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Die Gottessucherin

Die Gottessucherin

Titel: Die Gottessucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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die Gunst des Kaisers. Karl hatte ihn von seinem Schwager Dom Jono aus Portugal angefordert, um die Converso-Angelegenheiten in den Niederlanden von Grund auf neu zu regeln. »Was stört Euch an unserem Brauch?«, fragte Diogo. »So geht es eben, wenn man sich nicht an die Regeln hält. Der Mann hat gewusst, worauf er sich einlässt. Außerdem - ich dachte, Ihr wäret ein bisschen Blut gewöhnt?«
    Noch während er sprach, fuhr das Beil auf den Arm des Kapitäns nieder. Doch die Hand war noch nicht in den Korb gefallen, da wurde im Saal eine Glocke geschlagen. Im selben Moment verstummte das Geschrei, kein Mensch interessierte sich mehr für den englischen Zollpreller, stattdessen richteten sich aller Augen auf Diogo.
    »Meint Ihr - das ist unser Schiff?«, fragte Aragon mit unsicherem Lächeln.
    »Habt Ihr Euch etwa Sorgen gemacht?«, erwiderte Diogo.
    In Windeseile verbreitete sich die Meldung. Ja, die Gloria war endlich eingelaufen, das größte Schiff der Firma Mendes. Seit Wochen wurde der Segler schon erwartet.
    »Mir fällt ein Stein vom Herzen«, sagte Aragon.
    »Meine Gratulation«, sagte Diogo. »Jetzt seid Ihr ein reicher Mann.«
    Sie drückten einander die Hand. Lächerliche tausend Dukaten hatte das Getreide gekostet, mit dem der Schoner von Antwerpen aus in See gestochen war. Das Getreide hatte sich unterwegs in Chinaseide verwandelt und diese wiederum in Madeirawein. Jetzt, nach der glücklichen Heimkehr des Seglers, war die Ladung ungefähr zwanzigmal so viel wert wie bei der Ausfahrt. Ein hübscher Gewinn. Bester Laune machten die beiden sich auf den Weg zum Hafen.
    »Was sind denn das für Hungergestalten?«, fragte Aragon, als sie die Anlegestelle der Gloria erreichten.
    Abgemagerte Männer in dreckigen Lumpen, die aussahen, als hätten sie seit Wochen kaum zu essen bekommen, entluden die Fracht. Dabei brachen sie unter der Last der Fässer, die sie an Land schleppten, fast zusammen.
    »Hungergestalten?«, fragte Diogo. »Das sind die besten Schauerleute von Antwerpen.«
    »Ah, ich verstehe«, erwiderte Aragon. »Nur seltsam, dass sie alle Portugiesisch sprechen.«
    Die Männer tauschten einen verständnisinnigen Blick. Aragon hatte die Zufahrt der Gloria im Hafen von Lissabon erwirkt - in Portugal herrschte Hungersnot, und König Dom Jono brauchte Getreide. Dafür aber, dass Diogo den Gewinn mit Aragon teilte, drückte der nun beide Augen zu, als sich die aus Portugal geflohenen Conversos, als Schauerleute getarnt, von Bord der Gloria stahlen, um in den Niederlanden ein neues Leben anzufangen. Das war die Art von Geschäften, wie Diogo Mendes sie liebte und wie sie nur in Antwerpen möglich waren!
    »He - du da! Stehengeblieben!«
    Diogo fuhr herum, als er die Stimme hörte. Sie gehörte dem Hafenkommandanten, einem rotgesichtigen Dickwanst namens Hans Suurbier, der bei allen Marranen als Judenhasser gefürchtet war. Mit einem speckigen Dreispitz auf dem kahlen Schädel hatte er sich vor einem jungen Flüchtling aufgebaut. Diogo erkannte den Mann sofort - der Kommandant hatte ausgerechnet Samuel Usque erwischt.
    »Hose runter!«, befahl Suurbier und zog seinen Säbel. »Ich will deinen Schwanz sehen.«
    Blass vor Angst, stellte Samuel sein Fass zu Boden. Diogo spürte, wie die Wut in ihm hochkochte. Aber er konnte nicht eingreifen. Er würde nur das Leben der anderen Flüchtlinge gefährden. Ein paar wurden immer erwischt, das war die Regel. »Na, worauf wartest du?«
    Samuel nestelte bereits an seinem Hosenbund - da sprang Aragon in die Bresche. »Einen Moment!«, rief er und legte seine Hand auf den Säbel des Kommandanten. »Die Fracht wurde geprüft. Es gibt keine Beanstandungen.«
    »Die Fracht vielleicht«, erwiderte Suurbier. »Aber nicht die Besatzung. Der Kerl ist ein Jude. Die Stinktiere rieche ich zwei Meilen gegen den Wind.«
    »Das Schiff kommt aus Madeira. Da gibt es keine Juden.« »Das glaube ich erst, wenn ich seinen Schwanz gesehen habe. Der Schwanz ist das Einzige an einem Juden, was nicht lügen kann.« »Verweigert Ihr mir den Gehorsam?«, fuhr Aragon den Kommandanten an. »Lasst den Mann seine Arbeit tun, verdammt noch mal! Oder ich lasse Euch in Ketten legen!« Suurbier blähte die Backen auf, aber gegen den Kommissar des Kaisers war er machtlos. Wutschnaubend steckte er seinen Säbel in die Scheide. Samuel schulterte sein Fass und verschwand im Hafengewimmel.
    »Ich glaube, Ihr habt Euch eine Extraprämie verdient«, sagte Diogo, als Aragon zurückkehrte.
    »Wollt Ihr mich

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