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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Gewürm!« widersprach eine der Dorffrauen. »Geschmeiß, das den Fehler beging, vor sechs
Tagen hier zu landen und vorzugeben, Schutz vor einem
Unwetter zu suchen.«
»Wir haben sie Artor geweiht«, teilte Hordley den Gefangenen in einem Tonfall mit, als erkläre er ihnen die
Sehenswürdigkeiten des Ortes. Nun zog er ein langes
Messer aus dem Gürtel am Rücken, und seine Stimme
nahm eine drohendere Färbung an: »Genau so, wie wir
Ihm jetzt auch Euch weihen werden!«
Die Männer und Frauen, die die Gefangenen festhielten, drängten diese nun vor den Altar. Man band sie mit
groben Stricken an dessen eisernen, kalten Rahmen. Faraday entdeckte Schra neben sich. Blankes Entsetzen
zeigte sich in den Augen des kleinen Mädchens, und obwohl sie am ganzen Leib zitterte, kam doch kein Laut der
Klage über ihre Lippen.
Arme Schra, dachte die Edle. Zweimal von denselben
Menschen gefangengenommen. Zu ihrer anderen Seite
lag die Bäuerin angebunden. Sie schwieg ebenfalls, aber
in ihren Augen kochte die Wut.
Die Edle versuchte sich zu drehen, um ihre ärgsten
Qualen zu lindern, aber dabei glitten ihre Füße auf dem
Blut und den Federn am Boden aus, und sie schrie vor
Schmerzen, als die Fesseln tief in ihr Fleisch schnitten.
Wo blieb die Macht der Mutter? Warum bekam sie zu ihr
keine Verbindung?
Mutter!
»In Artor erkennt die Hexe eine größere Macht als die
eigene«, betete die Gemahlin des Dorfältesten, ging vor
Faraday in die Hocke, riß ihr den Kopf an den Haaren
zurück und entblößte so den Hals der Edlen. »Mann! Das
Opfer ist bereit!«
»Blut, um Artor für Seinen Kampf gegen das Böse zu
stärken, das dieses Land beschmutzt«, rief Hordley in
einer Art Singsang, und Waindwald Paul schrie verzückt:
»Blut für Artors Kampf!«
»Blut für Artors Kampf!« sang nun die Gemeinde, und
die Augen der Menschen leuchteten so rot wie das Blut,
nach dem sie verlangten. Und in wilder Extase zerrissen
die Rasenden ihre Kleider.
»Blut für Artors Kampf!«
Faraday schloß die Augen, spürte den kalten Stahl an
ihrem Hals und wußte, daß alles verloren war.
»Hört, Hordley, ist das Hagens Messer, das Ihr da so
fachkundig ansetzt?«
    Faraday riß die Augen weit auf, konnte jedoch nicht
erkennen, was vor sich ging, weil die Frau des Dorfältesten immer noch ihren Kopf nach hinten bog. Aber sie
spürte, wie Hordley verblüfft zurückfuhr und ihr Gewand
sich mit dem Blut der geopferten Ikarier vollsog.
    In der Tür stand, angestrahlt vom Tageslicht, Aschure.
Sie stand lässig dort, ohne Furcht, und Faraday spürte
mehr als sie es sah, das hochmütige Lächeln auf Aschures Gesicht.
    Aschure schüttelte ihren Kopf, warf das Haar nach
hinten und trat in die Bethalle ein. Den Wolfen trug sie in
der Hand, hatte aber noch keinen Pfeil aufgelegt.
    Hinter ihr schlüpften die Alaunt herein und verzogen
sich unsichtbar für die Anwesenden, die nur Augen für
die junge Frau hatten, in die Schatten der Halle. Den
Hunden standen die Nackenhaare hoch, und wer genau
hinhörte, konnte ihr leises, tiefes Knurren vernehmen.
    Aschure lachte laut und genoß das Gefühl der Macht,
die sie in sich fühlte, und erfreute sich an den fassungslosen Gesichtern.
    »Ich bin heimgekehrt«, verkündete sie der Gemeinde
und schritt unbehelligt durch die Halle, denn die Dorfbewohner wichen vor ihr zurück. Zwei Schritte vor dem
Altar blieb die Zauberin stehen, warf Faraday einen kurzen Blick zu und packte dann das Handgelenk von
Hordleys Rechter, die mit dem Dolch an der Kehle der
Edlen lag. Die Schneide hatte die Haut der Gefangenen
bereits geritzt, und ein dünner roter Faden rann dort herab.
    »Aber das ist ja wirklich Hagens Messer«, sagte
Aschure und starrte den Dorfältesten an. »Wie gut ich es
doch zu meiner Zeit gekannt habe.« Ihre zauberisch verstärkten Finger schlossen sich immer enger um Hordleys
Handgelenk, und der Mann schnaufte vor Schmerz. Aber
er vermochte nicht, den Blick von den Augen der Frau zu
wenden.
    Was waren das auch für merkwürdige Augen. In einem Moment so blau wie der Himmel bei Nacht und im
nächsten so grau wie die wogende See, die der Dorfälteste einmal bei einem Besuch der Ostküste gesehen hatte.
    Aschure öffnete die Lippen zu einem leisen Lächeln
und ließ alle Macht ihrer wahren Natur in den Augen
aufblitzen.
    Hordley riß den Mund zu einem Entsetzensschrei auf,
der sich aber nie aus seiner Kehle löste, denn die Zauberin verdrehte ihm mit einer raschen Bewegung den Arm
und stieß

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