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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Zeit. Aber, ach und weh, dann kamen
die Winterstürme, die grimmiger waren, als je zuvor.
Viele erfroren auf dem Eis, andere wurden vom Meer
verschlungen.«
Urbeth warf einen Blick über die Schulter. »Sie sind
alle noch dort draußen, Häuptling. Irgendwo. Festgefroren auf dem Eis. Wenn sie auftauen, werde ich vielleicht
den einen oder anderen probieren.«
Axis legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter,
um ihn zurückzuhalten. Wer oder was auch immer dieser
Eisbär sein mochte, Ho’Demi stand wirklich kurz davor,
die Beherrschung zu verlieren.
Der Häuptling beruhigte sich wieder. »Ihr beliebt zu
scherzen, Urbeth.«
»Ich scherze? Treibe mit dem Entsetzen Scherz?«
Wenn die Bärin über Augenbrauen verfügt hätte, hätte
sie die jetzt bestimmt empört hochgezogen. »Ho’Demi,
ich pflege lediglich einen gewissen Humor. So etwas
solltet Ihr Euch bei Gelegenheit auch einmal zulegen.«
»Liebe Urbeth«, sprach nun Aschure, »geht es Euren
Jungen auch gut?«
»Ja, sehr sogar, Mond. Vielen Dank, daß Ihr so höflich
seid zu fragen.«
»Ich habe selbst ein Junges. Schaut nur, dort drüben,
da schläft es, eingehüllt in seine Decken, dort am Feuer.«
»Oh ja, ich sehe es. Wirklich ein hübsches Junges.«
Die Jägerin seufzte leise. »Junge können manchmal so
anstrengend sein, nicht wahr, Urbeth? Dann muß ich ihn
zum Beispiel wiegen und noch länger wiegen, bis er endlich beschließt einzuschlafen.«
»Ja, ja, Mond, das kenne ich auch nur zu gut«, stimmte die Bärin zu, und Axis fragte sich, ob er wache oder
träume.
»Es ist recht oft wirklich schwierig, ein Junges zum
Schlafen zu bringen. Aber Euch steht dabei doch mehr
Hilfe als mir zur Verfügung.«
»Was meint Ihr damit, Mond?«
»Meine Gezeiten«, antwortete Aschure. »Sie schaukeln Eure Jungen in ihrem Eisbau in den Schlaf. Deswegen glaube ich, daß Eure Jungen Euch nicht so viel Mühe
machen wie mir das meine.«
Die Bärin rutschte ein wenig verlegen auf dem Eis hin
und her und betrachtete angelegentlich ihre Tatzen.
»Nun, das muß ich wohl eingestehen, Mond. Danke auch
für diese Hilfe.«
»Dann darf ich wohl eine Gunst von Euch erbitten,
Urbeth. Ich schaukle Eure Jungen auch weiterhin in den
Schlaf, und im Gegenzug teilt Ihr Ho’Demi endlich mit,
was aus seinem Volk geworden ist.«
»Das hätte ich ihm auch so verraten, Mond«, erwiderte
die Bärin etwas gereizt und stellte sich wieder auf alle
vier Beine. »Deswegen hättet Ihr keine besondere Gunst
von mir erbitten müssen.«
Aschure lächelte: »Ich befürchtete aber, daß der
Häuptling sich jeden Moment auf Euch gestürzt hätte,
und da wollte ich ein Blutbad verhindern.«
Urbeth kicherte, und bei einem so mächtigen Tier
klang es wie Donnergrollen. »Fürwahr, Mond, das ist
Euch gelungen; denn wenn Ho’Demi sich wirklich auf
mich gestürzt hätte, hätte ich ihn mitsamt seinem ganzen
Gefolge zerrissen. Wohlan denn, Häuptling, fühlt Ihr
Euch wohl nun für Urbeths Humor gerüstet?«
Der Rabenbunder nickte heftig.
Die Bärin sah ihn listig an: »Aber seid Ihr auch bereit
für einen Spaziergang?« Damit drehte sie sich um und
trottete in nordwestlicher Richtung am Ufer des Iskruel
Ozeans entlang.
Den Rabenbundern blieb nichts anderes übrig, als ihr
zu folgen. Rasch wurden die Zelte abgebaut und die
Pferde gesattelt, und dann marschierte der gesamte Zug,
achttausend Rabenbunder und dreitausend Achariten,
der Bärin hinterdrein. Urbeth trottete gemütlich, aber
stetig, grunzte gelegentlich und blieb nur selten stehen,
um sich am Nacken zu kratzen, weil sie dort ein Juckreiz plagte.
Niemand sprach ein Wort. Die Rabenbunder waren
entweder zu angespannt oder zu sehr von Ehrfurcht erfüllt, und die Achariten konnten noch immer nicht fassen,
wie ihnen hier geschah, und wußten nicht, was sie dazu
sagen sollten.
Aschure sorgte dafür, daß die Alaunt dicht hinter Venator blieben. Sie zweifelte nämlich nicht daran, daß ihre
Hunde, wenn sie Urbeth zu nahe kämen, von dieser eine
ordentliche Tracht Prügel beziehen würden.
Die Bärin führte die Streitmacht den ganzen Tag lang
nach Nordwesten, bis der Totholzwald wie ein dunkler
Schatten am Horizont auftauchte. Hier blieb sie stehen,
gähnte, legte sich hin und rollte sich zum Schlafen zusammen. Den ganzen Weg über hatte Urbeth kein Wort
verloren.
Die Männer saßen an diesem Abend meist schweigend
an ihren Lagerfeuern, und viele warfen immer wieder
Blicke auf den großen und schnarchenden

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