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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Schreiber zum Mathematicus. »Esst euch heute satt, Freunde. Der Kaiser wird uns das Bier bald kürzen.«
    »Welch freudige Osterbotschaft, Gevatter.«
    »Woher weißt du’s?«, fragte der gebeugte Griechisch-Lehrer mit dünner Stimme. »Reicht es nicht, dass er uns den Scheffel Hafer für die Pferde auf einen halben gekürzt hat?«
    »Der neue Wappner schreibt mir Summa um Summa, die ich ins Heerlager vor Wien senden soll.«
    »Kennt man den?«, fragte der Mathematicus, die Hand beim Ohr.
    »Ein Kerl aus dem Reich, schreibt wie gestochen klar mit der Hand und setzt sogar die Ligaturen wie wir am Hof. Mit Romualdus zeichnet er.«

    Aurelias Kopf flog herum. »Von wo schreibt er?«, entfuhr es ihr, ehe sie sich bewusst wurde, wie gefährlich ihre Wissbegier war.
    »Was geht es Euch an, Heliodor?«
    »Lasst ihn sprechen.Vielleicht kennt er ihn. Er ist doch weit gereist. Dann könnte man einschätzen, wie gut dieser neue Wappner die Lieferlisten nachrechnen kann.« Der Schreiber kratzte sich am Kinn.
    Aurelia suchte nach einem Ausweg.Wer weiß, wer von den Männern hier zu den Zuträgern des Legaten gehörte? Sie holte tief Luft, damit ihre Stimme nicht vor Aufregung zu hell klang. »Fügt er den Bogen des F zum L mit einer Blumenschleife?« So hatte Romuald es immer in den Liebeszetteln an sie getan.
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte der Mathematicus.
    »Dann ist er von Speyer geschickt. Dort war mein …« Was nur könnte sie unverfänglich lügen? »… mein letztes Amt. Die Factura für mein Honorar war von einem Romualdus gezeichnet. Deshalb fragte ich.«
    »In Speyer war er? Hört, hört.« Der Mathematicus hob die Braue und tat, als sähe er Aurelia das erste Mal. Zum Schreiber gewandt sagte er: »So ist der Mann kaisertreu, wenn der dortige Stadtrat ihn schickt.«
    »Macht uns dies denn das Leben fetter?«, fragte der Alte.
    »Wohl kaum.«
    »Die Taubensuppe kommt. Lobet die Herrn, dass sie uns etwas übrig gelassen haben.«
    Die Lehrer wandten sich zu den kleinen Tafeln für die Hofleute an den Seiten des Saals und setzten sich auf einfache Hocker an die Holzteller.Aurelia zauderte, ihr war der Hunger vergangen. Endlich hatte sie eine Spur, wohin Romuald gesteckt worden war. Als Wappner war er vorerst außer Gefahr, richtete er dem Heer die Waffenlager und sorgte für Speer und
Schwert. Romuald war sicher nicht so dumm, sich mit der Hofkanzlei anzulegen, selbst wenn er aus den Abrechnungen nachvollziehen konnte, wie viel die Schreiber für sich vom Gold abzweigten. Aurelia sorgte sich viel mehr, dass er mit hinaus aufs Schlachtfeld musste, wenn es zum Krieg kam.
    »Esst mit uns, Heliodor.« Der Mathematicus winkte von der Tafel. »Sonst werdet Ihr noch dünner, als Ihr eh seid, wenn uns die Speis gekürzt wird.«
    Aurelia nahm neben dem Alten Platz und senkte den Holzlöffel in die Taubensuppe. »Gern«, presste sie zwischen den Lippen hervor.
    Der Sud schmeckte herrlich. Mit gewärmtem Magen fasste sie Mut. Vielleicht konnte sie von dem Schreiber gar noch mehr über Romuald erfahren. »Gesegnete Ostern dem Kaiser!«

31
    I hr habt Euren Springer nicht geschützt.« Die Kleine Prinzessin nahm die Figur aus Elfenbein vom Schachbrett. »Er steht schon lange frei.« Sie ließ den Springer in das kleine Ebenholzkästchen neben dem Spieltisch fallen.
    Das Klackern tat Aurelia richtig weh in den Ohren. »Gesehen hab ich’s wohl«, log sie, »doch wie zu retten, habe ich nicht gewusst.« In den Tagen nach Ostern hatte sich die Kleine Prinzessin in den Kopf gesetzt, Aurelia ihrerseits zu belehren. Nach jeder Stunde Alchemia verbrachten sie eine mit dem Schachspiel. Heute hatte sie das Spielbrett in der Studierstube unter der Sternwarte aufbauen lassen. Sternkarten und astrologische Berechnungen bedeckten jeden Zoll der Wände. Die kostbaren Fernrohre verwahrte der Kaiser allerdings in der Schatzkammer.
    »Ihr werdet bald ein gewiefter Spieler sein, Heliodor, Ihr lernt schnell.« Die Prinzessin hatte die Ärmelaufschläge ihres blauen Kleides fast bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt. Weiß und weich glänzte ihre Haut. Mit feinen Fingern hob sie den Läufer aus Ebenholz auf ein Feld unweit der weißen Dame und schenkte Aurelia dabei einen Blick voller Liebreiz mit den eisblauen Augen.
    »Das hoffe ich, Prinzessin.« Aurelia war nicht entgangen, dass die Prinzessin vor jeder Partie ihr Gefolge aus dem Raum schickte. Sie setzte einen Bauern vor und bedrohte einen schwarzen Turm.
    »Seid Ihr Eurer Hellsichtigkeit

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