Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
Vom Netzwerk:
stählerne Aufblitzen, als die Waffe in weitem Bogen aus der Hand des Albinos in den Abgrund hinauswirbelte und in dunklen Tiefen verschwand.
    Im nächsten Augenblick hatten die madenhaft weißen Leiber, die auf dem schmalen Steg abscheulich aneinanderrieben, ihn umzingelt, und der Druck ihrer Gliedmaßen ließ keinen Raum für wirkungsvolle Gegenwehr. Auch Chivers und Maspic gaben ein paar Schüsse ab. Dann wurden auch sie ihrer Waffen entledigt, doch blieben sie dank eines unheimlich anmutenden Unterscheidungsvermögens der blinden Unterweltbewohner ebenfalls im Besitz ihrer Stablampen.
    Diese Vorgänge hatten nur wenige Augenblicke in Anspruch genommen. Einen Moment lang geriet der Vorwärtsdrang der Masse von Leibern ins Stocken, als zwei der Wesen von Chivers und Maspic niedergeschossen und umgehend von ihren Artgenossen in den Abgrund befördert wurden. Die vorderen Reihen der Angreifer jedoch teilten sich wie von selbst, schlossen die Erdenmänner ein und nötigten sie zur Umkehr. Anschließend wurde das Trio in einer Faust aus vorwärtsstrebenden Leibern unerbittlich weitergetragen.
    Gehemmt von der Angst vor dem Verlust ihrer Stablampen vermochten die Männer nicht, gegen die albtraumartige Flut anzukämpfen. In erzwungenem Gleichschritt mit der grässlichen Gangart der Geschöpfe marschierten sie einen Pfad entlang, der immer tiefer in den Abgrund hinabführte. Dabei bot sich ihren Blicken nichts als die von den Lichtkegeln angestrahlten Rücken und Gliedmaßen der unmittelbar voranschreitenden Albinos, sodass die drei Erdenmänner sich alsbald selbst vorkamen wie ein untrennbarer Bestandteil jenes augenlosen und geheimnisvollen Heerbanns.
    Es mussten volle Hundertschaften jener unterweltlichen Marsgeschöpfe sein, die von hinten gegen die Männer drängten und sie unbarmherzig vorwärtstrieben. Nach einer Weile begann ihre schreckliche Lage die Erdenmänner abzustumpfen. Sie liefen nicht mehr wie Menschen, sondern nahmen den raschen und maschinenhaften Stelzschritt der feuchtkalten Dinger an, die sie einzwängten.
    Ihr Denken, ihr Wille, ja sogar ihr Entsetzen, all dies erlahmte in dem unirdischen Rhythmus jener immer tiefer in den Abgrund hinabstampfenden Füße. Beschränkt, wie sie dadurch waren, und erfasst von einem Gefühl grenzenloser Unwirklichkeit, drangen nur selten Worte über ihre Lippen. Selbst diese Äußerungen waren einsilbig und sinnentleert, als würden Automaten schnarren. Die blinden Albinos waren noch stummer – von ihnen kam kein Laut außer jenem unentwegten, tausendfachen Tappen marschierender Füße auf dem Felsboden.
    Weiter, immer weiter trabten sie, endlose Stunden einer pechschwarzen Nacht hindurch, die kein Morgengrauen kannte. Langsam und in kaum merklicher Biegung krümmte sich der Pfad einwärts, als schraube er sich an der Innenwand eines blinden, kosmischen Babylonturms entlang. Den Erdenmännern schien es, als hätten sie den Abgrund schon viele Male in solch schrecklicher Spirale umkreist; doch die Strecke, die sie dabei zurückgelegt hatten, und das wahre Ausmaß des irrwitzigen Schlundes vermochten sie nicht zu ermessen.
    Von den Lichtkegeln ihrer Lampen abgesehen, herrschte stockfinstere, unwandelbare Nacht. Diese Nacht war älter als die Sonne, sie brütete in diesen Tiefen schon seit Anbeginn der Zeit. Sie türmte sich über den Erdenmännern wie eine ungeheure, zermalmende Bürde; sie gähnte allverschlingend unter ihnen. Aus diesen nachtschwarzen Tiefen drang immer stärker der Gestank brackiger Gewässer herauf. Doch noch immer war kein Laut vernehmbar, abgesehen von dem weichen Tappen im Gleichschritt marschierender Füße auf ihrem Weg hinab in einen bodenlosen Hades.
    Irgendwo in den Tiefen des Abgrunds, nach dem scheinbaren Verstreichen nachtschwarzer Ewigkeiten, fand der Gewaltmarsch ein Ende. Bellman, Chivers und Maspic spürten, wie der Druck der dicht gedrängten Leiber nachließ … sie spürten, dass der Heerbann zum Stillstand gekommen war, während in ihren Gehirnen noch immer der unmenschliche Rhythmus jenes furchtbaren Abwärtsmarsches pochte.
    Langsam kehrte das Denkvermögen zu ihnen zurück – und damit das Grauen. Bellman hob seine Stablampe und der kreisende Lichtstrahl erfasste die geballte Rotte der Marsleute, von denen viele sich bereits inmitten einer gewaltigen Höhle zerstreuten, in welcher der in den Abgrund hinabführende Wendelpfad geendet hatte. Doch blieben mehrere dieser Kreaturen zurück, als wollten sie die Erdenmänner unter

Weitere Kostenlose Bücher