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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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gelblicher Sterne wurden die Lichtspender über ihren Köpfen trüb und winzig klein. Ihre Abwärtsfahrt setzte sich immer weiter fort. Bald konnte keiner der beiden Männer mehr das Gesicht des anderen erkennen. Auch die Züge des Aihai waren nicht länger ausmachen, so pechschwarz war die Finsternis, die sie allmählich verschlang. Tausendfacher Zweifel und Argwohn befielen Haines und Chanler, und jeder von ihnen stellte sich die Frage, ob sie der Einladung des Marsmannes nicht ein wenig zu voreilig gefolgt waren.
    »Wohin bringst du uns?«, fragte Haines unverblümt. »Wohnt dein Gebieter etwa unter der Erde?«
    »Wir sind unterwegs zu meinem Herrn«, versetzte der Marsianer ebenso geheimnisvoll wie endgültig. »Er erwartet Sie beide.«
    Der Schwarm von Lichtern über ihren Häuptern war zu einem einzigen Stern verschmolzen, dann weiter entschwunden und schließlich erloschen wie in Nacht und Unendlichkeit. Ein Gefühl unentrinnbarer Tiefe ergriff Besitz von den beiden Männern, als befänden sie sich auf der Reise in das innerste Herz dieses fremden Planeten. Das Unvertraute ihrer Lage erfüllte die beiden Erdenmenschen mit wachsender Angst. Sie hatten sich blind auf ein geheimnisvolles Abenteuer eingelassen, das längst schon nach Wagnis und Gefahr zu schmecken begann. Aus ihrem Führer war nichts herauszubekommen. Eine Umkehr schien unmöglich – und keiner von ihnen besaß eine Waffe. Den Zweck ihrer Reise in nächtliche Bodenlosigkeit konnten sie nicht einmal erahnen. Doch erschien er ihnen zunehmend unheilvoll.
    Das schrille metallische Kreischen wurde leiser und verebbte zu einem grämlichen Wimmern. Zugleich blinzelten die beiden Männer geblendet inmitten einer Flut hellen roten Lichts, das durch die Zwischenräume eines Rings schlanker Pfeiler brach, in den die Schachtwände ausliefen. Noch einen Augenblick lang sanken sie, von Helligkeit umströmt, abwärts. Dann kam die Plattform unter ihren Füßen zum Stillstand. Sie war, wie die Männer erkannten, eins geworden mit dem Boden einer gewaltigen Unterweltgrotte, die von purpurfarbenen, in die Höhlendecke eingelassenen Halbkugeln ausgeleuchtet wurde.
    Die Grotte besaß einen kreisrunden Grundriss sowie zahlreiche Gänge, die in alle Richtungen fortstrebten wie Speichen von der Nabe eines Rades. Eine große Zahl von Marsbewohnern mit nicht geringerer Körpergröße als der Führer der beiden Männer eilte geschäftig hin und her, wirkte gehetzt von rätselhaften Arbeitsaufträgen. Das eigentümliche, gedämpfte Wummern und hämmernde Gedröhn unsichtbarer Maschinen brachte die Luft zum Zittern und den Boden zum Erbeben.
    »Was glaubst du, wohin wir hier geraten sind?«, raunte Chanler. »Wir müssen uns viele Kilometer unterhalb der Marsoberfläche befinden. Noch nie habe ich von etwas Vergleichbarem gehört, außer in einigen alten Legenden der Aihai. Dieser Ort ähnelt auf verblüffende Weise Ravormos, der marsianischen Unterwelt, wo dem Glauben zufolge Vulthoom, der Gott des Bösen, inmitten seiner Jünger in tausendjährigem Schlaf liegt.«
    Ihr Führer hatte diese Worte aufgeschnappt. »Sie sind in Ravormos«, dröhnte er unheilvoll. »Vulthoom ist erwacht und wird nun eintausend Jahre ohne Schlaf verbringen. Er ist es, der Sie zu sich ruft. Ich geleite Sie jetzt zum Audienzgemach.«
    Haines und Chanler, in maßloser Verblüffung nicht zu Worten fähig, traten hinter dem Marsianer aus der seltsamen Aufzugskabine heraus und folgten ihm zu einem der abzweigenden Gänge.
    »Hier ist doch etwas oberfaul«, flüsterte Haines. »Auch ich habe von Vulthoom gehört. Aber das ist ein reiner Aberglaube, vergleichbar mit unserem irdischen Satan. Moderne Marsleute glauben nicht mehr an ihn. Allerdings geht das Gerücht um, dass unter Parias und Angehörigen der niederen Volksschichten noch immer so etwas wie ein Teufelskult gepflegt wird. Ich möchte wetten, dass irgendein marsianischer Fürst dahintersteckt, der einen Aufstand gegen den derzeitigen Regenten Cykor anzetteln will und sich zu diesem Zweck hier unten breitgemacht hat.«
    »Das ist sehr gut möglich«, pflichtete ihm Chanler bei. »Ein Umstürzler könnte sich gut und gern als Vulthoom ausgeben. Diese List würde der Sinnesart der Aihai entsprechen. Sie hegen eine Vorliebe für hochtrabende Metaphern und bombastische Titel.«
    Beide Männer verfielen in Schweigen, überwältigt von Ehrfurcht angesichts der Gewaltigkeit dieser Höhlenwelt, deren lichterfüllte Gänge sich in alle Richtungen zu

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