Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)
ruiniert.
Clermont auf der anderen Seite … bitte helfen Sie mir – sind es zwanzigtausend Pfund, die er verliert, wenn seine Ehefrau ihn verlässt? Oder waren es vierzigtausend? Der Klatsch ist immer so ungenau, wenn es um Zahlen geht.
Gestatten Sie mir, noch ein Letztes zu erwähnen. Sie sind nicht mein, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich nicht so vertraulich anreden würden.
S. Barton
Sie gab ihre Antwort bei dem Lakai ab, der dieses Mal schon beim ersten Klopfen die Tür öffnete. Dann kehrte sie zu ihrer Parkbank zurück – heute war sie frei. Es war kalt, aber ihr Zorn wärmte sie von innen. Wie auch immer, sie musste nicht lange warten. Der Lakai brachte ihr Mr. Marshalls Antwort um die Mittagszeit.
Liebe Serena, hatte er geschrieben.
Sie war sich sicher, dass er sie nur mit ihrem Vornamen ansprach, um sie zu ärgern.
Sie dürfen sich gerne in falscher Sicherheit wiegen, solange Sie möchten, aber Sie und ich wissen doch genau, dass egal, wie heftig Sie mir widersprechen, Ihr Spargroschen doch alles ist, was schützend zwischen Ihnen und einem Leben auf der Straße steht. Dem Herzog jedoch würden fehlende Geldmittel sicherlich einige Unannehmlichkeiten bereiten, aber er muss nicht fürchten, zu erfahren, was echte Armut bedeutet.
Sie hingegen schon, nicht wahr?
Immer noch der Ihre
Hugo
Serenas Hände waren während des Lesens kalt geworden, aber sie griff zu ihrem Stift und kritzelte eine Antwort.
Ich habe wenigstens Erfahrung mit Armut. Die Aussicht, diese Erfahrung zu wiederholen, erfüllt mich nicht mit Freude, aber ich bin mir sicher, ich werde damit zurechtkommen. Kann das Ihr Herzog auch von sich behaupten?
Ich hätte ein oder zwei hilfreiche Hinweise für ihn bezüglich einer genügsamen Lebensführung; ich werde sie ihm zukommen lassen, falls seine Frau sich endgültig von ihm trennt. Hier ist einer: Wussten Sie, dass eine Mischung aus zwei Teilen Essig, zwei Teilen Öl und einem Teil Zuckersirup eine passable Grundlage für Limonade ergibt?
S. Barton
Es dauerte kaum mehr als eine halbe Stunde, bis seine Antwort eintraf.
Serena –
Die Essiglösung ist in der Tat ekelerregend, was, wie ich vermute, Ihre Absicht war. Im Sinne von Fairness und Ritterlichkeit – zwei Dinge, von denen ich nicht behaupten kann, sie gehörten zu den Sachen, die ich gewöhnlich anstrebe – muss ich Ihnen den Punkt in dieser Angelegenheit zugestehen.
Ich sage das Folgende in aller Ernsthaftigkeit: Es würde mich zutiefst betrüben, Ihre Zukunft zu zerstören und Ihren Geist zu brechen.
Der Ihre
Darunter stand noch eine Zeile, aber sie war so oft durchgestrichen und übermalt, dass sie sie unmöglich entziffern konnte, und dann:
Postskriptum. Ihr Wohlergehen ist mir nicht gleichgültig, selbst wenn ein anderer Eindruck entstanden sein mag. Ich kann Sie von meinem Bürofenster aus sehen. Es kann nicht gut für Sie sein, derart erregt auf und ab zu laufen.
Serena schluckte und blickte nach oben. In den Fenstern von Clermont-House spiegelten sich die Strahlen der untergehenden Nachmittagssonne. Sie konnte die Bewegung hinter den Vorhängen sehen – vage schattenhafte Gestalten, vielleicht Hausmädchen, die ihrer Arbeit nachgingen und Staub wischten – aber niemanden, der wie Mr. Marshall aussah.
Verstehe , schrieb sie langsam auf die Rückseite dieses Briefes. Sie beobachten mich. Wenn Sie jetzt aus dem Fenster schauen, habe ich eine besondere Überraschung für Sie.
Sie gab das dem Butler und stand dann neben ihrer Bank, wartete. Ihr Herz klopfte wild. Ihre Handflächen waren feucht. Himmel, Freddy hatte recht – sie stürzte sich in alles hinein, ohne vorher nachzudenken. Und jetzt sieh sich einer an, was …
Ihr stockte der Atem. Eine Gestalt erschien an einem Fenster im zweiten Stock. Sie konnte keinerlei Gesichtszüge erkennen, nur einen dunklen Umriss. Dennoch konnte er sie im hellen Sonnenschein bis in die letzte Einzelheit sehen. Serena zwang sich, ihre Lippen zu einem Lächeln zu verziehen.
Das Ungeheuer von Clermont hob seine Hand.
Ehe ihr Mut sie im Stich ließ, machte Serena eine Faust und hielt sie hoch, machte eine unvorstellbar unhöfliche Geste. Er stand einen Moment am Fenster, völlig reglos, dann wandte er sich ab.
Seine Nachricht erreichte sie keine zwei Minuten später. Sie öffnete sie, und ihr Herz klopfte schneller. Aber dieses Mal standen nur drei Worte auf dem Blatt.
Heiraten Sie mich.
Sie starrte mehrere Augenblicke auf das Blatt, versuchte das alles zu
Weitere Kostenlose Bücher