Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06
sich.
Die Hunde lösten sich aus diesem Teppich – nach allen Seiten regnete es Blumen – und rannten los, um die
Jagd fortzusetzen. Axis folgte der Zauberin, löschte die
Kugel in seiner Hand, und in seiner Miene mischten sich
verwundertes Staunen und großer Stolz.
Doch dann bemerkte er, wie seine Liebste ins Stolpern
geriet, und eilte sofort an ihre Seite.
Die Skrälinge waren mittlerweile in der Höhle gefangen. Sie kreischten und wisperten, während von vorn,
von oben und von hinten Pfeile auf sie herabregneten.
Das Licht und die Hunde hätten schon ausgereicht, aber
die Jägerin mit ihren todbringenden Geschossen gab ihnen den Rest. So starben die Geister heulend und um sich
schlagend zu Scharen.
Irgendwann ließen die Soldaten ihre Bögen sinken und
starrten voller Ehrfurcht auf die Jägerin am anderen Ende
der Höhle, die in rasender Folge Geschoß um Geschoß
von ihrem Wolfen in die wimmelnde Masse der Skrälinge schnellen ließ. Fassungslos verfolgten die Männer,
wie für jeden tödlich getroffenen Skräling eine Blume
von irgendwo weit oben herabsegelte und in dem Blutbad
landete, bis der Boden zur Gänze mit Blut, Blüten und
den sich auflösenden Leibern der Kreaturen bedeckt war.
Als die letzte Blume herabschwebte, legte Axis einen
Arm um die Hüfte Aschures, um sie zu stützen. Der Bogen rutschte ihr fast aus den Händen, und sie lehnte sich
schwer an den Krieger.
»Ihr habt zuviel geleistet«, sagte er. Spürte das Zittern
ihrer Muskeln, hörte, wie sie um Atem rang, und wußte,
daß die ungeheure Menge an Zauberkraft sie überanstrengt hatte.
»Mir wird es schon wieder besser gehen, wenn ich
mich erst einmal ausgeruht habe«, murmelte sie kaum
hörbar und wehrte sich nicht dagegen, als er sie auf seine
Arme hob.
»Sternenmann?« rief Ho’Demi vom anderen Ende der
Höhle, und man sah ihm an, wie sehr in seinem Inneren
immer noch das arbeitete, was er hier gerade gesehen
hatte. »Ist mit der Zauberin alles in Ordnung?«
»Sie braucht nur Ruhe. Führt Eure Männer wieder
nach oben. Wir folgen Euch, so rasch wir können.« Der
Krieger zeigte auf die rote und violette Masse am Boden.
»Niemand vermag dies zu durchqueren. Deswegen sind
wir gezwungen, durch die Schächte hinauf an die Oberfläche zu steigen, durch die wir gekommen sind.«
Als der Häuptling sich zum Gehen wandte, rief Axis
ihn mit seiner Gedankenstimme: Seid bedankt, mein
Freund.
Ho’Demi warf ihm einen langen Blick über die Schulter zu: Paßt gut auf sie auf, Sternenmann.
Mit Sicarius und den beiden anderen Alaunt, die ihm dicht
auf den Fersen folgten, schritt Axis durch den Tunnel zurück. Nun, da die Aufregung der Jagd verging, spürte er
ebenfalls Müdigkeit. Er glaubte, daß er für den Aufstieg
zwei, wenn nicht sogar drei Stunden brauchen würde.
Doch plötzlich blieb der Krieger unruhig stehen. Vor
ihm machte der Gang eine Biegung. In dieser vollständigen Dunkelheit hätte er sie eigentlich nur spüren können
… aber niemals sehen.
Doch mattes Licht bedeckte hier die Wände und ließ
alte Spitzhackenspuren erkennen. Axis bettete Aschure
vorsichtig auf den Boden. Wer oder was hielt sich dort
vor ihm auf?
Liebste, Ihr werdet Euch für einen Moment allein behelfen müssen. Da vorn ist etwas, das ich –
Er konnte den Gedanken nicht zu Ende sprechen, weil
Sicarius sich an ihm vorbeischob und, gefolgt von den
beiden anderen Hunden, losrannte, um rasch hinter der
Biegung zu verschwinden.
»Axis?« Die Zauberin blinzelte mehrmals, weil sie
vor Erschöpfung kaum einen klaren Gedanken fassen
konnte.
Der Krieger öffnete den Mund zur Antwort, erstarrte
dann aber. Leise Schritte näherten sich über den Staub
auf dem Boden, und ein Schatten wuchs an der Wand
gegenüber der Biegung an. Axis’ Rechte fuhr sofort an
seinen Gürtel, als ihm einfiel, daß er sein Schwert oben
gelassen hatte. Dann schaute er sich nach dem Wolfen
um, verwarf diesen Gedanken aber rasch wieder. Selbst
wenn es ihm möglich gewesen wäre, Aschures Zauberbogen überhaupt zu spannen, hätte er damit auf fünf
Schritt niemanden treffen können. Mochte der Krieger
auch die unterschiedlichsten Waffen meisterlich beherrschen, mit dem Bogen hatte er sich nie hervorgetan.
Eine gebeugte und zerlumpte Gestalt kam jetzt um die
Biegung geschlurft – ein Greis in der schmutzigen und
zerschlissenen Kleidung eines Bergmanns.
»Lieber Herr!« rief der Alte. »Edler Herr, wollt Ihr
Euch für ein Weilchen zu uns setzen? Wir
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