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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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dahinterstecken mag?«
    »Ich schlage vor, dass wir dem Burschen folgen«, erklärte Chanler voller Eifer. »Sein Angebot klingt wie der Auftakt eines spannenden Romans. Und wenn wir hierbleiben, werden wir nie erfahren, was es mit der Angelegenheit auf sich hat.«
    »Also schön«, beschied Haines dem abwartenden Riesen knapp. »Führe uns zu deinem Gebieter.«
    Seine dürftigen Kenntnisse der marsianischen Benimmregeln sagten Haines, dass es unstatthaft war, darüber hinaus Fragen zu stellen. Es widersprach dem Gebot der Höflichkeit, Neugier bezüglich der Person, die sie einlud, und bezüglich ihrer Beweggründe zu zeigen. Eine derart gebieterische Einladung rundweg auszuschlagen, wäre hingegen möglich gewesen, ohne die Etikette zu verletzen.
    Indem er das Maß seiner Schritte so weit verlangsamte, dass die beiden Freunde mithalten konnten, führte der Riese sie von der Brücke mit ihren Heldenstatuen fort und hinein in die grünlich violette Düsternis, die sich über Ignar-Vath herabgesenkt hatte. Am jenseitigen Ende des Marmor-Kais gähnte die Mündung einer Gasse. Sie ähnelte dem hohen, engen Eingang einer Höhle. Unerleuchtete Villen und Lagerhäuser, deren breite Balkone und vorspringende Dächer hoch in der Luft fast aneinanderstießen, bildeten diese Gassenschlucht.
    Sie lag da wie ausgestorben und der Aihai stahl sich durch die Dunkelheit wie ein riesenhafter Schatten. Schattengleich hielt er sodann vor dem finsteren, hohen Portal eines der Häuser inne. Chanler und Haines, die dicht hinter ihm stehen blieben, vernahmen ein durchdringendes metallisches Knirschen, als sich die Pforte bewegte und in der Art mittelalterlicher Fallgatter nach oben glitt, so wie nahezu alle Türen auf dem Mars. Als dunkler Umriss hob sich ihr Führer von der safrangelben Helligkeit ab, die den Eingang ausfüllte. Die Beleuchtung rührte von halbkugelförmigen Lichtspendern her, die in die in Wände und Decke eines kreisrunden Vorraumes eingelassen waren. Sie bestanden aus einem radioaktiven Mineral. Wie es auf dem Mars Brauch war, schritt der Aihai den Besuchern voran. Als diese ebenfalls eintraten, erkannten sie, dass das Zimmer leer war. Hinter ihnen sank die Pforte scheinbar ohne fremdes Zutun wieder auf den Boden herab.
    Chanler ließ den Blick durch das fensterlose Gelass wandern. Als er bemerkte, dass die in den häuslichen Wohnbereich weiterführende Tür ebenfalls heruntergelassen war und ihnen somit auch dieser Fluchtweg versperrt blieb, packte ihn jene unbestimmte Furcht, die in geschlossenen Räumen manchmal auftritt. Zwar schien kein vernünftiger Grund vorzuliegen, unter den gegebenen Umständen Gefahr oder Verrat zu befürchten. Dennoch stiegen plötzlich eine angstvolle Unruhe und ein kaum zu bezähmendes Verlangen in ihm auf, kehrtzumachen und nach draußen zu fliehen.
    Haines hingegen stellte sich verblüfft die Frage, warum die ins Hausinnere führende Tür verschlossen blieb und der Hausherr noch nicht zu ihrem Empfang erschienen war. Das Anwesen machte einen unbewohnten Eindruck auf ihn: Eine Aura der Leere und Verlassenheit schien von der ringsum herrschenden Stille auszugehen.
    Der Aihai, der in der Mitte des kahlen, unmöblierten Zimmers stand, hatte sich umgedreht, als wolle er die Erdenmänner anreden. Seine Augen glommen unergründlich in ihren tiefen Höhlen; sein Mund öffnete sich und offenbarte eine Doppelreihe stummelartiger Zähne. Doch obwohl seine Lippen sich bewegten, drang kein Laut zwischen ihnen hervor. Die Töne, die der Marsmensch erzeugte, mussten in jenen für menschliche Ohren nicht wahrnehmbaren Ultraschallfrequenzen angesiedelt sein, die das Sprechorgan der Marsbewohner zustande bringt.
    Zweifellos war der Mechanismus der Tür von genau solchen ultrahochfrequenten Signalen in Gang gesetzt worden – und wie zur Antwort auf den unhörbaren Befehl des Marsianers begann nun der gesamte, offensichtlich aus einem dunklen Metall fugenlos gefertigte Zimmerboden langsam abzusinken, als bewege er sich in eine gewaltige Grube hinunter. Bestürzt sahen Haines und Chanler die safrangelben Leuchtkörper nach oben entschwinden. Sie selbst glitten gemeinsam mit ihrem riesenhaften Begleiter durch einen weiten, kreisrunden Schacht in die entgegengesetzte Richtung, hinein in Schatten und Schwärze. Begleitet wurde ihr Abstieg von einem anhaltenden metallischen Knirschen und Kreischen, einer schrillen Kakofonie, die beiden durch Mark und Bein drang.
    Gleich einem zusammenschrumpfenden Haufen

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