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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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schwang sich empor zu schwindelnden Höhen rasender Verzückung und Chanler war’s, als leckten die Blumen gen Himmel gleich züngelnden Flammen … als loderten die Bäume noch viel höher hinauf … ja, als wär’ er selbst zur Lohe entfacht, die emporflog mit den Tönen und dabei den Gipfel äußerster Lust erstürmte. Die ganze Welt ward in ungekannte Höhen getragen von einer Woge der Verzückung und der Choral wandelte sich zu verständlichen Silben. Und so vernahm Chanler die folgenden Worte: »Ich bin Vulthoom und du bist Mein seit dem Anbeginn der Schöpfung. Und Mein wirst du sein bis ans Ende der Zeit …«
    Chanler erwachte … und fand sich inmitten einer Landschaft wieder, die beinahe nahtlos an die fantastischen Bilder anschloss, die jener Duft ihm vorgegaukelt hatte. Er fand sich auf einen Teppich aus kurzem, krausem, porphyrgrünem Gras gebettet. Schwere, gelb-schwarz gestreifte Blüten hingen rings um ihn an biegsamen Stängeln und in seine Augen strömte ein sanftes Leuchten wie von einer goldfarbenen Dämmerung, die durch das Rankengezweig fremdartiger, mit tiefroten Früchten beladener Bäume brach.
    Noch während Chanler seiner neuen Umgebung gewahr wurde, begriff er, dass die Stimme von Haines ihn geweckt hatte. Gleich darauf erblickte er seinen Gefährten, der unmittelbar neben ihm auf dem so eigentümlich beschaffenen Rasen saß.
    »Sag mal, willst du denn gar nicht mehr wach werden?« Chanler vernahm die ungeduldige Frage wie durch eine Schicht aus Träumen. Seine Gedanken wirbelten chaotisch durcheinander und in sein Gedächtnis mischten sich auf befremdliche Weise jene Pseudoerinnerungen, als entstammten sie einem früheren Dasein, das er während seines Deliriums erneut durchlebt hatte. Noch fiel es ihm schwer, auseinanderzuhalten, was nur geträumt und was real war. Doch nach und nach kehrte die Fähigkeit klaren Denkens zu Chanler zurück. Mit ihr stellte sich ein Gefühl tiefster Erschöpfung und nervlicher Erschlaffung ein, das Chanler zu verstehen gab, dass er in dem künstlichen Paradies einer machtvollen Droge geweilt hatte.
    »Wo sind wir? Und wie sind wir hierhergekommen?«, fragte er matt.
    »Ich weiß nur«, erwiderte Haines, »dass wir uns in einem unterirdischen Garten befinden – einem parkähnlichen Anhängsel von Ravormos. Einige dieser hünenhaften Aihai müssen uns hergeschafft haben, nachdem der Duft uns schachmatt setzte. Auf mich hat er langsamer gewirkt als auf dich. Daher weiß ich noch, dass ich die Stimme Vulthooms hörte, während ich wegsackte. Es ging um eine Frist, die Vulthoom uns setzt. Er gibt uns achtundvierzig Stunden irdischer Zeit, um sein Angebot zu überdenken. Wenn wir einwilligen, schickt er uns mit märchenhaft viel Geld nach Ignarh zurück – und mit einem Vorrat dieser Rauschgiftblüten.«
    Chanler war jetzt wieder ganz bei sich. Er hielt Kriegsrat mit Haines, doch wussten die beiden danach ebenso wenig, was zu tun war, wie zuvor. Die ganze Angelegenheit erschien ja ebenso rätselhaft wie einzigartig: Ein unbekanntes Wesen, das sich selbst nach dem Satan des Mars benannte, forderte von ihnen, sie sollten als seine Wegbereiter zur Erde reisen! Dort sollten sie nicht nur der Herabkunft dieses Wesens propagandistisch den Boden bereiten, sondern auch noch ein außerirdisches Rauschgift einführen, das nicht weniger wirkungsvoll war als Morphium, Kokain oder Marihuana – und höchstwahrscheinlich ebenso verderblich.
    »Und wenn wir uns weigern?«, fragte Chanler.
    »Vulthoom gab zu verstehen, dass er uns dann unmöglich die Rückkehr gestatten könnte. Doch malte er uns das Schicksal, das uns in diesem Fall träfe, nicht deutlich aus – er ließ lediglich anklingen, dass es kein erfreuliches wäre.«
    »Also schön, Haines. Dann lass uns unsere grauen Zellen anstrengen. Wir müssen einen Weg ersinnen, von hier wegzukommen, falls es einen gibt.«
    »Ich fürchte, unsere grauen Zellen werden uns dabei nicht weiterhelfen. Alles spricht dafür, dass wir uns viele Kilometer unterhalb der Marsoberfläche befinden. Die Bedienung dieser Aufzüge lässt sich höchstwahrscheinlich von einem Erdenmann nicht so schnell meistern.«
    Ehe Chanler sich dazu äußern konnte, kam einer der riesenhaften Aihai zwischen den Bäumen hervor. Er war mit zwei jener eigentümlichen marsianischen Gerätschaften beladen, die unter dem Namen Kulpai bekannt sind. Dabei handelt es sich um große Servierteller aus halb metallischem Steingut mit abnehmbaren Tassen und

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