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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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erstrecken schienen. Bald schon begannen die Vermutungen, die sie angestellt hatten, unglaubhaft zu werden: Das Unwahrscheinliche wurde zur Tatsache, Legende wurde Wirklichkeit und dieser Eindruck bemächtigte sich ihrer mit wachsender Macht. Das ferne, dröhnende Wummern konnte, so kam es ihnen jetzt vor, keinen für Menschenverstand begreifbaren Ursprung mehr besitzen.
    Die hastenden Riesen, welche die Halle durchquerten und dabei alle möglichen unbekannten Lasten trugen, vermittelten einen Eindruck geradezu übernatürlicher Geschäftigkeit und Betriebsamkeit. Beide, Haines ebenso wie Chanler, waren hochgewachsene und kraftvoll gebaute Männer, doch kamen sie sich wie Zwerge vor, als sie sahen, dass keiner der Marsianer ringsum weniger maß als drei oder dreieinhalb Meter. Einige von ihnen waren sogar von noch hünenhafterem Wuchs und wiesen eine entsprechende Muskelmasse auf. Ihre Gesichter erweckten den Anschein eines unermesslichen, mumienhaften Alters, das nicht recht zu ihrer Flinkheit und Tatkraft passen wollte. Die Männer von der Erde schienen Luft für sie zu sein und ihre dunkel verschatteten Augen wirkten wie gebannt von irgendeiner verborgenen Vision.
    Haines und Chanler wurden durch einen Korridor geführt, von dessen gewölbter Decke die glühend roten Halbkugeln, die fraglos aus irgendeinem künstlich erzeugten radioaktiven Metall gefertigt waren, in festen Abständen herunterstrahlten wie gefangene Sonnen. Dann überwanden die Männer Sprung für Sprung die Riesenstufen einer abwärtsführenden Treppe, wohingegen ihr voranschreitender heimischer Führer die Absätze mit gewaltigen Schritten mühelos nahm. Er hielt vor einer offen stehenden Doppeltür inne, die zu einem Gelass führte, das wie alle anderen Räume aus dem dunklen, diamantharten Grundgestein herausgehauen war.
    »Treten Sie ein«, sagte er und nahm seine Riesengestalt aus dem Weg, damit die beiden Männer seiner Aufforderung Folge leisten konnten.
    Die Kammer war eng, aber hoch, und ihre aufwärtsstrebende Decke lief spitz zu wie das Innere eines Turmhelms. Der Boden und die Wände glommen in dem blutig violetten Licht, das von einem einzigen halbkugelförmigen Leuchtkörper hoch oben unterhalb der Spitzkuppel ausging.
    Das Gelass war leer bis auf einen merkwürdigen Dreifuß aus schwarzem Metall, der in der Fußbodenmitte verankert war. Der Dreifuß trug einen ovalen Kristallblock, aus dem vor ihren Augen wie aus einer Eisvase eine harte, starre Blume emporwuchs. Die langsam aufbrechende Blüte der Blume bestand aus schwerem, glattem Elfenbein, dem die eigentümliche Beleuchtung einen rosigen Glanz verlieh. Der Block, die Blume und der Dreifuß machten den Eindruck, das Werk eines Bildhauers zu sein.
    Schon beim Überschreiten der Schwelle gewahrten die Erdenmänner, dass das dröhnende Hämmern und das Wummern, unter dem das Höhlenlabyrinth erbebte, abgrundtiefer Stille gewichen waren. Es schien, als habe man ein Heiligtum betreten, aus dem eine geheimnisvolle Barriere jedwedes Geräusch verbannte. Doch die Flügel des Doppelportals hinter ihnen standen weiterhin offen. Wie es schien, hatte ihr Führer sich zurückgezogen. Und dennoch spürten die beiden Männer auf eine unbestimmte Weise, dass sie nicht allein waren. Es kam ihnen vor, als wären aus den nackten Wänden heraus die Blicke verborgener Augen auf sie gerichtet.
    Verwirrt und beunruhigt starrten sie auf die fahle Blume – und beobachteten, wie die Blüte geschmeidig sieben zungenförmige Blütenblätter entfaltete und ein Kerngebilde freigab, das von zahlreichen Löchern durchbrochen war und einem kleinen Weihrauchgefäß ähnelte. Schon begann Chanler sich zu fragen, ob es sich bei der Blume tatsächlich um eine künstliches Objekt handelte oder nicht doch um eine wirkliche Pflanze, die durch ein auf dem Mars gebräuchliches chemisches Verfahren mineralisiert worden war. Da schien plötzlich und unerwartet eine Stimme aus der Blüte hervorzudringen: eine Stimme von unvorstellbarer Lieblichkeit, Klarheit und Klangfülle, die vollkommen verständlich zu ihnen sprach, obwohl sie sich weder eines Idioms der Aihai noch der Sprache der Erdenmenschen bediente.
    »Ich, der ich zu euch spreche«, tönte die Stimme, »bin jenes Wesen, welches unter dem Namen Vulthoom bekannt ist. Ich bitte euch, seid frei von Unglauben und Furcht! Es ist mein Wille, euch meine Gunst zu erweisen als Lohn für einen Dienst, den zu leisten ihr, so hoffe ich, weder unmöglich noch übermäßig

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