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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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sich wieder dem Audienzgemach, in dem jene verborgene Wesenheit namens Vulthoom versucht hatte, Chanler und ihn für ihre Pläne anzuwerben. Doch ganz sicher war er sich dessen nicht.
    Als Nächstes führte Ta-Vho-Shai sie durch eine Flucht geräumiger Gelasse, die offenbar als Laboratorien dienten. In den meisten dieser Hallen waren die uralten Riesengestalten zugange; sie beugten sich alchemistengleich über Schmelzöfen, unter denen kalte Feuer brannten, und hantierten mit Retorten, aus denen sich geheimnisvolle Rauchfäden emporkräuselten.
    Einmal betraten sie eine Kammer, in der sich weder Personal aufhielt, noch irgendwelche Gerätschaften standen. Sie enthielt nichts außer drei großen Flaschen aus durchsichtigem, farblosem Glas, die einen hochgewachsenen Mann überragten und deren Form an römische Amphoren erinnerte. Allem Anschein nach waren die Flaschen leer. Dennoch wurden sie von gewaltigen Stopfen verschlossen. Jeder der Stopfen besaß zwei Griffe zum Herausziehen, aber Menschenkraft hätte dazu schwerlich ausgereicht.
    »Diese Flaschen … was hat es damit auf sich?«, fragte Chanler ihren Begleiter.
    »Das sind die Flaschen des Schlafs«, belehrte der Aihai die Männer mit hochtrabender Miene. »Eine jede davon enthält ein anderes seltenes, nicht sichtbares Gas. Sobald die Zeit gekommen ist, da Vulthoom seinen tausendjährigen Schlaf antritt, werden die Flaschen geöffnet. Dann entweichen die Gase und vereinen sich zu einem neuen Gemisch, das die Atemluft von Ravormos bis hinab in den tiefsten Gewölbewinkel durchtränkt. Und auch wir, die wir Vulthoom dienen, sinken dann wie unser Gebieter tausend Jahre lang in Schlaf. Dann verliert die Zeit ihre Bedeutung für die Schlummernden und Äonen verstreichen so rasch wie bloße Augenblicke. Und die Schläfer erwachen erst zu jener Stunde, da auch Vulthooms Ruhe endet.«
    Haines und Chanler, von Neugier ergriffen, stellten jede Menge Fragen, doch wurden die meisten davon durch Ta-Vho-Shai nur ausweichend und vage beantwortet. Der Aihai war merklich bestrebt, den Rundgang zu anderen, entlegeneren Abschnitten von Ravormos fortzusetzen. Über die chemische Zusammensetzung der Gase konnte er den Männern nichts verraten. Auch Vulthoom selbst war, sofern man Ta-Vho-Shais Auskünften Glauben schenken durfte, ein Rätsel sogar für seine eigenen Anhänger, von denen die meisten ihn noch nie zu Gesicht bekommen hatten.
    Ta-Vho-Shai drängte die Männer aus der Kammer mit den Flaschen hinaus und geleitete sie durch einen verwaisten Höhlengang, der schnurgerade immer weiter abwärts führte. Auf dem Weg nach unten schlug ihnen das Rumpeln und Stampfen unzähliger Maschinen entgegen. Immer lauter wurde das Getöse, bis sie schließlich in eine weite Säulengalerie hinaustraten, wo der Lärm wie ein Niagarafall aus vernichtenden Donnerschlägen auf sie einstürzte. Der Säulenrundgang verlief um einen kilometerweit gähnenden Abgrund, der ein glühendes Inferno aus jenem dämonischen Lärm und dem Geflacker fürchterlich aufschießender Flammenzungen bildete, die ohne Unterlass aus seinen Tiefen emporleckten.
    Es war, als spähten die beiden Männer hinab in einen höllischen Krater aus zornloderndem Licht und gemarterten Schatten. Tief unten erblickten sie eine gewaltige Konstruktion aus gebogenen, schimmernden Spanten und Streben. Sie erinnerte an das fremdartig gefügte Skelett eines gigantischen Stahlungeheuers, das sich über den Boden des Schlundes hinzog. Rings um dieses Gerüst fauchten Schmelzöfen, den Mäulern Feuer speiender Drachen gleich, ihren Odem aus Lava hervor. Riesenhafte Kräne neigten und hoben sich mit den Bewegungen langhalsiger Plesiosaurier und die Goliathgestalten der Marsbewohner, rot angeleuchtet wie rackernde Dämonen, geisterten durch die schaurige Gluthölle.
    »Sie bauen das Raumschiff, in dem Vulthoom zur Erde fliegen wird«, sprach Ta-Vho-Shai. »Sobald es fertiggestellt und startbereit ist, wird es sich mithilfe seiner atomaren Disintegratoren den Weg zur Oberfläche freischmelzen. Das massive Felsgestein in seiner Bahn wird sich verflüchtigen wie Wasserdampf. Ignar-Luth, das direkt über uns liegt, wird vom Feuer verschlungen, als bräche glutflüssiges Magma aus dem Inneren des Planeten hervor.«
    Sprachloses Entsetzen hinderte Haines und Chanler an einer Entgegnung. Ihr anfängliches Staunen wandelte sich mehr und mehr zur lähmenden Betäubung im Angesicht der Geheimnisse und der Gewaltigkeit; angesichts des Grauens und der

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