Die Goldmacherin Historischer Roman
roter Mantel … Von Rüdesheim kommt angeritten. Was wollte der bei Cilli?«
»Der Papstmann soll wohl in Wien mit dem Habsburger Albrecht verhandeln.«
»Die Brüder werden nie einig, sonst wären sie es längst. Bald ist Österreich so schwach, dass der Ungarnkönig es sich nur zu pflücken braucht.« Pankraz erhob sich und grüßte mit der erhobenen Faust den Legaten, der sein Pferd schon den kleinen Pfad zur Schreiberbank her lenkte.
Romuald neigte den Kopf zum Gruß. Er würde es wagen und den Legaten um Nachricht für Aurelia bitten.
Der Kirchenmann tätschelte sein Pferd am Hals, der falbfarbene Hengst war kräftig und sicher schnell. »Pankraz, nimm dein Pferd und stell mir hundertfünfzig Söldner auf, die schon
mehr als eine Stadtmauer haben brechen sehen.« Er lachte wie ein Hochzeitslader, lustig blitzten seine Augen im runden Gesicht.
»Von denen, die was taugen, Herr, kommt keiner, wenn ich ihm nicht gleich einen Sack guter Pfennige in die Hand drücken kann.« Pankraz verschränkte die Arme vor der in Leder gepackten Brust.
Der Legat griff in seinen roten Umhang. »Da, für dich!« Ein rundes Beutelchen flog durch die Luft.
Doch Pankraz ließ es einfach vor sich auf den Boden fallen. Dem Legat gefror das Lachen im Gesicht. Das Säckchen war aufgeplatzt, Golddukaten schimmerten in der Sonne.
»Das muss reichen, Armbruster.« Die Stimme hoch vom Pferd war kühl.
»Mir reicht es, gewiss. Doch was habt Ihr den Söldnern zu bieten? Gotteslohn?«, erwiderte Pankraz gelassen.
Der Legat wies mit der Hand zu Romuald herunter. »Er wird nachher die Kisten säuberlich zählen, die ich dem Cilli ins Fürstenzelt gestellt habe.« Er sah ihn an. »Du kannst alle Woche jedem Mann, der für unsere Sache kämpft, zwei Silberpfennig zahlen.«
Romuald wusste, was sich geziemte. Er stand auf, ging zum Pferd und verneigte sich. »Wenn Ihr es befehlt.«
Der Legat wollte schon sein Pferd wenden. Doch Pankraz griff an den Maulzügel. »Kauft Ihr die Hundertschaft oder der Kaiser?«
Der Blick des Legaten ruhte auf der Hand auf dem Zügel, er hielt sich kerzengerade und rührte sich nicht.
Romuald löste Pankraz’ Finger vom Lederriemen. »Lass,« sagte er. Pankraz trat zurück und hob den Beutel mit dem Geld vom Gras auf.
»Gut, dass du Vernunft zeigst.« Der Legat beugte sich hinunter. »Mein Wort ist des Kaisers Wort.Vergiss deinen Rang nicht,
Landsknecht.« Der Legat griff zum Zügel, der Hengst schnaubte. »Mach Platz,Wappner.«
Romuald blieb im Weg stehen. »Erlaubt mir eine Bitte.« Er griff in sein Hemd und holte den Brief an Aurelia hervor. Er hatte ganz klein und eng geschrieben, damit das dünne Pergament leicht zu verstecken war. Wer wusste schon, welche Augen auf Aurelia achteten? Im Gefolge des Grafen Temeritz habe man sie am Hofe untergebracht, hatte ihm der Legat gestern bei seiner Ankunft bei der Feldmesse zugeraunt. Aurelia schreibe Geheimbotschaften für die Bemühungen der päpstlichen Gesandtschaft um ein Bündnis des Kaisers mit Ungarn.
»Was denn noch?«, fragte von Rüdesheim ungeduldig.
Romuald reichte ihm den kleinen Brief am Knie vorbei nach oben. »Verzeiht, hoher Herr, ich weiß, dass Ihr weder Bote noch Diener seid.« Der Blick der braunen Augen im runden Gesicht des Legaten drang nur noch fester in ihn. »Nehmt die Zeilen aus Barmherzigkeit mit.«
Der Legat lachte mit geschlossenem Mund, seine Lippen verharrten zwischen Spott und Nachsicht. »Nun gut. Ich will schauen, was ich tun kann.« Er nahm das dünne Pergament und steckte es in sein Gewand. »Nächste Woche erhaltet ihr Befehl, wohin die neuen Mannen mit euch laufen sollen«, rief er ihnen noch zu. Dann drückte er dem Hengst die Stiefel in die Seiten und ritt Richtung Neustadt davon.
»Dein Täubchen gurrt am Hof in einem Gefolge, hast du gesagt?« Pankraz kniff ein Auge zu. »Sieh zu, dass du sie bald dort wegholst.« Er griff sich in den Schritt. »Am Hof warten die Adelsfalken doch nur auf frische Beute.«
»Wir sind verlobt«, entgegnete Romuald. Aurelia wusste sich zu wehren, wenn einer ihr nachstellte, dessen war er sich sicher.
Pankraz lachte aus vollem Hals. »Narr! Was gilt am Hof ein
Versprechen vor einem Pfaffen, wo man sich nicht mal um das Wort des Papstes schert.« Er winkte ab. »Lass uns nach den Truhen sehen, was wirklich darin zu finden ist. Den Hofleuten traue ich nicht, selbst wenn sie von der Kirche sind.«
Romuald schloss die Lasche über dem Schreibzeug und packte die Listen ein. So sehr er
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