Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
anzustarren. Einige waren, wie ich nun sah, bei unserem Absturz unter der schweren Kapsel zerquetscht worden. Andere schienen rechtzeitig zurückgewichen zu sein und beäugten uns argwöhnisch.
Noch während ich die sonderbare Szenerie so verblüfft, dass ich gar nicht alle Einzelheiten wahrnehmen konnte, in Augenschein nahm, wurden die unterbrochenen Kampfhandlungen wieder aufgenommen. Die von den Monstren gezogenen Streitwagen wogten vor und zurück, die Luft war von Geschossen erfüllt, von denen einige auch die Außenhaut unserer Kapsel trafen. Allem Anschein nach stachelte unsere Gegenwart den Kampfeswillen dieser fantastisch anmutenden Krieger eher noch an. Zahlreiche derjenigen, die unserer Kapsel am nächsten waren, begannen zurückzuweichen, während wiederum andere nach vorne drängten. Nun war ich auch in der Lage, die Kämpfer der beiden Gruppierungen, die offenkundig unterschiedlichen Rassen angehörten, voneinander zu unterscheiden.
Bei der einen Gruppe, die ausschließlich aus mit Schwertern und Speeren bewaffneten Fußsoldaten bestand, handelte es sich augenscheinlich um primitive Barbaren. Ihre furchterregenden, groben Gesichter waren zu wutentbrannten, grimmigen Fratzen verzerrt. Zahlenmäßig waren sie den anderen weit überlegen und kämpften mit verzweifelter Wildheit.
Ihre Widersacher dagegen – die Streitwagenlenker mit einem kleinen Kontingent Infanterie – hatten feinere Züge, waren zierlicher gebaut und wirkten insgesamt zivilisierter. Sie setzten ihre Katapulte geschickt ein und die Schlacht schien sich zu ihren Gunsten zu wenden. Als ich feststellte, dass jene, die unsere Zeitmaschine niedergestreckt hatten, allesamt zu den Barbaren zählten, wurde mir klar, dass die eine Partei unser Auftauchen wohl als glücklichen Umstand wertete, während uns die andere wahrscheinlich eher als Feinde ansah. Die Männer an den Katapulten gewannen an Zuversicht, während den Speer- und Schwertträgern sichtlich der Mut sank.
Aus dem Kampf wurde eine wilde Flucht. Dicht an dicht drängten sich die Streitwagen, alles unter ihren Rädern zermalmend, um unsere Kapsel und trieben den Gegner rasch immer weiter zurück, während in der Hitze des Gefechts nach wie vor ein Hagel eigentümlicher Geschosse auf die transparente Hülle unserer Zeitmaschine niederging.
So wild die Drachen auch aussahen, nahmen sie doch keineswegs an den Kampfhandlungen teil. Offenbar waren sie tatsächlich nichts weiter als Last- oder Zugtiere. Dennoch war das Gemetzel entsetzlich. Überall lagen zerschmetterte oder niedergetrampelte Körper umher.
In der Rolle des Deus ex Machina, die ich in dieser absonderlichen Schlacht spielte, gefiel ich mir ganz und gar nicht. Aus freien Stücken hätte ich niemals eingegriffen, weshalb ich beschloss, lieber in der Zeit weiterzureisen. Ich zog den Starthebel, doch zu meiner Bestürzung rührte sich nichts. Anscheinend hatte der Mechanismus bei dem heftigen Aufprall doch etwas abbekommen oder die Energieversorgung war irgendwie gestört, auch wenn ich in diesem Augenblick nicht festzustellen vermochte, woran es genau lag. Später fand ich heraus, dass die Verbindung zwischen der Instrumententafel und den Generatoren unterbrochen war, weshalb kein Strom mehr fließen konnte.
Mittlerweile hatte Li Wong das Bewusstsein wiedererlangt. Sich den Kopf reibend, setzte er sich auf und sah aus, als denke er mit all der Ernsthaftigkeit eines orientalischen Philosophen über unsere bemerkenswerte Umgebung nach. Unser Passagier spähte aus seinen leuchtend blauen Saphiraugen in diese Welt hinaus, in der er nicht minder fremd war als Li Wong oder ich. Er schien die sonderbaren Krieger und ihre Drachengespanne mit kühlem, wissenschaftlichen Interesse zu mustern.
Die zivilisiertere der beiden Parteien fegte ihre Gegner in einem wahren Blutbad vom Schlachtfeld. Unsere schalldichten Wände bewahrten uns davor, das Grollen und Scheppern der Wagenräder, das Klirren der aufeinanderprallenden Waffen und die Schreie, welche die Krieger zweifellos ausstießen, mit anzuhören.
Da ich im Moment nichts unternehmen konnte, um unsere Maschine instand zu setzen, fand ich mich damit ab, auf unbestimmte Zeit in dieser Welt, in die uns der Zufall geführt hatte, zu verweilen – nicht ohne düstere Vorahnungen.
Nach etwa zehn Minuten war die wütende Schlacht vorüber, die noch lebenden Barbaren in wilder Flucht begriffen und die Sieger, die sich als unaufhaltsamer Strom an uns vorbeigewälzt hatten, kehrten
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