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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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weitere von gleicher Art. Eines von ihnen hielt Howards Kleider in den Armen.
    Mit zunehmender Verwunderung starrte Howard diese unfassbaren Entitäten an. Jedes der Wesen war ungefähr so groß wie ein hochgewachsener Mann. Ihr Körperbau glich grob dem menschlichen, doch war er von einer nahezu gottgleichen Schönheit und Anmut der Gestalt gekennzeichnet, an die selbst die makellosesten antiken Marmorbildwerke nicht heranreichen konnten.
    Nasenflügel, Ohren, Lippen, Hände und sämtliche weiteren Merkmale und Körperglieder hatte ein unbekannter Künstler mit nahezu fantastischer Feinheit modelliert. Die Haut dieser Wesen, von denen keines so etwas wie Kleidung am Leib trug, war weiß und durchscheinend und erweckte den Eindruck, von innen her zu leuchten. Anstelle von Haarwuchs waren die runden, vergeistigten Köpfe von einer Ansammlung dichter, fleischartiger Fasern gekrönt, die in wechselnden Farbnuancen schillerten und sich in unheimlicher, ruheloser Lebendigkeit gleich den Schlangenhaaren der Medusa schlängelten und krümmten. Die Füße waren menschlich, abgesehen von langen, hornartigen Spornen, die aus ihren Fersen ragten.
    Die drei Wesenheiten erwiderten das Starren des Erdenmenschen mit unergründlichen Augen, strahlend wie Diamanten und kalt wie weit entfernte Sterne. Und wie um Howards Verwunderung noch zu steigern, sprach das Geschöpf, das eben die Tür geschlossen hatte, ihn in Tönen an, hell und lieblich wie Flötenklänge, die seinen Ohren zunächst rätselhaft vorkamen, sich jedoch rasch als einwandfreies Englisch erwiesen.
    »Wir hoffen«, sprach das Wesen, »dass Sie sich von Ihrer jüngst zurückliegenden Erfahrung gänzlich erholt haben. Es war ein Glück, dass wir Sie durch unsere Televisoren beobachteten, als Sie von den Wilden überwältigt und auf den Rücken des Groko gebunden wurden – jener Kreatur, die Sie ›Glutechse‹ nennen. Diese Tiere werden oft von den Wilden gezähmt, die mit der Anwendung künstlich erzeugter Hitze unvertraut sind. Sie machen daher bizarren Gebrauch von der Neigung des Groko , die schrecklichen, sonnenseitig gelegenen Wüsten unseres Planeten zu durchstreifen. Gefangene Angehörige fremder Stämme – und manchmal sogar ihresgleichen – werden auf die Monster gefesselt, welche die Opfer durch glutheiße Temperaturen tragen, bis sie fertig geröstet – oder, wie Sie es ausdrücken würden: gut durchgebraten – sind. Dann kehren die Grokos zu ihren Herren zurück, die sich anschließend am gegrillten Fleisch gütlich tun.
    Das Glück vergönnte es uns, Sie rechtzeitig zu befreien, denn der Groko gelangte bei seinem Streifzug in die Nähe von einem unserer Höhlenausgänge in der großen Wüste. Ihr Körper war mit riesigen Brandwunden bedeckt, als wir Sie losbanden. Und Sie wären unweigerlich daran gestorben, hätten wir Sie nicht dem Heilstrahl in der grünen Lade ausgesetzt. Wie so viele Strahlungsarten ist diese Ihren Wissenschaftlern unbekannt. Zu ihren zahlreichen Besonderheiten gehört die eigentümliche Fähigkeit, die Schwerkraft aufzuheben. Daher hatten Sie unter ihrem Einfluss das Gefühl, kein Gewicht zu besitzen.«
    »Wo bin ich? Und wer sind Sie?«, stieß Howard hervor.
    »Sie befinden sich im Inneren des Merkur«, sagte das Wesen. »Ich bin Agvur, ein Gelehrter und hochedler Angehöriger der dominierenden Spezies dieses Planeten.« In einem leicht herablassenden Belehrungston, als kläre er ein Kind auf, fuhr er fort: »Wir selbst nennen uns die Oumni. Wir sind ein altes Volk, weise und vertraut mit allen Geheimnissen der Natur. Um uns vor der starken Sonnenstrahlung zu schützen, die auf dem Merkur naturgemäß intensiver ausfällt als auf den weiter außen kreisenden Planeten, leben wir in Höhlen, die mit einem metallischen Material ausgekleidet sind, das wir selbst herstellen. Sogar dünne Platten aus diesem Material halten alle schädlichen Strahlen ab, von denen einige sämtliche übrigen Arten der Materie bis in jede Tiefe durchdringen können. Wenn wir die Außenwelt betreten, tragen wir Anzüge aus besagtem Metall, dessen Bezeichnung in unserer Sprache Mouffa lautet.
    Da wir somit geschützt vor gefährlicher Strahlung leben, sind wir so gut wie unsterblich und auch gegen Krankheiten gefeit, denn in der Natur werden Tod und Verfall von bestimmten Sonnenstrahlen verursacht, deren Wellenlänge euren Instrumenten verborgen bleibt. Unser Metall filtert nicht die Strahlungsanteile aus, die dem Leben förderlich sind, und mithilfe

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