Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

ankämpfte, der sein Gesicht versengte wie der Atem der Hölle.
    Er schlug die Augen auf und erblindete beinahe, als er in einen weißlichen Himmel starrte, an dem vom Wind erfasste Dampfschleier vorüberzogen wie gespenstische Erscheinungen. Knapp unterhalb seines Sichtfeldes befand sich etwas Gewaltiges und hell Glühendes, dem sich zuzuwenden er eine instinktive Angst entgegenbrachte. Plötzlich wusste er, was es war, und er begann seine Lage zu erfassen. Die Erinnerungen brachen über ihn herein wie eine peinigende Flut aus Bildern. Und mit ihnen stellten sich wachsende Bestürzung und Furcht ein.
    Er entsann sich des Streifzuges, den er alleine in der gespenstischen und kargen Dämmerungszone des Merkurs unternommen hatte – in jenem schmalen, warmen und dampfgeschwängerten Gürtel, der sich sowohl unterhalb der sengenden Wüste hinzog, auf die ständig eine gewaltige Sonne niederbrannte, als auch unterhalb der aufeinandergetürmten, gebirgsgleichen Gletscher an der Nachtseite des Planeten.
    Weit hatte er sich nicht von der Raumrakete entfernt – höchstens ein, zwei Kilometer in Richtung der schwefelfarbenen, dunstigen Abendglut der Sonne, welche nun völlig von der Libration des Planeten verdeckt wurde. Johnson, der Leiter dieser ersten Forschungsexpedition zum Merkur, hatte Howard vor solchen einsamen Ausflügen gewarnt. Doch Howard, Botaniker von Beruf, war begierig darauf gewesen, bei seiner Erforschung der unbekannten Welt voranzukommen, in der sie sich seit nunmehr einer Woche terrestrischer Zeitrechnung aufhielten.
    Entgegen den Erwartungen hatte die Expedition eine niedrige, dünne, atembare Atmosphäre vorgefunden, die von der Eisschmelze in dem wechselhaften Dämmerungsgürtel gespeist wurde – eine Luft, die es beständig in starken Driften zur Sonne hinzog. Somit erübrigte sich das Anlegen einer Spezialausrüstung. Howard hatte nicht mit Gefahr gerechnet. Von den scheuen, tierhaften Eingeborenen waren keine Zeichen der Feindseligkeit ausgegangen. Sie waren vor den Erdenmenschen geflohen, wann immer diese sich ihnen näherten. Die übrigen Lebensformen waren, soweit bereits erforscht, von niederer, unempfindlicher Art, häufig halb pflanzlich, und ihren giftigen oder fleischfressenden Vertretern ließ sich leicht aus dem Weg gehen.
    Sogar die großen, hässlichen, salamanderartigen Reptilien, die nach Belieben aus der Dämmerungszone in die glühend heißen Wüsten und den nie endenden Tag überwechselten, waren allem Anschein nach harmlos.
    Howard hatte ein sonderbares, fremdartiges Gewächs untersucht, das an einen großen Trüffel gemahnte und das er auf einem offenen Areal inmitten der bleichen, windgebeugten Sträucher mit Hülsenfrüchten entdeckt hatte. Bei seiner Berührung hatte das Gewächs Anzeichen träger Belebtheit offenbart und Schutz gesucht, indem es sich in den sumpfigen Boden zurückzog. Howard hatte die Pflanze mit dem schwammartigen Zweig eines abgestorbenen Buschs angestupst und sich gefragt, wie er sie klassifizieren sollte, als er aufblickte und sich von den merkurianischen Wilden umringt fand. Sie hatten sich lautlos aus dem pilzartigen Dickicht an ihn herangeschlichen. Zunächst hatte Howard dieses Begegnung nicht in Sorge versetzt. Vielmehr hatte er geglaubt, dass die Eingeborenen ihre Scheu allmählich überwanden und ihre unzivilisierte Neugier zur Schau stellten.
    Es handelte sich um knorrige, zwergenhafte Kreaturen, welche die meiste Zeit aufrecht gingen, aber auf allen vieren liefen, sobald sie die Flucht ergriffen. Die Erdenmenschen hatten sie mit dem Namen ›Dluku‹ belegt, der die glucksenden Geräusche, die sie häufig ausstießen, lautmalerisch wiedergab. Ihre Haut war wie bei Reptilien stark geschuppt und ihre kleinen, hervortretenden Augen schienen beständig von einem dünnen Film überzogen. Etwas Scheußlicheres oder Abstoßenderes als diese Wesen ließ sich auf den inneren Planeten des Sonnensystems schwerlich finden. Auch als sie in ihrer geduckten, vornüber gebeugten Gangart und unter fortwährendem Gegluckse weiter auf Howard eindrangen, hatte er ihre Annäherung noch für friedlich gehalten und es versäumt, seine Tonanit -Pistole zu ziehen. Er erkannte, dass sie grobe Stücke eines schwärzlichen Minerals in den Händen hielten. Aus der Art, wie sie ihm die schwimmhäutigen Hände entgegenstreckten, mutmaßte er zunächst, dass sie ihm ein Geschenk oder eine Friedensgabe darbrachten.
    Ihre primitiven Gesichter waren unergründlich. Und sie waren