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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Wesen von erlesener Schönheit und vollendetem Ebenmaß – eine Gestalt, die Haines nun ihr winziges Antlitz zuwandte und mit der tief tönenden Stimme Vulthooms zu sprechen anhob:
    »Für diesmal hast du obsiegt. Doch hege ich keinen Groll gegen dich. Ich tadele einzig mich selbst aufgrund meiner Sorglosigkeit.«
    Wie ein weit entferntes Gewittergrollen drang die Stimme durch Haines’ Halbschlaf an sein Ohr. Zögernd und mühsam, auf wankenden Beinen, die mit jedem Schritt nachzugeben drohten, schleppte er sich auf Chanler zu. Chanler, bleich und verhärmt und auf das Metallgestell gefesselt, blickte seinem Freund mit einem Gesichtsausdruck entgegen, der Haines ein wenig stutzig machte, doch Chanlers Lippen blieben stumm.
    »Ich … habe die Flaschen zerschlagen … die Flaschen des Schlafs.« Haines hörte seine eigene Stimme wie in einer Trance schlaftrunkener Unwirklichkeit. »Mir blieb nichts anderes übrig … nachdem du mit Vulthoom gemeinsame Sache gemacht hattest.«
    »Ich bin nicht eingeknickt«, versetzte Chanler schleppend. »Das Ganze war eine Finte … du solltest ausgetrickst werden, damit du einlenkst … und mich haben sie gefoltert, weil ich das Spiel nicht mitmachen wollte.« Chanlers Stimme erstarb immer mehr und es schien, als wäre er nicht fähig, noch etwas zu sagen. Fast unmerklich wichen die Spuren des Schmerzes und der Entkräftung aus seinen Zügen, geglättet vom schleichend nahenden Schlummer.
    Seiner Schläfrigkeit zum Trotz mühte sich Haines zu begreifen, was da aus Ta-Vho-Shais schlaff herabhängender Faust hervorragte: ein übel aussehendes Instrument, ähnlich einem stachelgespickten Treibstock aus Metall, dessen nadelspitze Dornen einen unablässigen Regen elektrischer Funken versprühten. Man hatte Chanlers Hemd über der Brust aufgerissen und seine Haut war zwischen Hals und Zwerchfell übersät mit winzigen blau-schwarzen Malen – Malen, die eine teuflische Zeichnung hinterließen, von der ein unbestimmtes, vages Grauen auf Haines übergriff.
    Durch die Betäubung, die seine Wahrnehmung zunehmend abstumpfte, schien es Haines, als habe Vulthoom noch einmal gesprochen. Doch erst nach einer Weile begriff er den Sinn des Gehörten: »Meine Überzeugungsmethoden haben samt und sonders versagt. Doch das ist von geringer Bedeutung. Wohl könnte ich der Wirkung der Gase dank meiner überlegenen wissenschaftlichen Kenntnisse und meiner stärkeren Lebensenergie standhalten und wach bleiben, wenn ich es wünschte. Dennoch werde auch ich mich dem Schlaf hingeben. Wir alle werden tief und ungestört schlafen … und eintausend Jahre währen für mich und meine Gefolgschaft nicht länger als eine einzige Nacht. Für euch hingegen, deren Lebenszeit so knapp bemessen ist, bedeuten sie … die Ewigkeit. Bald schon werde ich erwachen und meine Eroberungspläne erneut in Angriff nehmen – und ihr, die ihr diese Pläne zu behindern gewagt habt, werdet nur noch zwei Häuflein Staub zu meinen Füßen bilden … und der Staub wird hinweggefegt werden.«
    Die Stimme verstummte, dem elfengleichen Wesen im gewaltigen zinnoberroten Kelch sank das Haupt vornüber und es schien einzunicken. Haines und Chanler erblickten einander immer undeutlicher, schienen vor den Augen des jeweils anderen zu zerfließen, als sei ein grauer Nebel zwischen ihnen aufgezogen. Ringsumher herrschte Schweigen, als stünden die unterweltlichen Maschinen jetzt still, als malochten die Titanen nicht mehr. Chanlers gemarterter Körper entspannte sich auf dem Foltergestell und seine Lider sanken schwer nieder. Haines taumelte, fiel zu Boden und blieb reglos liegen. Ta-Vho-Shai, der noch immer das unheilvolle Marterwerkzeug umklammert hielt, stand weiter aufrecht wie ein zur Mumie verdorrter Gigant. Gleich einem lautlosen Meer hatte Schlaf das Höhlenreich von Ravormos geflutet.

E. Hoffman Price: Erinnerungen an Klarkash-Ton
    Der holprige Fahrweg wurde noch schlechter, als ich um eine Kurve bog und in einen niedrigeren Gang zurückschaltete, um mich auf der von Felsbrocken durchsetzten Straße weiter voranzumühen. Die Bäume beidseits des Weges formten einen Tunnel, der aussah, als endete er in einer Sackgasse. Ich begann mich zu fragen, ob ich die Worte und Gesten des Indianers falsch verstanden und die richtige Abzweigung verpasst hatte. Für eine Kehrtwende war nicht genug Platz, auch nicht mit einem Ford Modell A.
    Das Waldgebiet war nicht frei von Schönheit, wenn auch sehr still. Die schattige Kühle, die seine Schatten

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