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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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am
Eisbärenstrand zum Vergnügen reiten gehe. Davon abgesehen erwarten mich, wie schon gesagt, andere Pflichten.
Vor allem gegenüber«, sie sah Axis an, »dem Haus der
Sterne.«
Freierfall nickte zustimmend, Stolz leuchtete aus seinen Augen, und beugte dann ein Knie. Er legte den Ring
vor sich auf den Marmor und streckte die Hände aus,
damit der Krieger sie ergreifen konnte.
Dann sprach der Thronfolger: »Sternenmann, vor allen
Anwesenden nehme ich die Ehre an, die genannten Ländereien mitsamt ihrer Bevölkerung, allen Steuern und
allen Vergünstigungen zum Lehen zu erhalten. Ich leiste
Euch den Treueid und schwöre bei meiner Ehre, daß sowohl ich als auch meine Nachkommen Euch an allen
unseren Tagen treu und getreulich dienen wollen.«
Dann wiederholte der Jüngling zur Überraschung von
Sternenströmer und Dornfeder den Eid auch vor der Zauberin.
Als Aschure ihn hochzog und küßte, bückte sich Axis,
hob den Halsring auf und legte ihn Freierfall rasch um,
ehe er sich wieder anders besinnen konnte.
»Mit diesen Zeichen der Würde binde ich Euch an Euer Amt, Krallenfürst«, erklärte er feierlich.
Er half Freierfall auf und fragte dann in die Runde:
»Möchte nun vielleicht jemand Aschure, Caelum und mir
etwas zu essen und zu trinken anbieten. Wir sind weit
und hart geritten, um zu Euch zu kommen, und was mich
angeht, so fühle ich mich doch etwas erschöpft.«
Sternenströmer nahm ihn am Arm. »Dann folgt mir,
Sternenmann. Nun, da Ihr eingetroffen seid, können wir
auch den Krallenturm wieder einweihen.«
»Wann soll das geschehen?«
»Morgen abend.«
    Sie versammelten sich bei Anbruch der Nacht auf der
höchsten Spitze des Berges. Aschure zitterte, aber nicht
nur aufgrund des kalten Windes, sondern auch wegen der
atemberaubenden Aussicht, die man von diesem Gipfel
hatte. Selbst im Licht der Sterne konnte man ganz klar
die Alpen erkennen, die sich nach drei Seiten ausdehnten.
Im Norden aber spürte die Mondgöttin die See, deren
Wasser gegen die Eisbärküste anbrandete. Während ihres
früheren Aufenthaltes im Krallenturm hatte sie nie Gelegenheit erhalten, so weit nach oben zu gelangen. Nur
dem Krallenfürst und den älteren Zauberern hatte diese
Auszeichnung zugestanden. Sternenströmer berichtete ihr
nun auf dem Weg hinauf, daß es sich bei der Spitze um
den heiligsten Ort der ganzen Bergstadt handelte.
    »Von dort aus könnt Ihr die ganze Welt und unsere
Stadt berühren«, hatte er ihr verheißen, und oben angekommen begriff sie auch, was er damit meinte.
    Die Spitze machte ihrem Namen nicht unbedingt Ehre,
denn einige Dutzend Ikarier fanden hier Platz. In der Mitte öffnete sich der Schacht zum Krallenturm. Als Aschure dort hinaustrat, hielt sie sich an der Brüstung fest und
wagte einen Blick hinunter in den Schacht. Tatsächlich
konnte man von hier bis in die tiefsten Tiefen des Berges
schauen. Alle Gänge und Schächte mündeten in diesen
Aufgang. Viele der Greifen waren durch diese Öffnung
in die Stadt eingedrungen, und die Zeremonie an diesem
Abend hatte vor allem das Ziel, den Krallenturm von der
Besudelung und den Strömen von Blut reinzuwaschen,
die über ihn gekommen waren.
    Sternenströmer leitete das Ritual. Er scheuchte Aschure mit einer ungeduldigen Handbewegung vom Geländer
fort, und eilig reihte sie sich unter die umstehenden Zuschauer ein. Die Jägerin trug wie alle anderen, die an der
Feierstunde teilnahmen, ein weißes Leinengewand, das in
reichen Falten bis zum Boden herabfiel. Aschures Blick
fand Axis, der ein Stück weiter im Kreis stand. Sie hatte
ihn bei offiziellen Anlässen stets nur in Rüstung oder in
höfischen Gewändern gesehen. In der schlichten Leinenrobe wirkte er noch viel mächtiger und fürstlicher als
gewöhnlich, sagte sie sich.
    Zu jedermanns Füßen lag eine noch unangezündete
Fackel.
»Der Krallenturm wurde beschmutzt und entweiht«,
begann der Hohepriester nun, und seine Stimme klang
weich, voll und musikalisch. »Teuflische Ungeheuer haben hier die widerwärtigsten Verbrechen begangen.
Deswegen sind wir heute nacht an diesem Ort zusammengekommen, um diesen Berg, diese Stadt, die vom
ikarischen Volk so sehr geliebt wird, wieder einzuweihen
und ihrer wahren Bestimmung zurückzugeben. Und dem
Wunsch des Krallenfürsten Rabenhorst Sonnenflieger
folgend, der hier sein Leben lassen mußte, wollen wir
den Turm dem Angedenken an die Zauberin Morgenstern
Sonnenflieger weihen, unserer Mutter, die diesen Berg
und seine

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