Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
Inseln rings um die Bandasee näher in Augenschein genommen.
Manche Einzelheiten allerdings bleiben rätselhaft und verwirrend. Sowohl das Material als auch der Mechanismus der Kugel sind unseren Wissenschaftlern unbekannt. Sie haben noch immer keine Erklärung dafür; und das Material, auf dem der Brief geschrieben wurde, entzieht sich, ebenso wie die benutzte Farbe, bislang jeder Analyse. Die chemische Zusammensetzung des Papiers scheint Gemeinsamkeiten sowohl mit Pergament als auch mit Papyrus aufzuweisen. Für die Pigmente jedoch findet sich auf der Erde keine Entsprechung.
I. Der Brief
Liebe Sylvia,
Du hast mich schon immer für einen hoffnungslosen Träumer gehalten; und ich bin der Letzte, der Dein Urteil infrage stellen oder gar anzweifeln würde. Man sollte hinzufügen, dass ich zu denjenigen Träumern zähle, die sich nicht mit ihren Träumen begnügen können. Solche Menschen sind in der Regel unglücklich und unzufrieden, weil nur wenige sich in der Lage sehen, ihre Visionen zu verwirklichen beziehungsweise einer Realisierung auch nur nahezukommen.
In meinem Fall führte das Streben nach der Verwirklichung zu einem einzigartigen Erlebnis: Ich schreibe Dir diesen Brief aus einer fernen Welt, weit entfernt im doppelten Labyrinth aus Zeit und Raum, Jahrmillionen weit entfernt von der Welt, in der Du lebst und in die ich hineingeboren wurde.
Wie Du weißt, habe ich mir nie viel aus irdischen Reichtümern gemacht. Das gegenwärtige Zeitalter empfand ich stets nur als verdrießlich. Schon immer verzehrte mich eine Art nostalgische Sehnsucht nach fremden Orten und Zeiten. Es schien mir eine sonderbare, willkürliche Laune der Natur, dass ich ausgerechnet hier und nicht irgendwo anders sein sollte, in den unendlichen, ewigen Weiten, die das Sein bereithält. Schon lange fragte ich mich, ob es denn nicht möglich wäre, die Kontrolle über die Gesetze zu erlangen, die unsere zeitliche und kosmische Situation bestimmen, und nach Belieben von Welt zu Welt oder von Zeitalter zu Zeitalter zu reisen.
Erst nachdem Du die Liaison mit mir beendet hattest, begann ich, über die praktische Umsetzung meiner Überlegungen nachzudenken. Du hieltest meine Träumereien für ebenso unmöglich wie nutzlos. Vielleicht wollte ich unter anderem auch den Beweis erbringen, dass sie durchaus zu verwirklichen sind. Ob sie einen Nutzen haben oder nicht, ist eine Frage, die mich nicht weiter berührt und auf die wohl auch kein Mensch eine Antwort geben kann.
Ich möchte Dich nicht mit einer umständlichen Schilderung meiner Anstrengungen und Forschungen langweilen. Ich war bestrebt, eine Maschine zu entwickeln, mit deren Hilfe ich durch die Zeit zu reisen und sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft einzudringen vermochte. Ich ging von der Theorie aus, dass es möglich sein müsste, durch das Einwirken einer bestimmten Kraft Bewegungen in der Dimension Zeit zu beherrschen, zu beschleunigen oder auch umzukehren. Ein derartiges Regulativ würde einen in die Lage versetzen, sich in beiden Richtungen durch die Jahrtausende zu bewegen.
Ich sage nur so viel: Es gelang mir schließlich, diese theoretische Zeit-Kraft zu isolieren, ohne jedoch etwas über ihr eigentliches Wesen oder ihren Ursprung in Erfahrung zu bringen. Es handelt sich um eine alles durchdringende Energie mit einer kürzeren Wellenlänge als jene kosmischer Strahlen. Anschließend entwickelte ich eine metallische Legierung. Sie ist vollkommen durchsichtig, äußerst hart und eigens darauf ausgelegt, jene Kraft zu leiten und zu fokussieren.
Aus diesem Metall konstruierte ich meine Maschine, ausgestattet mit Generatoren, die eine nahezu unbegrenzte Energie zu erzeugen in der Lage sind. Die Umkehrung der Kraft, die eine Rückwärtsbewegung in der Zeit erzwingt, wird gewährleistet, indem Strom durch bestimmte seltene, äußerst flüchtige Chemikalien fließt, die in einer speziellen, einer großen Sanduhr ähnlichen Vorrichtung eingeschlossen sind.
Nach zahllosen Monaten größter Anstrengungen stand der Mechanismus schließlich vor mir auf dem Fußboden meines Laboratoriums in Chicago. Von außen war er mehr oder weniger kugelförmig, mit abgeflachten Enden, vergleichbar einer Mandarine. Man konnte ihn hermetisch verschließen, zur technischen Ausstattung zählte auch ein Sauerstoffgerät. Das Gehäuse bot zwischen den großen Dynamoröhren, einer stattlichen Reihe chronometrischer Anzeigen und der Schalttafel mit den Hebeln und Knöpfen, die alles
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