Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06
die Opalgeister uns bislang
keine große Hilfe gewesen sind. Sie haben mir verraten,
daß hier Smaragde und Diamanten geschürft werden – die
seien bekanntermaßen tot und hätten keine Seele. Ob sie
uns trotzdem helfen würden, habe ich gefragt, doch ihre
Antwort war nein. Unsere Abmachung lautete nur, daß sie
uns in den Trübbergen beistünden. Jetzt wollen die Opale
endlich in die neue Heimat, die ich ihnen versprochen
habe. Nein, von ihnen haben wir hier nichts zu erwarten.«
»Macht nichts«, entgegnete Aschure und ließ die Finger über ihren Wolfen wandern.
»Dann berichtet uns, wie es unten in der Erde aussieht«, forderte der Krieger den Häuptling auf. Ho’Demi
zeichnete eine grobe Skizze der Bergwerksanlage auf den
Boden.
»Die Schächte stoßen nicht senkrecht in die Erde vor,
sondern verlaufen einige hundert Meter weit schräg nach
unten, ehe sie sich in mehrere Stollen verzweigen. Wir
haben es hier mit fünf Minen zu tun. Jede besitzt ihren
Hauptschacht, aber unter der Erde sind sie alle durch eine
ausgedehnte Tunnelanlage miteinander verbunden.«
»Also fünf Eingänge …« murmelte Axis und sah dann
seine Gemahlin an: »Was haltet Ihr davon?«
Aschure wandte sich an den Häuptling: »Habt Ihr herausfinden können, wo die Skrälinge sich vornehmlich
aufhalten?«
»Ja, Zauberin: Hier, hier und hier.« Er zeigte auf die
drei mittleren Schächte. »Die oberen Tunnel sind frei,
aber in den unteren, fünfzehnhundert Längen und tiefer,
trifft man überall auf Eier und eben geschlüpfte Junge.«
»Und wie stark werden sie bewacht?«
»Oh, außerordentlich stark. Ich vermute, bei diesen
Bergwerken haben wir es mit einem ihrer Hauptnachwuchshorste zu tun.«
Axis lehnte sich zurück: »Könnt Ihr die Anzahl der
erwachsenen Skrälinge schätzen?«
»Schwer zu sagen, Sternenmann, denn keiner meiner
Männer hielt sich lange genug dort unten auf, um eine
Volkszählung durchzuführen. Ich würde annehmen, daß
sich dort acht- bis zehntausend Erwachsene aufhalten,
und sicher dreißigmal so viele Junge in unterschiedlichen
Wachstumsphasen.«
Der Krieger wandte sich wieder an die junge Frau:
»Auf wie viele seid Ihr in Hsingard gestoßen?«
»Auf acht- oder neuntausend, Erwachsene und Junge.«
»Dann ist das hier viel zu gefährlich für Euch.«
»Ich möchte aber auf die Jagd gehen.«
»Aber bedenkt doch …«
Ho’Demi sah die beiden voller Eifer an: »Laßt mich
Euch helfen, Zauberin. Ich habe hier tausend Soldaten,
größtenteils Bogenschützen. Wir alle wollen sie jagen.
Nehmt uns mit!«
»Was meint Ihr, Aschure?« fragte auch Axis.
Nach kurzem zögern setzte sie ein Lächeln auf und
breitete zum Zeichen, daß sie sich überstimmt fühlte, die
Arme aus. »Da muß ich mich wohl geschlagen geben, Ihr
Herren. Einverstanden, Ho’Demi, ich nehme Eure Männer mit und danke Euch dafür.« Damit blickte sie aufmerksam auf die Karte und erklärte forsch: »Hört zu,
denn so werden wir vorgehen.«
Aschure und Axis eilten im Laufschritt den schrägen
Schacht der östlichsten Mine hinab, bis sie einen Tunnel
erreichten, der nach links abbog.
»Hier muß es sein«, sagte der Krieger leise und griff in
der Dunkelheit nach der Hand der Jägerin. Sie führten
keine Fackeln mit, und Axis wollte noch nicht die Macht
des Sternentanzes bemühen, um wie damals in Hsingard
eine Leuchtkugel zu erschaffen. Schließlich sollten die
Skrälinge nicht vorzeitig gewarnt werden. So hatten sie
sich ganz auf ihre Geschicklichkeit verlassen, sich im
Schacht zurechtzufinden, und bislang waren sie nicht
einmal gestolpert.
Sicarius, der sich an Aschures Seite befand, heulte leise, und sie strich ihm über den Kopf. Der Alaunt zitterte
vor Jagdfieber. Aber noch hielt die junge Frau ihn und
die beiden anderen Riesenhunde zurück.
»Axis?«
»Einen Augenblick noch«, flüsterte er.
Ho’Demi, seid Ihr bereit?
Ja, Sternenmann, wir warten nur auf das Zeichen zum
Losschlagen.
Der Krieger lächelte, und das spürte seine Gefährtin.
»Dann nichts wie los!« rief sie, und ihre Stimme hallte
durch den Gang. »Jagt!«
Aschure schickte die drei Alaunt mit einer Handbewegung los, und sie sausten wie von der Sehne geschnellt
davon. Schon nach wenigen Minuten war das Trappeln
ihrer weichen Pfoten nicht mehr zu hören. Musik hing
jetzt in der Luft, und in Axis’ Hand lag eine leuchtende
Kugel.
Die junge Frau blinzelte mehrmals angesichts der
plötzlichen Helligkeit.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte der
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