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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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spreche hier nicht nur von einem Fehltritt an Beltide!« fauchte die Magierin und wirbelte herum, um ihm
ins Gesicht zu sehen. »Nein, es verhielt sich noch viel,
viel schlimmer! Der Sternenmann hat Aschure geheiratet
und Faraday verstoßen!« Grindel sank beschämt auf seinen Platz zurück, und Barsarbe geriet mehr und mehr
außer sich. »Faraday hätte er heiraten müssen, von ihr
den Erben bekommen!«
Ihr Blick fuhr rasch über die Reihen der Awaren. Keiner sprach, niemand regte sich. »Wir wissen doch noch
zu gut, um was für eine Frau es sich bei Aschure handelt.
Ihre hervorstechendste Eigenschaft ist die Gewalttätigkeit. Haben wir ihr nicht aus eben diesem Grund die
Aufnahme bei unserem Volk verweigert? Und wir haben
damals recht entschieden, denn diese Frau hinterläßt auch
weiterhin Spuren der Gewalt.«
Grindel wollte sich tatsächlich noch einmal erheben,
aber Barsarbe hielt ihn mit einem zürnenden Blick davon ab. »Seit damals hat Aschure sich vollends der
Gewalt hingegeben. Sie reist nur noch mit Pfeil und
Bogen durchs Land – in Begleitung eines mörderischen
Rudels Hunde. Man nennt sie auch allerorten nur noch
die Jägerin! Ihr habt nicht gesehen, mein Volk, was
sich meinen Augen bot: Aschure hat ihr Heimatdorf bis
auf die Grundmauern zerstört und alle Bewohner in
den Flammen umkommen lassen. Und sie lächelte dazu!«
Schra, die neben ihrem Vater saß, verengte die Augen
zu Schlitzen, hielt sich aber noch zurück.
»Ihr sagtet eben, Barsarbe, daß wir vor einem Kreuzweg stehen«, meldete sich Brode vom Leisetreter-Klan
zu Wort. Er gehörte zu den Ältesten, und sein Wort besaß
unter den Awaren großes Gewicht.
»Ja, Brode, das sagte ich, und das glaube ich. Bislang
haben wir stets ungefragt hingenommen, was die Prophezeiung uns vorschrieb. Die Weissagung befiehlt uns, uns
mit dem Volk des Pfluges und dem des Flügels zusammenzutun, um Gorgrael zu schlagen.«
Wieder legte sie eine Kunstpause ein. »Aber was,
meine Brüder und Schwestern, wenn die Wegscheide
sich nicht aus den beiden Wegen zusammensetzte, die
wir bisher vermutet haben? Ich frage Euch, führt der
Sternenmann eigentlich unseren Krieg? Zieht er für uns
in die Schlacht? Dann bedenkt bitte dies: Wir haben
Awarinheim, und uns steht nun auch im Süden das Bardenmeer offen. Der Erdbaum singt, und mit ihm singen
die Wälder. Was kann uns also geschehen? Gorgrael
vermag uns nichts anzuhaben!«
Die Magierin blieb stehen, breitete die Arme weit aus
und rief mit drängender Stimme: »Steht uns hier nicht
alles zur Verfügung, was wir brauchen? Warum dann
noch mit Axis kämpfen? Sein Krieg brächte nur weiteres
Leid über uns, und bei der Mutter, wir haben wahrlich
mehr als genug durchgemacht. Jetzt, da wir endlich in
Frieden und Glück leben«, sie ließ langsam die Hände
sinken, »sage ich, daß uns durchaus die Wahl bleibt, dem
Sternenmann die Hilfe zu versagen.«
Abgesehen vom immerwährenden Lied des Erdbaums,
an das die Awaren sich mittlerweile so sehr gewöhnt hatten, daß sie es kaum noch wahrnahmen, herrschte nun
auf der Lichtung vollkommenes Schweigen. Hier und da
nickten einige Waldläufer, weil Barsarbes Worte ihre
Wirkung nicht verfehlt hatten.
Nur Schra hatte jetzt genug gehört. Wie die Mutter ihr
vorhergesagt hatte, würde für sie der Augenblick kommen, ihre Stimme zu erheben. Das kleine Mädchen stand
auf und wurde zunächst überhaupt nicht bemerkt. Aber
aus ihren Augen leuchteten Klarheit und Erkenntnis, weit
über ihr Alter hinaus.
»Ihr sprecht vergiftete Worte, Barsarbe«, erklärte
Schra. »Euer Geist verkümmert schon so lange unter Eurer störrischen Eifersucht, daß er nicht mehr zwischen
strahlend heller Lichtung und schwarzdunklem Tann zu
unterscheiden vermag.«
»Schra!« Brode stand auf und stellte sich neben Barsarbe. »Ich sage, wir sollten diese Einwände sorgfältig
bedenken. Schließlich stammen sie aus dem Mund unserer obersten Magierin, wohingegen Ihr nur ein fünfjähriges Mädchen seid.«
Die Kleine verließ ihren Platz und stellte sich nach
vorn, damit alle sie sehen konnten. »Jawohl, ich bin ein
Mädchen von gerade einmal fünf Jahren!« rief sie. »Aber
ich wurde bereits vor die Gehörnten geführt und befinde
mich seitdem in der Ausbildung zur Magierin. Und das
wenige, das ich bereits von der Welt jenseits Awarinheims gesehen habe, übertrifft bei weitem das aller anderen aus meinem Volk, selbst das Wissen Barsarbes. Und
deswegen sage ich, ich bin entsetzt

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