Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
bemerken, dass mit den drohenden Monstren ein Wandel vor sich ging: Die Flammenleiber verblassten, schrumpften … Ihr Glühen erstarb, die Hitze ließ nach … Die Flammen aus den Mäulern und Augenhöhlen erloschen. Dennoch krochen die Kreaturen über den Boden weiter heran, wurmhaft und ekelerregend. Statt der Flammen leckten aus ihren Mäulern Zungen so weiß wie Asche, während Augäpfel aus Pechkohle ihre brennenden Blicke ersetzten.
Die weißlichen Zungen schienen sich zu teilen … wurden noch blasser … erinnerten plötzlich an jene elfenbeinfarbenen, Haines und Chanler schon von irgendwoher bekannten Blütenblätter. Der Odem der Ungeheuer, ehedem glutheiß und brennend, fächelte nun als lauer Hauch um die Wangen der beiden Männer … verwandelte sich in den kühlen, würzigen Duft, den sie früher bereits eingeatmet hatten … ward zu jenem betäubenden Odeur, dem sie zuvor nach Abschluss ihrer Audienz beim verborgenen Gebieter von Ravormos erlegen waren.
Mehr und mehr wandelten sich die Ungetüme zu gewaltigen Blüten … Aus den Säulen des Rundgangs wurden himmelhohe Bäume im Morgenglanz des ersten Schöpfungstages … Das Donnern aus dem Feuerschlund verebbte zum weit entfernten Seufzen linder Meere an paradiesischen Gestaden. Die wimmelnden Schrecken von Ravormos, die Drohung dunkel lastender Verdammnis – all dies war zerstoben, als hätte es dergleichen nie gegeben. Selbstvergessen tauchten Haines und Chanler zum zweiten Mal in das Paradies jener unbekannten Droge ein …
Anfangs kehrte das Bewusstsein nur verschwommen zu Haines zurück. Immerhin erkannte er, dass er auf dem Steinfußboden des Säulenrundgangs lag und alleine war. Die Flammenungeheuer waren nirgendwo zu sehen. Alsbald zerriss das Getöse, das noch immer nebenan aus dem Abgrund heraufschallte, die letzten Schleier seiner Drogenohnmacht. Haines spürte, wie wachsendes Entsetzen und Grauen ihn packten, als er sich nunmehr all des Geschehenen entsann.
Schwindelnd kämpfte er sich auf die Beine und hielt im Flackerlicht des Säulenrundgangs Ausschau nach einem Hinweis auf den Verbleib seines Freundes. Der versteinerte Pilz, der Chanler als Keule gedient hatte, lag neben Haines’ eigenem Exemplar noch immer an derselben Stelle, an der die Waffen den Fingern der umsinkenden Männer entglitten waren. Chanler hingegen war fort und auf Haines’ laute Rufe antworteten ihm nur schauerlich forthallende Echos aus den Tiefen des Bogenganges.
Getrieben von dem drängenden Gefühl, Chanler unverzüglich auffinden zu müssen, nahm Haines seine schwere Keule an sich und begann mit dem Abschreiten des Säulenrundgangs. Die Waffe in seiner Faust mochte gegen die übernatürlichen Helfer Vulthooms nicht viel wert sein, dennoch schenkte das eiserne Gewicht des Knüppels seinem Träger Selbstvertrauen.
Kaum näherte er sich dem großen Korridor, der ins Herz von Ravormos führte, da sah Haines den Gesuchten zu seiner größten Erleichterung auf sich zukommen. Doch noch ehe er seine Freude durch eine überschwängliche Begrüßung zum Ausdruck bringen konnte, hörte er Chanler sagen:
»Hallo, Bob, du wirst gerade Zeuge meines ersten televisionellen Auftritts in dreidimensionaler Projektion … nicht schlecht, oder? Ich bin jetzt in Vulthooms privatem Laboratorium. Vulthoom hat mich davon überzeugt, sein Angebot anzunehmen. Sobald du dich ebenfalls dazu bereit erklärt hast, können wir nach Ignarh zurückkehren – versehen mit umfassenden Anweisungen bezüglich unserer Mission auf der Erde und außerdem mit Geldmitteln in Höhe von einer Million Dollar pro Mann. Denk darüber nach! Du wirst einsehen, dass wir gar nichts Besseres tun können. Wenn du mitmachen willst, folge einfach dem Hauptkorridor durch Ravormos und Ta-Vho-Shai wird dich abpassen und hierher ins Laboratorium bringen.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, trat die Gestalt Chanlers nach dieser verblüffenden Ansprache anscheinend schwerelos an den Außenrand des Bogengangs, schwebte darüber hinaus und hinein in die wirbelnden Dämpfe. Die Projektion lächelte Haines noch einmal zu, dann löste sie sich auf wie ein Spuk.
Zu behaupten, dass Haines dastand wie vom Donner gerührt, wäre eine armselige Untertreibung. Schien er doch gerade einen wahrhaftigen Menschen aus Fleisch und Blut gesehen und gehört zu haben – seinen Freund Chanler wie er leibte und lebte! Haines spürte, wie ihn ein eisiger Schauder überkam angesichts der Wunderfähigkeiten Vulthooms, der eine Projektion
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