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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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»Kommt
heim zu mir, Sternenmann.«
Er zog sie ganz nah zu sich heran und barg sein Gesicht an ihrer Schulter.
»Kehrt zu mir zurück!«
Und die Möwen, die tief unter ihnen flogen, nahmen
den Ruf auf und verbreiteten ihn über die ganze Eisbärküste.
Kehrt zu mir zurück! Kehrt zu mir zurück! Kehrt zu
mir zurück!

27 D IE
P
ROBE
    »Wir müssen darüber nachdenken«, erklärte Barsarbe mit
sanfter Stimme, aber scharfem Blick, »wie wir vorgehen
wollen.«
    Die Awaren hatten sich zur Feuernacht im Erdbaumhain versammelt. Dieses Fest zählte zu den weniger
wichtigen, und für gewöhnlich begingen die Waldläufer
es nur innerhalb ihres Klans – und zwar dort, wo sie sich
zur betreffenden Zeit gerade in Awarinheim aufhielten.
Aber in diesem Jahr sollte eine besondere Feuernacht
gefeiert werden zur Erschaffung des Zepters des Regenbogens. Und aus diesem Grund waren alle Awaren an
diesem heiligen Ort zusammengekommen.
    »Dies ist unsere letzte Gelegenheit, alleine über unsere
Zukunft zu entscheiden«, fuhr die Magierin fort und umrundete gemessenen Schritts den großen Steinkreis, der
den heiligen Baum umschloß. »Morgen feiern wir die
Feuernacht. Und dann wird der Sternenmann vor uns
treten und uns um unseren Beistand bitten. Deswegen
müssen wir heute schon einen Beschluß fassen, ob wir
ihm diese Unterstützung gewähren wollen oder nicht.«
    Erregtes Gemurmel entstand unter den Waldläufern,
und die meisten Magier, die in der ersten Reihe Platz
genommen hatten, starrten Barsarbe ungläubig an. Aber
nicht einer von ihnen, sondern Grindel, der Häuptling des
Geistbaum-Klans, ergriff als erster das Wort.
    Zum Zeichen seiner Achtung vor der dienstältesten
Magierin erhob er sich, sagte dann jedoch freimütig:
»Ehrwürdige Barsarbe, ich glaubte, es stünde außer Frage, daß wir dem Sternenmann beistehen. Wir warten
doch nur noch auf die Ankunft der Baumfreundin, um
uns ihm anzuschließen. Wenn sie …« Er sprach nicht
weiter; denn seit jener Nacht, in der Awarinheim und
Bardenmeer vereint worden waren, hatte kein Aware
mehr Faraday zu Gesicht bekommen. Sie wußten zwar,
daß die Edle sich im Heiligen Hain bei der Mutter aufhielt, aber wann würde sie ihn verlassen? Wann würde
die Baumfreundin ihr Volk in seine neue Heimat führen?
    Grindel wurde sich in diesem Augenblick bewußt, daß
Barsarbe und alle anderen Awaren ihn anstarrten. Warum
fuhr er nicht fort? Der Häuptling räusperte sich: »Wenn
Faraday zu uns kommt, wird der Sternenmann bei ihr
sein, und dann folgen wir ihnen. So wie schon die Ikarier, müssen auch wir uns hinter den Sternenmann stellen, denn anders kann Gorgrael nicht bezwungen werden.
So jedenfalls steht es in der Prophezeiung des Zerstörers.«
    »Ich danke Euch, Grindel«, sagte Barsarbe und legte
ihm kurz eine Hand auf die Schulter, woraufhin er sich
wieder setzte.
    Die Awaren aber wirkten immer noch verwirrt.
»Mein Volk«, erklärte die Zauberin nun und nahm ihren Rundgang wieder auf, »ich bin die oberste Magierin
der Awaren, und meiner Verantwortung obliegt es, dafür
zu sorgen, daß die Waldläufer den rechten Pfad beschreiten und für die richtige Richtung entscheiden. Niemand
unter uns bezweifelt, daß wir morgen abend vor einer
Wegkreuzung stehen werden. Aber welchen von den
Pfaden sollen wir wählen? Welcher führt uns in Frieden
und Sicherheit?«
»Natürlich der des Sternenmannes!« rief jemand, und
etliche nickten.
»Mein Volk, ich habe lange und gründlich über unsere
Zukunft nachgedacht. Während ich mit Faraday unterwegs war, erfuhr ich einige Dinge, die mich doch etwas
verstörten. Seitdem sehe ich einen anderen Weg in unsere Zukunft. Und nun ist die Stunde gekommen, in der ich
meine Bedenken und Gedanken mit Euch teilen will.«
Schweigend und mit gesenktem Haupt schritt sie ein
Stück weiter. Als sie wieder sprach, klang ihre Stimme
kraftvoller und härter als zuvor: »Awaren, ist Euch bekannt, daß der Sternenmann Faraday, die Baumfreundin,
betrogen hat? Er gab vor, sie zu lieben, aber bei der
Schlacht um die Feste Gorken ließ er sie dort zurück, um
selbst zu entfliehen. Und nun … mir fehlen fast – die
Worte, mußte ich erfahren, daß Axis Faraday mit einer
anderen hintergangen hat. Mit Aschure. Ihr könnt Euch
sicher an sie erinnern.«
Wieder stand Grindel auf, doch diesmal sprach er etwas weniger forsch: »Aber das geschah an Beltide, Barsarbe. An diesem Fest sind alle Schwüre und Versprechen für eine Nacht aufgehoben.«
»Ich

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