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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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zuständig war, klangen Aurelia noch in den Ohren. Ohne schriftliches Siegel des Kaisers auf dem Bestellbrief gibt es kein Geld. Auch wenn sie Zeit gewinnen wollte, sie musste zumindest so tun, als ob sie alles für die Große Wandlung vorbereitete. Von den acht Wochen, bis der Kaiser Ergebnisse sehen wollte, waren zwei schon fast verstrichen.
    »Heißet unseren Gast willkommen!«, rief der Kaiser vom Kopfende des Saales.
    Schnellen Schritts kam ein kräftiger, hochgewachsener Mann mit schwarzen Locken in einem rotgrün gesäumten, mit Silberfäden bestickten grünen Hofmantel hereingestürmt. Er riss sich die hohe Mütze mit Federbusch und Goldlitzen vom Kopf und verneigte sich vor dem Kaisertisch. »Fürst Laszlo Batthyány entbietet seinem König den Gruß.«
    Aurelia erinnerte sich nicht an alle Einzelheiten der verworrenen Zusammenhänge, die ihr von Rüdesheim auf dem langen Ritt von Augsburg durch die Berge auseinandergesetzt hatte. »Wer ist das?«, fragte sie leise den Mathematicus neben sich.
    »Der Anführer der ungarischen Adelspartei, die den Kaiser als König auch in Ungarn herrschen sehen will«, antwortete er ihr.
    »Die wollen nur ihre Stephanskrone wieder haben, glaubt mir«, flüsterte der gebeugte, alte Griechisch-Lehrer.
    Von der heiligen Krone war Aurelia schon öfter über einem Brei im Gesindehaus erzählt worden. Die Krone selbst galt als die eigentliche Herrscherin, denn ihr gehörte das Land, so glaubten die Ungarn. Nur ein König, der mit ihr gekrönt wurde, konnte rechtmäßig Gebieter über das Reich der Ungarn werden.

    Aber die Krone war in den Besitz des Kaisers Friedrich III. gelangt, weil seine Vorfahren listenreich gewesen waren. Die frühere Königin Elisabeth hatte die Stephanskrone nach dem Tod König Albrechts von Habsburg von ihrer gerissenen Kammerfrau einfach stehlen lassen und damit die Stephanskrone für den noch ungeborenen Thronfolger Ladislaus Postumus gesichert. Doch auch diesen hatte der Tod hingerafft. Nun war der Kaiser Friedrich III. der Erbe des ungarischen Königstitels und der Krone geworden.
    »Willkommen am Tisch Eures Königs!« Der Kaiser erhob sich.
    Die Hofleute legten zeremoniell die rechte Hand auf das Herz und deuteten eine Verbeugung an.
    Fürst Laszlo ließ den Blick über die Versammlung schweifen. »Ungarn bringt Euch ein Ostergeschenk!« Seine Hand wies zur Tür. Ein grünrot gewandeter Diener rollte ein Wägelchen herein, worauf ein Buch lag.
    Alle Blicke richteten sich auf die goldene Schnalle, die das Pergament zusammenhielt. Fünf runde rote Edelsteine prangten darauf.
    Laszlo hob das Buch mit beiden Händen vom Wägelchen, trat vor zum Tisch und hielt es wie ein Bittsteller dem Kaiser unter die Augen. »Hierin ist verzeichnet der Tribut, den die Edlen von Ungarn Eurer Sache zollen.«
    Zwei Kronen waren besser als eine. Aurelia hatte von den Staatshändeln zwischen dem Reich und Ungarn nur so viel begriffen, dass seit Jahrzehnten die Herrschaft über Böhmen, Ungarn und Habsburger Lande umstritten war. Die Bündnisse wechselten häufig. Als junger Mann hatte der Kaiser von einem Teil des ungarischen Adels die Krone Ungarns angetragen bekommen, aber inzwischen hatte sich der ungarische Fürst Matthias Corvinus als neuer König des Landes bemächtigt und rief zum Aufruhr gegen den Kaiser, mit der Unterstützung des anderen Teils des ungarischen Adels.

    Der Kaiser erhob sich und legte die rechte Hand auf die goldene Buchschnalle. »Ich erkenne den Tribut an.«
    Wieder schlugen alle die Rechte vor die Brust.
    Der Kaiser wies auf den freien Platz an der Adelstafel ihm gegenüber. »Teilt mit uns das Mahl!«
    Der Tänzer im gelbrot gefleckten Wams sprang wie von Zauberhand herbeigerufen, eine lustige Weise flötend, zwischen den Bänken umher, zwei Jungen schlugen die Trommel, dann trugen die ersten Diener duftende Taubensuppe auf.
    »Erst wenn sie beim dritten Gang sind, bekommen wir auch etwas«, flüsterte der alte Griechisch-Lehrer voller Ungeduld.
    Aurelia betrachtete die Adeligen und bemerkte ihre feine Art, die Suppe mit Zinnlöffeln einzunehmen. Kein Schlürfen war zu hören, kein Rülpser. Die Kleine Prinzessin schenkte dem fürstlichen Gast auf Geheiß des Kaisers mit eigener Hand ein Glas Wein ein – was keinem der Hofleute entging. Eine Äbtissin reckte gar den Hals, um jede Geste am Kaisertisch verfolgen zu können, denn daran bemaß sich die Ehre, die der Kaiser seinen Gästen gewährte.
    Hinter Aurelia und den Lehrern drängte ein

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