Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
Gefährlichkeit dieses ungeahnten Höhlenreichs. Hier unten, so begriffen sie, rüstete sich eine bösartige Macht, die mit unfassbaren, geheimen technischen Mitteln ausgerüstet war, zu einer finsteren Eroberung. Im Mantel unterirdischer Nacht wurde ein Unheil ausgebrütet, das sämtliche bewohnten Planeten des Sonnensystems bedrohte. Sie selbst hatten, wie es aussah, keine Möglichkeit zu fliehen und vor dem Kommenden zu warnen. Über ihrer eigenen Zukunft schwebte ein schwarzer, undurchdringlicher Schatten.
Ein Schwall heißen, metallisch riechenden Dampfes, der eben aus dem Abgrund hinaufquoll, drang sengend und beißend in ihre Nasen, als sie über die Kante des Rundlaufs nach unten spähten. Gepackt von Übelkeit und Schwindel wichen die beiden Männer zurück.
»Was liegt dort drüben auf der anderen Seite des Abgrunds?«, verlangte Chanler zu wissen, sobald sein Übelkeitsgefühl abgeklungen war.
»Der Säulenrundgang führt zu ferner gelegenen Höhlen, die selten genutzt werden und auf das trockene Bett eines vorzeitlichen unterirdischen Flusses zustreben. Dieses Flussbett erstreckt sich über viele Kilometer und mündet westwärts von Ignarh in eine tief unter den Meeresspiegel abgesunkene Wüste.«
Bei dieser Mitteilung horchten die Männer von der Erde auf, schien sie ihnen doch einen möglichen Fluchtweg zu eröffnen. Doch hielt jeder der beiden es für geraten, sich sein Interesse nicht anmerken zu lassen. Stattdessen schützten sie Müdigkeit vor und baten den Aihai, ihnen eine Kammer zu zeigen, in der sie eine Zeit lang ausruhen und in Muße das Angebot Vulthooms abwägen könnten.
Ta-Vho-Shai erklärte, ihr Wunsch sei ihm Befehl, und er brachte sie in ein kleines, hinter den Laboratorien gelegenes Zimmer. Es handelte sich um eine Art Ruheraum, an dessen beiden Längswänden mehrere gepolsterte Liegen nebeneinander standen. Diese Liegen waren erkennbar bemessen, um den riesenhaften Marsleuten Bequemlichkeit zu bieten. Hier ließ Ta-Vho-Shai, der stillschweigend unterstellte, dass seine Dienste nicht länger gefragt waren, die beiden allein.
»Also schön«, sagte Chanler, »es sieht ganz danach aus, als könnte uns die Flucht glücken, wenn wir es nur schaffen, dieses unterirdische Flussbett zu erreichen. Ich hab mir den Ablauf der Gänge, durch die wir aus der Säulengalerie hierhergelangten, exakt eingeprägt. Zum Flussbett zu finden, sollte nicht allzu schwierig sein – außer, wir stehen ohne unser Wissen unter Beobachtung.«
»Mich macht nur eine Sache stutzig: das Ganze erscheint gar zu einfach … Aber egal, einen Versuch ist es wert. Alles ist besser als diese Untätigkeit. Nach allem, was wir gesehen und gehört haben, beginne ich zu glauben, dass Vulthoom am Ende doch der Teufel selbst ist – mag er es auch abstreiten.«
»Diese drei Meter großen Aihai bescheren mir jedes Mal eine Gänsehaut«, bekannte Chanler. »Ich glaube sofort, dass sie eine Million Jahre alt sind … oder wenigstens so betagt wie Methusalem. Höchste Langlebigkeit würde ihren Körperbau und ihren Riesenwuchs erklären. Die meisten Tiere, die ihre normale Lebensspanne überschreiten, werden gewaltig groß. Und es erscheint nur logisch, dass es sich bei diesen Marsleuten ebenso verhält.«
Es fiel den beiden Männern nicht weiter schwer, zu dem Säulenrundgang, der den großen Abgrund umschloss, zurückzufinden. Den größten Teil der Strecke mussten sie lediglich einem der Hauptgänge folgen und das Rumoren der Maschinen allein hätte schon ausgereicht, ihnen den Weg zu weisen. Sie hatten die Gänge für sich allein, und sämtliche Aihai, die sie durch offen stehende Pforten in verschiedenen Laborräumen erblickten, richteten ihre Sinne auf geheimnisvolle chemische Versuche.
»Ich trau dem Frieden nicht«, murmelte Haines. »Es ist schlicht zu schön, um wahr zu sein.«
»Nicht unbedingt. Vielleicht ziehen Vulthoom und seine Anhänger gar nicht in Betracht, dass wir einen Fluchtversuch unternehmen könnten. Immerhin wissen wir rein gar nichts über ihre Art zu denken.«
Indem sie sich dicht an der Innenwand im Blickschutz der dicken Säulen hielten, folgten sie zu ihrer Rechten der sanften Rundung der Säulengalerie. Diese wurde nur vom tanzenden Widerschein der im Abgrund emporlodernden Flammen erleuchtet. Auf diese Weise schlichen sie voran, ohne von den malochenden Giganten gesehen werden zu können, falls denn einer von ihnen zufällig nach oben blickte. Immer wieder hüllten giftige Dämpfe die
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