Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
die blendende Lichtbrechung blinzelte. Und er nahm seine Umgebung mit flüchtigen Splitterblicken wahr, durch wirbelnde Feuerräder und Tupfen glühend greller Farben, als handele es sich um Bilder eines irrwitzigen Kaleidoskops.
Die Glutechse folgte einem windungsreichen Fluss, der in fauchenden Stromschnellen zwischen gekrümmten Klippen und zerklüfteten Steilhängen dahinschoss. Mitunter blies der Dampf des wütenden Wassers dem Erdenmenschen entgegen und verbrühte sein nacktes Gesicht und seine ungeschützten Hände. Die Riemen schnitten ihm qualvoll ins Fleisch, wenn das Ungeheuer über mächtige Felsspalten hinwegsetzte, die durch das Aufbrechen des überhitzten Gesteins entstanden waren.
Howards Gehirn schien in seinem Schädel zu kochen und sein Blut schäumte wie ein Feuerstrom durch seinen gerösteten Leib. Er rang um Atem – und der Atem versengte seine Lungen. Die Dämpfe umwirbelten ihn in immer dichteren Schwaden. Dann vernahm er ein gedämpftes Brüllen, dessen Ursache er zunächst nicht ausmachen konnte. Endlich bemerkte er, dass die Glutechse zum Stillstand gekommen war.
Howard bewegte seinen Kopf vorsichtig. Er sah, dass das Tier am schwankenden Rand eines gewaltigen Abgrunds stand, in dessen unermessliche Tiefen das Wasser durch Schleier aus Dampf herabstürzte.
Sein Herzschlag setzte aus und seine Sinne versagten ihm vorübergehend den Dienst. Wie ein Sterbender kämpfte er in der erstickenden Luft um jeden Atemzug. Der Abgrund und das Monstrum schienen unter ihm zu schwanken und zu kippen, die Dampfschwaden wirbelten schwindelerregend und Howard glaubte, zusammen mit seinem unheimlichen Reittier in den nebelverhüllten, unauslotbaren Abgrund einzutauchen.
Dann kam es ihm vor, als würden aus dem flammenden Nebel die vermummten Gestalten weißer, leuchtender Teufel aufsteigen und ihn ergreifen, als wollten sie ihn in ihrer unbekannten Hölle empfangen. Er blickte in ihre fremdartigen, unmenschlichen Gesichter. Er spürte die seltsame, unnatürliche Kühle ihrer Finger, als sie sein verbranntes Fleisch berührten. Und dann versank alles erneut in Dunkelheit.
II
Howard erwachte unter Umständen, die ebenso ungekannt wie unerklärlich waren. Sofort und mit großer Klarheit erinnerte er sich an alles, was seinem jüngsten Bewusstseinsverlust vorausgegangen war. Aber er konnte keinen Anhaltspunkt dafür entdecken, was jetzt mit ihm geschah.
Er lag auf dem Rücken, umgeben von einem grünlichen Leuchten – einem matten, wohltuenden Licht, das ihn an das frische Gras und das smaragdfarbene Meerwasser der fernen Erde erinnerte. Das Licht schloss ihn von allen Seiten ein, es schien ihn von oben und unten zu umfließen und badete seinen Körper in kühlen Kräuselwellen, die ein Gefühl äußersten Wohlbehagens hinterließen.
Er sah, dass er vollkommen nackt war, und er fühlte sich ungemein beschwingt, als wäre die Schwerkraft von ihm genommen worden. Staunend erkannte er, dass eine Haut völlig frei von Verbrennungen war, und er nahm dankbar wahr, dass er keine Schmerzen verspürte, keinerlei unangenehme Nachwirkungen, wie sie nach seiner grauenvollen Marter im Wüstenstreifen des Merkur unweigerlich zu erwarten gewesen wären.
Eine Zeit lang vermochte er nicht, das grüne Leuchten mit irgendeiner Vorstellung räumlicher Begrenzung in Verbindung zu bringen, denn er schien in einem gewaltigen Abgrund zu schweben. Dann begriff er plötzlich seinen Irrtum. Als er seine Hände ausstreckte, berührte er zu beiden Seiten die Wände einer engen Gruft und erkannte, dass die Decke nur wenige Handbreit über ihm war. Der Boden befand sich in ähnlicher Entfernung. Er selbst ruhte ohne ersichtlichen Halt in der Luft dazwischen. Das grüne Licht, das auf geheimnisvolle Weise von allen Wänden der Gruft ausging, hatte ihm den trügerischen Anschein grenzenlosen Raumes vermittelt.
Plötzlich schien das vordere Ende der Gruft zu seinen Füßen einem weißen Glanz zu weichen, den er wie reines Sonnenlicht empfand. Lange, geschmeidige, sechsfingrige Hände griffen aus der Helligkeit nach ihm, umfassten seine Fußgelenke und zogen ihn sanft aus dem grün leuchtenden Raum, in dem er schwebte. Das Gefühl der Schwerelosigkeit verging, als seine Gliedmaßen und sein restlicher Körper in die blendende Weiße eintauchten. Neben ihm schloss ein seltsames, überirdisches Wesen die paneelartige Tür, durch die er aus der smaragdgrün erleuchteten Gruft herausgezogen worden war. Hinter dem Wesen standen zwei
Weitere Kostenlose Bücher