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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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regulierten, genügend Raum für drei Personen. Alle Teile waren, da sie aus ein und demselben Material bestanden, durchsichtig wie Glas.
    Obwohl ich mir noch nie viel aus technischen Gerätschaften gemacht habe, betrachtete ich diese Maschine doch nicht ohne einen gewissen Stolz. Es lag eine wunderbare Ironie in der Vorstellung, dass ich ausgerechnet mit diesem hoch technisierten Gerät der zunehmend von Maschinen dominierten Zeit, in die ich hineingeboren wurde, zu entfliehen vermochte.
    Zunächst hatte ich vor, die Zukunft zu erkunden. Indem ich weit genug in der Zeit vorwärts reiste, wollte ich feststellen, ob die Menschheit es lernen würde, auf ihre schwerfälligen, komplizierten Instrumente zu verzichten, oder von ihnen vernichtet und im Lauf der Evolution einer anderen, vernünftigeren Spezies weichen würde.
    Sollte die menschliche Zukunft hingegen für mich keinerlei Verlockungen bereithalten, konnte ich die Wirkung der Zeit-Kraft jederzeit umkehren und mich in weit vor meiner eigenen Ära liegende Epochen versetzen. Sofern Geschichte und Überlieferung nicht trogen, wären die dortigen Lebensumstände wohl eher nach meinem Geschmack. Meine unmittelbare Neugier jedoch richtete sich auf die unbekannten, schwierigen Jahre künftiger Zeitalter.
    All meine Bemühungen hatte ich im Geheimen unternommen, unterstützt lediglich von Li Wong, meinem chinesischen Koch, Burschen und Wirtschafter. Anfangs vertraute ich noch nicht einmal ihm den wahren Zweck der Apparatur an, obwohl ich keinen diskreteren und intelligenteren Menschen kenne als ihn. Die meisten hätten mich ausgelacht, hätten sie geahnt, was ich plante. Zudem habe ich jede Menge Cousins und andere Verwandte, die voller Neid meinen ererbten Reichtum beäugten … und dies in einem Land, in dem es von Rechtsanwälten, Nervenärzten und Irrenhäusern nur so wimmelt. Man hat mir schon immer nachgesagt, ich sei ein Exzentriker, daher wollte ich der lieben Verwandtschaft keinen Vorwand für eine völlig legale Zwangseinweisung liefern.
    Ich hatte wirklich vor, die Zeitreise allein zu unternehmen. Doch nachdem ich die Maschine gebaut hatte und alles bereit war, wurde mir klar, dass ich unmöglich ohne meinen Burschen, Li Wong, aufbrechen konnte. Abgesehen davon, dass ich dem kleinen Chinesen vertrauen und er mir von Nutzen sein konnte, war er auch ein angenehmer Gesellschafter. In seiner Heimat war er so etwas wie ein Gelehrter und zählte keineswegs zur Klasse der Kulis. Obwohl er des Englischen noch immer nicht so recht mächtig und mein Chinesisch absolut rudimentär war, hatten wir schon so manche Diskussion über Literatur und Philosophie seines Landes, aber auch über weniger anspruchsvolle Themen geführt.
    Li Wong nahm die Ankündigung der geplanten Reise mit derselben Gelassenheit und ausdruckslosen Höflichkeit auf, die er an den Tag gelegt hätte, wäre ihm mitgeteilt worden, wir wollten jetzt in den Nachbarstaat aufbrechen.
    »Ich gehen packen«, sagte er. »Sie viiiele Hemden brauchen?«
    Unsere Vorbereitungen nahmen nicht viel Zeit in Anspruch. Li Wong schlug vor, dass wir uns etwas Passenderes anziehen sollten. Abgesehen davon nahmen wir einen für zehn Tage ausreichenden Vorrat an Nahrungsmitteln, einen Verbandskasten und eine Flasche Branntwein mit. All das verstauten wir in Fächern, die ich eigens zu diesem Zweck eingebaut hatte. Da wir keine Ahnung hatten, was wir vorfinden oder was uns unterwegs zustoßen würde, war es besser, auf alles vorbereitet zu sein.
    Nun schien alles bereit. Ich stieg mit Li Wong ein, verriegelte die Zeitsphäre und ließ mich vor der Instrumententafel nieder, auf der die Kontrollschalter in Reih und Glied angeordnet waren. Ich empfand die gleiche Erregung, die ein Magellan oder Kolumbus am Vorabend einer Expedition empfunden haben mochte. Doch verglichen mit dem, was wir vorhatten, waren alle Seereisen, die das Menschengeschlecht bisher auf der Suche nach neuen Kontinenten unternommen hatte, nichts weiter als das Gekrabbel von Milben und Ameisen.
    Dennoch war ich mir, obwohl alles mit mathematischer Präzision bis auf die letzte Kommastelle berechnet war, selbst im Hochgefühl jenes Augenblicks noch der Gefahr bewusst, in die wir uns begaben. Noch immer gab es ein Element der Ungewissheit. Die Auswirkung einer Zeitreise auf den menschlichen Organismus war eine gänzlich unbekannte Größe. Gut möglich, dass keiner von uns beiden den Beschleunigungsprozess überlebte, der Jahrzehnte, Jahrhunderte auf bloße

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