät gekommen? Warum hatte er nichts von roten Haaren gehört, dann hätte er viel früher irgendetwas zu ihrer Rettung tun können. Vielleicht Gold stehlen und damit den Henker bestechen. Er starrte in die Flammenwand, die Schatten dort erschienen ihm wie Todesengel. Immer dichter schoss der Rauch gen Himmel, und lange Zeit wallte nur eine schwarzgraue Wand vor aller Augen. Romuald hörte das Feuer prasseln.
    Schließlich lichtete sich der Qualm. Die Flammen leckten hoch an Aurelia am Pfahle, die Ketten um ihren Leib klirrten. Sie brannte, er sah den grellen Umriss leuchten.

    Es zerriss ihn, er ertrug den Anblick nicht länger.
    Romuald taumelte von den Nonnen weg, an Männern, Weibern vorbei, prallte gegen den Esel, der mit einem Huf scharrte. Er rannte davon, drängte jeden Widerstand zur Seite. Weg, nur weg von dieser Qual.
    Kaum hatte er den Domplatz hinter sich gelassen, versagten seine Kräfte, von jetzt auf gleich. Er sank vor einem Haus auf eine steinerne Stufe.Tiefe Schluchzer brachen aus seiner Brust.
     
    Noch heißer schien der Odem, der auf Aurelias schon glühende Wangen schlug, dicht wurde der Rauch wie … wie von Nebelöl? Es roch auch so! Bitter wie Wespengall und Wacholder. Schwarzgrauer Rauch hüllte sie ein und machte sie für die Menge unsichtbar.
    Der Henker hüpfte auf sie zu wie ein Gnom und stellte sich hinter sie. Grobe Finger prüften, ob ihr Knebel richtig saß. Sie hörte den Schlüsselbund, gleich würde sein Messer in ihr Herz dringen. Mutter,Vater, braucht nicht länger warten …
    Doch sie fühlte keinen Stich.
    Er löste ihre Kette? Zerrte sie zum Bündel, schlug es auseinander. Grauenvoll … Dort lag eine junge Frau, mit dickem Bauch, aufgedunsen, tot, sie musste im Rhein ertrunken sein. Sie war schon mit Seilen in derselben Weise wie Aurelia selbst verschnürt. Der dichte Nebelrauch nahm der Menge jede Sicht. Der Henker packte die Frau an zwei Schlaufen, schaffte sie mit einem Ruck vor den Pfahl, kettete die Tote an ihrer statt an.
    Er warf Aurelia auf das Tuch nieder, rollte sie wie einen Teppich ein. Sie sah nur noch glimmendes Holz und den Stiefelabsatz des Henkers, als er sie hochhob und mit ihr durch eine grelle Flammenwand sprang. Auf einmal war da Sandboden, nur für ein paar Schritte, dann fühlte sie schon einen Schlag im Kreuz. Sie lag auf einem Brett.

    Und wieder rumpelte es unter ihr. Ein Wagen – man schaffte sie auf einem Wagen davon. Aurelia brannten die Augen vom Rauch, nichts konnte sie durch den Schlitz im Tragtuch erkennen, durch den sie ins Tageslicht blinzelte.
    Welch noch schrecklicheren Tod als den im Feuer konnte man für sie ersonnen haben?
     
    Füße, Beine, Räderwerk zogen an Romuald vorbei und bewegten sich durch den Schmutz. »Aurelia, oh Gott, warum?«,

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