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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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ums Mittagsbrot gehen, da schob sich ein Schatten hinter einer Säule hervor.
    Sie erschrak, als von Rüdesheim sie am Ellenbogen griff und in einen Winkel hinter dem nächsten Treppenlauf zerrte.
    »Hat sie Euch endlich vorgelassen, das launische Weib. Was hat die kleine Hure von Euch gewollt?«, flüsterte der Legat.
    Sein rundes Gesicht schien Aurelia vor Wut fast so rot wie sein Gewand. Sie war so überrascht, dass sie nach Luft rang. »Woher wisst Ihr, dass die Kleine Prinzessin mir Audienz gewährt hat?«
    »Ich weiß immer, wo Ihr gerade seid«, sagte er kalt. »Also: Was hat sie von Euch gewollt?«
    Aurelia fasste sich. Konnte sie auf den Rückhalt beim Kaiser wirklich schon bauen? Noch hatte sie nichts vorweisen können. Es besorgte sie auch, dass der Kaiser ihr Aufträge erteilte, ohne das nötige Geld für die Materialien bereitzulegen. Sie brauchte den Legaten, wenn sie am Hof nicht untergehen wollte. Grob drückten sich die kurzen Finger von Rüdesheims in ihr Handgelenk.
    »Besseres Türkenpulver für den Bruderkrieg«, sagte sie.
    Der Legat lockerte seinen Griff. »Sonst nichts?«
    Aurelia schüttelte den Kopf.
    »Margret führt etwas im Schilde. Beobachtet gut.« Er griff ihr in den Bart, zog bisschen daran. »Vergesst nicht, dass Ihr nichts als mein Auge und Ohr bei Kaiser und Prinzessin seid.«
    Seine Wut raubte seinem Blick die Kälte, und vielleicht milderte das die Drohung und half ihr denken. Er hatte sie am Hofe eingeführt, er konnte sie ohne Schaden für sich selbst gar nicht enttarnen. Aurelia nahm ihm ganz langsam die Hand von ihrem Bart weg. »So lasst Euer Aug-Ohr nicht verhungern. Gehen wir zu Tisch, Legat?« Aurelia hielt dem kalten Blick aus den braunen Augen stand.
    Von Rüdesheim schnippte mit den Fingern, wandte sich auf dem Stiefelabsatz um und raffte den roten Mantel am Pelzbesatz. Mit einem Knurren ging er voran.

30
    D as endlose Ostergeläut der Glocken im Turm der Palastkirche dröhnte und dröhnte in ihrer Erinnerung, dabei war die Messe schon seit zwei Stunden vorbei. Oder sirrten ihre Ohren vor Aufregung? Noch immer konnte Aurelia die Hände kaum ruhig halten. Sie wartete, halb verdeckt von einer Wappentafel im Winkel des Festsaals. Die Höflinge vor ihr drängten sich bis zu einer Linie, die unsichtbar im Raum, aber von allen beachtet, ein großes Geviert im Raum frei ließ. Nur der Kaisertochter Margret verdankte Aurelia es, dass sie überhaupt hier im Festsaal stehen durfte.
    »Die Wittelsbacher bestürmen mit Regensburg schon wieder eine freie Stadt des Reiches, die Ratsherrn flehen den Kaiser um Entsatz an«, flüsterte einer der dicklichen Gesandten im Gefolge.
    »Der Kaiser hat zu Haus zu tun. Habt ihr nicht gehört, dass sein Bruder ihm wieder den Krieg erklärt hat?«
    Sie gingen weiter. Aurelia blieb im Schutz der Wappentafel stehen. Alle warteten auf die kaiserliche Familie. Durch die hohen Fenster schien die Sonne auf die lange Tafel für den Hofstaat sowie auf die Seitenbänke und tauchte den prächtig geschmückten Saal in weiches Licht.
    Der Legat hatte es mit Absicht getan, kein Zweifel. Sonst hätte er Aurelia den Alptraum dieses Morgens leicht ersparen oder sie zumindest vorwarnen können, wie zeremoniell der Ostertag, das größte Fest der Christenheit, am Hofe des Kaisers begangen wurde.
    »Wo steht denn der fremde Fürst, den zu verwöhnen sie uns
aufgehalst haben?« Ein einfacher Gewandmeister reckte das Kinn.
    »Noch nicht da, der wäre auch nicht zu übersehen«, erwiderte ein Kammerdiener.
    Aurelia kümmerte sich nicht um das Gerede des Gesindes. Sie trug noch schwer an der Schmach, die man ihr am Morgen zugefügt hatte.
    Kaum war sie aus ihrem Turmstübchen in das Gesindehaus gekommen, hatte sie der erstbeste Kammerdiener angepflaumt, dass zu Ostern niemandem Feder- oder Goldschmuck erlaubt sei, der nicht von Stand geboren war. Atemlos vom Trepp auf, Trepp ab war Aurelia ohne Hutfeder zurückgelaufen, nur um danach den Anschluss ans Gesinde zu verpassen, welches sich je nach Rang ihres Dienstherrn im Palasthof aufstellte.
    Die Leute hielten die Reihen so fest geschlossen, dass Aurelia immer weiter an spöttischen Gesichtern und hochnäsigen Weibsleuten, die sonst Wäsche wuschen, entlanglaufen musste, bis sie es endlich begriff: Sie besaß noch gar keinen offiziellen Rang hier und musste sich ganz hinten vor dem Haufen Pferdemist bei den ehrlosen Musikern, Schaustellern und Kammerjägern hinstellen. Für sie als Rangloser blieb nur der Platz unter

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