Die Gottessucherin
war aus seinem Gesicht verschwunden. »Mein Bruder zwingt uns, gegen unsere Überzeugung zu handeln«, erklärte die Regentin. »Wir willigen in die Eheschließung ein. Aber auch wir stellen eine Bedingung. Zwar darf die Firma Mendes wieder ihre Geschäfte aufnehmen, um ihre Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen, aber die Schiffe mit den portugiesischen Flüchtlingen, die Esmeralda und die Fortuna, bleiben bis zum Tag der Hochzeit im Hafen, als Faustpfand der heiligen Sache. Niemand an Bord, ob Mann oder Frau, Greis oder Kind, darf auch nur einen Fuß an Land setzen.«
Aragon nickte. »Ein Gleichgewicht der Kräfte.« Dann strahlte er Gracia an. »Hatte ich Euch nicht versprochen, für eine Lösung zu sorgen?«
Statt ihm eine Antwort zu geben, verbeugte Gracia sich vor der Regentin. »Dann bitte ich, mich entfernen zu dürfen.« Zusammen mit Reyna bewegte sie sich rückwärts zur Tür. Aragon hob die Hand. »Eure Tochter bleibt hier«, erklärte er. »Sie wird die Regentin nach Brüssel begleiten. Bis zur Hochzeit ist wenig Zeit, und wir müssen sie auf ihr Leben bei Hofe vorbereiten.«
Er nahm Reynas Hand und hauchte einen Kuss auf ihre Finger. Reyna wurde noch röter, und um ihren Mund spielte ein verlegenes, dümmliches Lächeln, das Gracia fast noch mehr entsetzte als der unverhohlene Triumph im Gesicht ihres künftigen Schwiegersohns.
26
Diogo stöhnte leise auf vor Lust. »Endlich sind wir allein ...«
Brianda drückte die Tür der Schlafkammer zu, und während ihr Mann sie bestürmte, sie küsste und umarmte und an sich presste wie ein Verhungernder, der sich an ihr sättigen wollte, öffnete sie seine Hose. Fordernd sprang sein Glied ihr entgegen. Für einen Moment flackerte auch in ihr die Begierde auf, ein kurzes heftiges Verlangen, als wollte ihr Körper sie spüren lassen, wonach ihr Herz sich verzehrte.
»Zieh dich aus ...«, stammelte er. »Ich will dich. Jetzt ... jetzt gleich!«
Eilig streifte sie die Kleider vom Leib, die Korsage, den Rock, und bevor sie das Hemd über den Kopf zog, spuckte sie sich unauffällig in die Hand, um die trockenen Lippen zwischen ihren Schenkeln anzufeuchten, ohne dass er es merkte. Sie war entschlossen, ihren Mann glücklich zu machen, zur Feier und zum Abschluss dieses Tages, an dem das Schicksal ihr Diogo zurückgegeben hatte.
»Komm, komm her zu mir...«
Sie zog ihn zu sich aufs Bett. War dieser Tag ein Neubeginn, ein zweiter Anfang ihrer Ehe? Sie hatte Diogo nie gewollt, sich nur der Vernunft und dem Willen ihrer Schwester gefügt. Aber vielleicht würde sie ja lernen, ihren Mann doch noch zu lieben, so wie sie Tristan da Costa geliebt hatte. Und vielleicht würde auch Diogo sie lieben, eines Tages, anstatt sie nur zu begehren ... Erst in dem Augenblick, da der Scharfrichter das Beil gehoben hatte, um ihm die Hand abzuhacken, nach Stunden des Wartens, in unerträglicher Ungewissheit - erst da hatte Brianda begriffen, wie groß die Gefahr wirklich war, in der sie lebten, La Chica und sie. Ja, sie wollte Diogo glücklich machen, wenigstens in dieser Nacht. Er war ihr Mann, und sie war seine Frau, und zusammen hatten sie eine Tochter, für die sie sorgen mussten. Das war ihre einzige Pflicht, das Einzige, was in ihrem Leben zählte und worauf es ankam.
»Ich ... ich liebe dich«, flüsterte sie.
Sie schloss die Augen, um ihn zu empfangen. Machtvoll senkte sich sein Leib auf sie herab und drängte zwischen ihre Schenkel. Doch er war kaum in sie eingedrungen, da spürte sie, wie er zu schrumpfen begann. Immer weicher, immer kraftloser wurde er, mit jeder Bewegung - kaum dass sie seine Stöße noch spürte. Wie konnte das sein? Ausgerechnet heute? Auch wenn Diogo sie nicht liebte, er hatte sie immer begehrt. Sie schlang ihre Arme um ihn, versuchte, ihn festzuhalten in sich, damit er wieder wüchse in ihrem Schoß, und obwohl sie selbst keine Lust empfand, keuchte und stöhnte sie, wie es angeblich die Dirnen im Goldenen Anker taten, um die Lust ihrer Freier anzufachen. »Gib dir keine Mühe, ich mag das nicht«, sagte Diogo und rollte zur Seite.
Als würde er sich vor ihr schämen, bedeckte er seine Blöße mit einem Laken. Brianda hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. »Habe ich etwas falsch gemacht?«, sagte sie unsicher. »Warum fragst du?«, erwiderte er. »Habe ich dir einen Vorwurf gemacht?«
»Ich ... ich wollte doch nur, dass du glücklich bist, gerade heute ...«
Während sein Schweigen ihre Worte verschluckte, wagte sie nicht, sich zu
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