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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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zerbarst das Behältnis mit einem schrillen, markerschütternden Klirren, das beinahe wie ein menschlicher Schrei klang. Haines Gesicht wurde einen Augenblick lang von einem kühlen Hauch umfächelt, so sanft wie der Atemseufzer einer Frau.
    Haines hielt die Luft an, um nicht jetzt schon das Gas einzuatmen, und nahm sich die nächste Flasche vor. Sie ging gleich beim ersten Schlag zu Bruch und wieder war es Haines inmitten des Scherbenregens, als umkoste ihn ein linder Atemhauch.
    Als er aber nochmals mit der Keule ausholte, um auch die letzte Flasche zu zerschmettern, hallte eine donnergleiche Stimme durch die Kammer: »Narr! Durch diese Freveltat hast du dich und deinen Mit-Erdenmann selbst gerichtet.« Noch in die letzten dieser Worte mischte sich das Klirren von Haines’ abschließendem Hieb. Grabesstille breitete sich aus und selbst das weit entfernte, gedämpfte Maschinengetöse erstarb, bis es verschluckt war von Schweigen. Sekundenlang starrte der Erdenmann auf die zersplitterten Flaschen. Dann ließ er die nutzlosen Bruchstücke fallen, zu denen seine Keule zerborsten war, und stürzte aus der Kammer hinaus.
    Herbeigelockt vom Geklirr splitternden Glases, waren mehrere Aihai im Korridor erschienen. Doch nun rannten sie hilf- und ziellos durcheinander wie Mumien, die unter abflauendem galvanischem Strom stehen. Keiner von ihnen unternahm einen Versuch, den Erdenmann aufzuhalten.
    Ob der Schlaf, den die freigesetzten Gase mit sich bringen sollten, rasch oder langsam eintreten würde, vermochte Haines nicht abzuschätzen. Ihm selbst kam die Luft in der Höhle noch immer unverändert vor: Weder roch sie fremd, noch beeinträchtigte sie seine Atmung. Aber schon verspürte er im Laufen eine leichte Benommenheit und ein zarter Schleier schien alle seine Sinne zu umweben. Es war, als zögen im Korridor feine Dampfschwaden auf. Bald begannen selbst die Wände vor seinen Augen zu verschwimmen.
    Haines floh blind, ohne Ziel oder Plan. Er kam sich vor wie in einem Traum gefangen und nahm es ohne große Verwunderung hin, als er sich plötzlich vom Boden emporgehoben und in schwereloser Leichtigkeit durch die Luft befördert fühlte. Es war, als habe ihn ein starker Luftstrom mitgerissen oder als treibe er auf unsichtbaren Wolken dahin. Ein ganzes Hundert Pforten zu geheimen Kammern, ein ganzes Hundert Zugänge zu geheimnisvollen Tunneln rauschten im Nu an ihm vorbei und gewährten ihm flüchtige Blicke auf die hünenhaften Aihai, die während ihrer so geschäftigen wie rätselhaften Besorgungsgänge taumelnd und mit müden Häuptern gegen den immer mehr um sich greifenden Schlaf ankämpften. Schließlich wurde ihm vage gewahr, dass er in das hohe Audienzgemach mit der Spitzkuppel getragen worden war, das die versteinerte Blume auf ihrem Dreifuß aus Kristall und schwarzem Metall beherbergte.
    Ungebremst sauste Haines auf die hintere Wand der Kammer zu, doch schon tat sich eine Pforte in der fugenlosen Felswand auf. Im nächsten Augenblick schien Haines durch ein dahinter verborgenes, weit hinabreichendes Gewölbe zu stürzen, das angefüllt war mit riesenhaften, unbenennbaren Maschinen, bis er schließlich von einer kreisenden, infernalisch brummenden Scheibe abgefangen wurde.
    Sogleich schien das Gewölbe ringsherum um neunzig Grad in eine normale Position zu kippen und Haines stand neben der nun senkrecht emporragenden Scheibe sicher auf den Beinen. Die Scheibe drehte sich nicht mehr, doch bebte die Luft noch immer von ihrem höllischen Vibrieren nach. Der Ort, an den es Haines verschlagen hatte, kam ihm vor wie ein technologischer Albtraum. Doch dann erblickte er inmitten des Chaos aus schimmernden Spulen und blitzenden Dynamos seinen Freund Chanler, der mit Metallbändern aufrecht an ein grausiges Gestell gefesselt war wie ein Gefolterter auf eine Streckbank. Neben Chanler stand reglos und in voller Größe der Riese Ta-Vho-Shai – und unmittelbar vor ihm kauerte ein unsägliches Etwas, dessen entlegenere Leibesabschnitte und Extremitäten sich schlängelnd bis in unendliche Entfernung zwischen den dicht zusammenstehenden Aggregaten und Apparaturen verloren.
    Das Gebilde erweckte den Eindruck einer ungeheuren Pflanze mit knollenartigem Stamm, dem eine Unzahl fahler und gedunsener Wurzeln entspross. Gekrönt wurde der Stamm, der höchstens zur Hälfte offen sichtbar war, von einem zinnoberroten, an eine riesige Blüte gemahnenden Kelch. Und inmitten dieses Kelchs erhob sich ein elfenhaftes, wie Perlmutt schimmerndes

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