Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
austauschbaren Karaffen. Sie dienen dazu, eine vollständige Mahlzeit aus Trink- und Esswaren aufzutragen.
Der Aihai setzte die Tabletts vor Haines und Chanler auf dem Rasen ab. Dann verharrte er, reglos und unergründlich. Die Männer von der Erde, die plötzlich einen überwältigenden Hunger verspürten, machten sich über die Speisen her, die zu verschiedenen geometrischen Formen gepresst oder geschnitten worden waren. Obwohl es möglicherweise synthetischer Herkunft entstammte, mundete das Essen vorzüglich. Die beiden Männer griffen herzhaft zu und spülten mit tiefen Schlucken der granatfarbenen, weinähnlichen Flüssigkeit aus den Karaffen nach, bis der letzte Kegel und der letzte Rhombus aufgezehrt waren.
Als die beiden ihr Mahl beendet hatten, ergriff ihr Aufwärter erstmals das Wort.
»Es ist Vulthooms Wille, dass Sie beide einen Erkundungsgang durch ganz Ravormos unternehmen und die Wunder dieser Höhlenwelt erblicken sollen. Dabei steht es Ihnen frei, sich alleine und ohne jede Begleitung umzutun. Doch wenn Sie wollen, können sie mich zum Führer nehmen. Mein Name ist Ta-Vho-Shai und ich stehe bereit, auf all Ihre Fragen Antwort zu geben. Sie können mich aber auch jederzeit fortschicken.«
Nach kurzer Beratschlagung entschieden sich Haines und Chanler für einen geführten Rundgang. Sie schritten hinter dem Aihai durch den Garten, dessen Ausdehnung sich nur schwer abschätzen ließ, da das diesige, bernsteinfarbene Leuchten, welches die Luft wie mit schillernden Staubpartikeln sättigte, den Anschein grenzenloser Weite erweckte. Dieses Leuchten, so erfuhren die beiden Männer von Ta-Vho-Shai, ging von der hohen Höhlendecke ebenso aus wie von den Wänden. Es wurde mittels elektromagnetischer Energie auf einer Wellenlänge erzeugt, die noch kürzer war als die der kosmischen Strahlung. Zugleich verfügte dieses Leuchten über alle wichtigen Eigenschaften von Sonnenlicht.
Der Garten bestand aus fremdartigen Gewächsen und Blumen, von denen viele auf dem Mars gar nicht heimisch waren. Vielleicht hatte Vulthoom sie aus dem fernen Sonnensystem mitgebracht, dem er entstammte. Einige der Blumen glichen gewaltigen Blütenteppichen, als hätten Hunderte von Orchideen sich zu einem einzigen Gewächs vereint. Es gab kreuzförmige Bäume, von denen unglaublich lange und vielgestaltige Blätter herabhingen, deren Anblick an heraldische Banner oder Pergamentrollen voller geheimnisvoller Schriftzeichen gemahnte. Andere Bäume hingegen trieben Äste und Zweige und Früchte aus, deren Exotik sich jeder Beschreibung entzog.
Als die Männer die Besichtigung des Gartens abgeschlossen hatten, betraten sie ein Labyrinth aus offenen Durchgängen und in Kammern unterteilten Höhlen, von denen die meisten entweder Maschinenanlagen oder mit Vorräten gefüllte Kisten und Urnen enthielten. In anderen Kammern wiederum stapelten sich gewaltige Barren aus edlen und halbedlen Metallen. Aus riesigen Truhen ergossen sich vielfarbige Fluten funkelnder Edelsteine, als sollte ihr buntes Geglitzer die Männer von der Erde in Versuchung führen.
Die meisten der Maschinen waren in Betrieb, doch fehlte das Personal zu ihrer Bedienung. Haines und Chanler erfuhren, dass diese Apparaturen auch ohne Aufsicht oder Wartung über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende hinweg weiterarbeiten konnten. Ihre Funktionsweise blieb ein Rätsel, selbst für Haines, der berufsbedingt über ein weitreichendes technisches Fachwissen verfügte. Vulthoom und seine Gefolgschaft waren über die sicht- und hörbaren Frequenzen von Spektrum und Schall hinausgelangt – sie hatten die verborgenen Wirkungsmächte des Universums gezwungen, sich ihnen zu offenbaren und zu Diensten zu sein.
Die Luft war erfüllt von ohrenbetäubendem Gehämmer wie von metallischen Pulsschlägen, einem Rumoren wie von versklavten Dämonen und gefügigen Arbeitsriesen aus Stahl. Ventile öffneten und schlossen sich mit klapperndem Getöse. Es gab Kammern, in denen sich schrill summende Dynamos säulenartig vom Boden bis an die Decke erhoben. In anderen Räumen wiederum kreisten Kugelgebilde rätselhaft laut- und schwerelos auf ihren Bahnen wie Himmelskörper in der Leere des Alls.
Dann erstiegen sie eine Treppe, die zu einer höher gelegenen Ebene hinaufführte und ebenso gewaltig war wie die Stufen der Cheops-Pyramide. Wie in der Erinnerung an einen Traum glaubte Haines, diese Stufen schon einmal in die Gegenrichtung, nach unten, genommen zu haben. Es schien ihm, als näherten sie
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