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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Skrälinge verharrten nun ein paar Schritte vor
Aschure, und ihr Lachen und ihr Rülpsen verwandelte
sich in ängstliches Wimmern.
Als die Zauberin die Woge hinter sich spürte, ließ sie
sich mit dem Gesicht voran in den Schnee fallen und
machte sich so flach wie möglich. Die ausgestreckten
Hände umschlossen den Pfeil, dessen Spitze auf die Geisterhorden zeigte.
Das Lied donnerte über das Land, fegte über die Köpfe von Mensch und Tier hinweg, ließ Getreide hin und
her schwanken und brachte Häuser zum Beben. Die Bewohner warfen sich in Todesangst zu Boden, aber das
Lied tat ihnen nichts, beachtete sie nicht einmal; denn es
hatte nur ein Ziel, nur eine Bestimmung.
    Die Frau lag ausgestreckt im Schnee, hielt mit den Händen den Pfeil, und Körper wie Geschoß waren wie ein
Zeichen auf die Skrälinge gerichtet.
    Die an den Felswänden der Alpen und damit in der
Falle saßen.
Einige Skrälinge versuchten davonzulaufen. Aber sie
standen so ungeheuer dicht beieinander, daß sie sich gegenseitig behinderten. Etliche gerieten in Panik und
stürzten in die Fluten des Andakilsa, um sofort von den
Wassern verschlungen zu werden. Andere wurden am
harten Fels zu Tode gedrückt, als ihre Kameraden sich in
ihrer Not über sie schoben und drängten.
Und weiter rauschte das Lied auf sie zu. Es raste über
die Ruinen der Stadt Gorken, und die mächtige Burg erzitterte von seinem Dröhnen.
Das Lied toste über die Ebenen, die zum Paß führten,
und es jagte zwischen den beiden Kolonnen von Axis’
Armee hindurch, die sich an die Wände der Berge drückten, die Mitte aber freiließen. Nicht einem Mann wurde
ein Haar gekrümmt.
Und nun erblickte das Lied die Frau im Schnee, die
ihm so deutlich den Weg wies. Das Lied raste über
Aschure hinweg, und auch wenn ihr kein Leid geschah,
erzitterte sie doch unter seiner Macht.
Dann traf das Lied, gestärkt durch die Macht des wiedergeborenen Waldes, auf die wimmelnden Massen der
Geisterkreaturen.
Und die Skrälinge wurden niedergemäht. Glieder flogen von Rümpfen, Köpfe von Schultern. Unterkiefer rissen von Schädeln, und Zähne regneten zu Boden.
Die Skräbolde wurden in den Himmel geschleudert
und fielen in Fetzen herab.
Selbst die Eiswürmer, die zusammengerollt auf ihren Einsatz warteten, wurden eine Beute des Liedes und zerplatzten.
Innerhalb von kürzester Zeit hatte das Lied die gesamte Skrälingenschar ergriffen und zerrissen.
Und nachdem der Feind vollständig und ganz und gar
vernichtet war, verging das Lied des Waldes.
Tief im Süden und Osten summten die Bäume sich leise etwas zu, raschelten mit ihrem Laub und zeigten so
auf ihre Art ein hochzufriedenes Lächeln.
Habt Dank, Mirbolt, und auch Ihr, Erdbaum. Seid von
Herzen bedankt, Wald.
Vergeßt uns nicht, Aschure.
    Axis gab seinem Hengst die Sporen und starrte auf das,
was sich seinen Augen bot. Und hinter ihm staunten seine Soldaten nicht weniger.
    Wo vorher ein gewaltiges feindliches Heer gestanden
hatte, blies nun nur noch kalter Wind. Trieb Schnee fast
fürsorglich über Berge von Skrälingszähnen, dem einzigen Überbleibsel von Gorgraels einstmals unüberwindlich geglaubter Streitmacht. Und kurze Zeit später waren
selbst kleine Brisen zur Ruhe gekommen, und der Paß
hüllte sich in Stille und Schweigen.
    Aschure hatte Axis erzählt, daß der Erdbaum im Verein mit seinen Töchtern solche Macht auszulösen vermochte. Und daß es sich dabei um eine vielfach verstärkte Wiederholung der Macht handle, mit der der Erdbaum
in der Nacht des ersten Jultidenfestes die Skrälinge vernichtet habe.
    Axis hatte ihr geglaubt. Er konnte nur noch nicht so
recht fassen, daß dieses riesige Heer, das ihn so lange
geplagt und bedrängt hatte, nun wie mit einem Federstrich ausgelöscht und von der Erde getilgt worden war.
    Er sprang neben seiner Gemahlin aus dem Sattel und
hob sie hoch. »Ihr seht mich in tiefster Verehrung vor
Euch«, flüsterte er.
    Timozel lag zwischen den Felsen vor seiner Höhle und
zitterte, weil er es einfach nicht fassen konnte. Alle fort!
Alles verloren! Seine Vision … nichts davon hatte sich
bewahrheitet!
    Er stritt für einen mächtigen Herrn, und im Namen
dieses Herrn führte er das mächtigste Heer, das sich viele Meilen weit in alle Himmelsrichtungen erstreckte.
    …
aber dieses Riesenheer hatte sich von einem Augenblick zum anderen in ein Nichts aufgelöst.
Die ruhmreichsten Siege standen ihm bevor …
… aber leider überwogen die Niederlagen.
Im Namen seines Herrn

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