Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
zusammengehörigen Mechanismus, rege und intelligent, womöglich ebenso geartet wie der merkwürdige Roboter, der die Bühne einnahm.
Im Gegensatz zu uns war die letztgenannte Maschine offensichtlich vertraut mit derartigen Gaben, denn ohne viel Aufhebens, geschweige denn Dankesbekundungen, beugte sie sich über das Öl und tauchte einige ihrer stählernen Fortsätze hinein. Diese Organe verfügten, wie ich nun sah, am Ende über eine Öffnung, vergleichbar mit einem Elefantenrüssel. Ich sah ebenfalls, dass die Flüssigkeit in der Schüssel rasch abnahm, so als würde sie aufgesaugt.
Als das Gefäß halb geleert war, zog das Monstrum seine Rüssel zurück. Anschließend begann es damit, die zahllosen Gelenke und Flansche des komplizierten Mechanismus zu ölen, indem es diese Gliedmaßen mit großem Geschick in alle Richtungen zugleich wand. Mehrmals unterbrach es dieses bemerkenswerte Tun, um unserer Zeitmaschine böse Blicke zuzuwerfen, so als warte es nur auf eine feindselige Regung. Der ganze Vorgang war unvorstellbar grotesk, geradezu lächerlich und – unheimlich.
Das Erdgeschoss der riesigen Säulenhalle hatte sich, wie ich nun sah, mit den zwergenhaften Kriegern gefüllt, die sich rings um die blumengedeckten Tische niederließen. Alle schienen sie den Duft der Blüten einzuatmen, und zwar auf eine Weise, als würden sie diese tatsächlich essen. Mir kam der Gedanke, dass sie sich wohl in der Tat am Duft von Blumen ergötzten und womöglich gar keine andere Nahrung benötigten.
Als ich mich von diesem eigenartigen Spektakel, dem ich ohnehin nur einen flüchtigen Blick gewidmet hatte, abwandte, stellte ich fest, dass das stählerne Ungetüm offensichtlich mit dem Einölen seines Mechanismus fertig war und erneut Kampfstellung bezog. Verstohlen drehten sich halb verborgene Räder und Zahnräder, irgendwo fuhren gut geschmierte Kolben auf und nieder, als der Roboter sich, mehrere seiner Fangarme erhoben, uns zuwandte.
Was als Nächstes geschehen wäre, hätten die Dinge ihren Lauf genommen, vermag ich nicht zu sagen; wahrscheinlich wären wir allesamt auf der Stelle ausgelöscht worden, hätte nicht erneut etwas Unvorhergesehenes unsere Zeitmaschine vor dem Zorn des merkwürdigen Widersachers bewahrt.
Ohne Vorwarnung schoss zwischen Bühne und Kuppel mitten in der Luft eine gleißend helle Stichflamme empor, so als habe aus heiterem Himmel der Blitz eingeschlagen. Ihm folgte ein lautes Krachen, das alles erbeben ließ und selbst durch die so gut wie schalldichte Außenwand unserer Kapsel drang; rings um uns wurde alles wie von heftigen Erdstößen durchgeschüttelt. Die Erschütterung warf uns auf die Generatoren zurück. Einen Augenblick lang glaubte ich, unsere Zeitmaschine würde von der Bühne geschleudert. Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, stellte ich fest, dass auf dem Podest gegenüber unserer Kapsel und ihrem Widersacher eine dritte Maschine aufgetaucht war!
Diese unterschied sich von dem feindseligen Roboter ähnlich stark wie dieser von unserer Zeitkapsel. Es war so etwas wie ein gewaltiger Polyeder, auf dem zahllose Facetten, abwechselnd durchsichtig und undurchsichtig, angeordnet waren. Hinter einigen drängten sich zu meinem Entsetzen glasklar die Gesichter von Wesenheiten, die jenen glichen, sofern es nicht gar dieselben waren, die uns in jener fernen Welt, in der wir unseren ungewöhnlichen Fahrgast aufgelesen hatten, von ihrem Luftschiff aus bedroht hatten.
Dafür konnte es nur eine einzige Erklärung geben: Diese rachsüchtigen, hartnäckigen Kreaturen waren uns durch das kosmische Kontinuum gefolgt und hatten sich dazu offensichtlich eines eigenen Raum-Zeit-Fahrzeuges bedient. Sie mussten über einzigartige, äußerst feine Instrumente mit unvorstellbarer Reichweite verfügen, um uns in dem Labyrinth stellarer Abgründe und Zeitalter zu lokalisieren und auch noch gezielt zu verfolgen! Als ich mich zu unserem Passagier umwandte, erkannte ich an seiner besorgten Miene und seinen verzweifelten Gesten, dass auch er die Verfolger erkannt hatte. Da ich bislang keine Gelegenheit gehabt hatte, unsere Maschine zu reparieren, befanden wir uns nun in einem ernsthaften Dilemma. Wir verfügten über keinerlei Waffen, ich war noch nicht einmal auf den Gedanken gekommen, einen Revolver mitzunehmen. So langsam wünschte ich, ich hätte die Zeitmaschine mit dem üblichen Arsenal amerikanischer Gangster bestückt.
Uns blieb jedoch keine Zeit für Bedauern oder irgendwelche Befürchtungen. Die
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