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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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er mit der Stiefelspitze die
glimmenden Scheite zusammenschob. Früher konnten
wir über alles reden und auch zusammen lachen … aber
damals glaubte sie mir auch noch meine Lügen.
Verdammt, Mann! tadelte Axis sich, nun sprecht sie
doch schon an! Tapfer öffnete er schon den Mund, als
Faraday sich vornehm schweigend erhob und in die Büsche zurückzog.
Der Krieger sah rasch in eine andere Richtung. Zweifelsohne hatte sie jetzt etwas zu erledigen, bei dem sie
ungestört und ganz gewiß nicht von neugierigen Blicken
gestört werden wollte. Aber als die Edle nach einer halben Stunde noch nicht zurückgekehrt war, machte er sich
doch langsam Sorgen. Schließlich fragte der Krieger Arne und die anderen, ob sie gesehen hätten, wohin sie entschwunden sei.
Arne zuckte die Achseln und zeigte auf die Büsche,
hinter die Faraday sich zurückgezogen hatte. »Dorthin,
Sternenmann.«
Axis wurde unruhig, seine Augen waren dunkel vor
Sorge.
»Die Edle steht mit den Bäumen in Verbindung, Sternenmann«, meinte Brode. »Da wird sie sich hier leicht
zurechtfinden.«
Das beruhigte den Krieger aber keineswegs. Er lief eine Weile am Feuer auf und ab, bis er sich plötzlich mit
wehendem Umhang selbst auf die Suche nach ihr machte.
Eine halbe Stunde irrte er durch den Wald, rief ihren
Namen und verzweifelte mit jeder Minute mehr. War sie
vielleicht gestürzt und hatte sich verletzt? War es Gorgrael durch irgendeine dunkle Macht gelungen, in Awarinheim einzudringen und Faraday zu entführen? Aber
gerade als er zurückkehren und die anderen auffordern
wollte, sich an der Suche zu beteiligen, stand die Edle
unvermittelt hinter ihm. »Ruhig, Axis, Ihr weckt ja noch
halb Tencendor auf.«
»Wo habt Ihr gesteckt?« rief er und ergriff ihre Hände.
Als sie aber bei seiner Berührung erstarrte, ließ der
Krieger sie rasch wieder los. »Ich war in Sicherheit,
Axis, und mir ist nichts geschehen. Bitte, macht Euch
deswegen keine Sorgen.«
Und mehr wollte sie dazu nicht sagen. Faraday kehrte
ins Lager zurück, wickelte sich in ihren Umhang ein und
war alsbald eingeschlafen.
Der Krieger saß lange im Feuer und betrachtete die
schlummernde Schöne. Dann legte auch er sich hin, aber
er fand lange keinen Schlaf. Manchmal streckte er die
Hand nach dem Zepter an seiner Seite aus, aber viel öfter
starrte er über das Feuer auf die Edle – und dann erinnerte er sich wieder an so vieles und fühlte sich schuldig.
Früh am nächsten Morgen erhob sich Faraday und
verschwand wieder für etwa eine Stunde.
Diesmal gelang es Axis, seine Ängste und Sorgen im
Zaum zu halten. Aber man sah ihm seine Erleichterung
deutlich an, als sie endlich zurückkehrte. Faraday nahm
einen leichten Imbiß zu sich, lächelte dann die Männer an
und sprach: »Ich bin bereit.«
Und so setzten sie ihre Reise fort.
Faraday wiederholte ihre kleinen Ausflüge an jedem
Abend und an jedem Morgen. Wenn sie dann wieder
auftauchte, umspielte ein leises Lächeln ihre Lippen, und
manchmal lächelte sie sogar auf eine besondere Weise,
wenn sie Axis erblickte. Aber das, was dann in ihren
grünen Augen leuchtete, konnte er beim besten Willen
nicht ergründen.
»Wir alle müssen doch schließlich essen«, antworte
sie einmal geheimnisvoll, als der Krieger sie so lange
bedrängte, bis sie sich zu ihrem regelmäßigen Verschwinden äußerte.
    Die Reise durch Awarinheim verlief sehr angenehm, aber
als sie den nördlichen Waldrand erreichten, erwartete sie
kaltes und unfreundliches Wetter. Die Gruppe blieb fast
eine halbe Stunde am Waldrand stehen und sah zu, wie
Schneeflocken über das flache Ödland trieben. Links von
ihnen stiegen die Eisdachalpen wellenförmig an – und
Axis warf ihnen einen langen Blick zu – aber nach Norden und Osten erwartete sie nichts als die Weite der
Schneewüste.
    »Weiß jemand, wie weit sich diese Ödnis erstreckt?«
fragte der Krieger die Awaren.
Loman vom Bloßgruben-Klan antwortete ihm: »Nein,
Sternenmann. Niemand hat jemals dieses Land in seiner
ganzen Länge durchmessen. Wer würde sich schon so
weit von den Bäumen fortbegeben?«
Axis ärgerte sich darüber, nicht schon früher die Rabenbunder gefragt zu haben, ob sie jemals durch dieses
Land gezogen seien.
»Hier findet sich nichts als flache Ebene und Schnee,
Sternenmann«, fügte Brode hinzu. »Endlos, bis weit in
den Norden. Wenn man sich nach Westen oder Osten
wendet, stößt man irgendwann auf wogende graue Meere, die sich ebenfalls bis in die Unendlichkeit

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