Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06
haben frisches
Wasser und Rosinenkuchen, und die Dame dort sieht aus,
als würde sie dringend einer Stärkung bedürfen.«
Damit drehte der Hauer sich um und mühte sich den
Weg zurück, den er gekommen war.
Axis starrte ihm hinterher und fühlte dann, wie Aschure, die sich inzwischen erhoben hatte, sich wieder schwer
an ihn lehnte.
»Bei den Sternen«, murmelte der Krieger, »ich kann
nur hoffen, daß Ihr wirklich Bergmann seid und meine
Augen mir nichts vorgegaukelt haben.« Er hob seine
Gemahlin wieder auf die Arme und setzte sich vorsichtig
in Bewegung. Nur der Umstand, daß die Alaunt keine
Gefahr zu wittern schienen und noch nicht zurückgekehrt
waren, hielt Axis davon ab, sich zur Höhle zu wenden
und nach einem Weg zu suchen, die rotviolette Masse
anderswo zu umgehen.
Tatsächlich erwartete ihn auf der anderen Seite ein
Feuer, das mitten auf dem Tunnelboden brannte. Darum
herum saßen vier Männer und drei Frauen, alle in Bergmannskleidung und in reichlich fortgeschrittenem Alter.
Der Greis, der ihn eingeladen hatte, winkte ihm zu:
»Hierher, setzt Euch.«
Der Krieger ließ sich vorsichtig am Feuer nieder und
behielt Aschure dicht bei sich. Sie erwachte aus ihrem
Schlummer, als sie statt Axis’ Armen den harten Boden
unter sich spürte. »Was …« begann sie und bekam von
einer der Alten eine Flasche in die Hand gedrückt.
»Trinkt das, edle Dame, es wird Euch erfrischen.«
Die junge Frau gehorchte, und wirklich, die Flüssigkeit belebte sie. Sie gab die Flasche danach an Axis weiter, und er trank ebenfalls. Der Inhalt rann ihm warm wie
Branntwein die Kehle hinunter und breitete sich im Magen aus. Ohne ein Wort gab er seiner Gemahlin die Flasche zurück und ließ dabei die sieben am Feuer nicht aus
den Augen.
»Wer seid Ihr?«
»Ein Rosinenküchlein?« Ein Mann auf der anderen
Seite des Feuers beugte sich vor und hielt ihm einen gefüllten Teller hin. »Sie sind frisch gebacken, lieber Herr,
und immer noch warm.«
Der Krieger zögerte, aber Aschure murmelte etwas,
und so nahm er den Teller. Neun Küchlein befanden sich
darauf.
»Nehmt einen«, flüsterte die Zauberin und griff selbst
schon zu. »Und dann reicht den Teller weiter.«
Sie schien schon wieder einigermaßen zu Kräften gekommen zu sein. Zumindest konnte sie aufrecht sitzen,
ohne sich an ihn lehnen zu müssen. Axis betrachtete
Aschure für kurze Zeit von der Seite, nahm sich dann ein
Stück und gab seinem Nachbarn den Teller. Jeder der
Bergleute bediente sich.
Die junge Frau biß ein Stück von ihrem Küchlein ab,
und sofort wurde ihr Rücken gerade. Sogar ihre Augen
leuchteten wieder. Sie aß ihren Kuchen, und Krümel
klebten in ihren Mundwinkeln, als sie ihn auffordert:
»Nun eßt doch.«
Mit fahrigen Blicken nach links und nach rechts führte
Axis sein Küchlein zum Mund. Kaum hatte er hineingebissen, durchströmte auch ihn neue Stärke von solcher
Macht, daß er beinahe zusammengezuckt wäre. Nur mit
einiger Anstrengung vermochte er, den Mund geschlossen zu halten und zu kauen.
»Willkommen, Axis.« Eine der Frauen reichte ihm
ihre Hand, und der Krieger drückte sie, ohne darüber
nachzudenken. Denn noch immer beherrschte seinen
Geist dieser merkwürdige kraftspendende Rosinenkuchen.
»Ich heiße Xanon«, stellte sie sich vor. Axis konnte sie
nur anstarren, und der Bissen blieb ihm beinahe im Halse
stecken.
Die zerlumpte Bergmannstracht fiel von ihr ab. Die
Hand, die Axis hielt, hatte sich eben noch hart und
schwielig angefühlt, schmiegte sich jetzt warm und
weich in die seine. Xanons Lächeln verbreiterte sich, die
Falten in ihrem Antlitz glätteten sich, und schon blickte
der Krieger in das Gesicht einer der schönsten Frauen,
die er je gesehen hatte.
Er schluckte, und die Dame lächelte. Sie erhob sich
ein Stück, beugte sich vor und küßte ihn.
Axis zitterte, und Aschure warf ihr einen finsteren
Blick zu. Aber nun richteten sich auch die anderen auf,
nahmen Axis bei der Hand, küßten ihn ebenfalls auf den
Mund und hießen ihn in ihrer Runde willkommen. Von
allen fiel nun die zerlumpte Kleidung ab, ein jeder verlor
seine Runzeln, und schon zeigten sich die sieben frisch
und gesund.
Als der letzte von ihnen sich wieder hingesetzt hatte,
erstrahlte der Sternenkreis an Aschures Ring in solcher
Helligkeit, daß sie ihre Augen abwenden mußte.
»Wir sind neun«, erklärte Adamon. »Endlich sind wir
die Neun.«
Endlos lange saßen die Neun beisammen, lachten und
tauschten Geschichten aus, bis
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