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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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sagte ihm Agvur, »wird die Platte anfangen, sich zu bewegen, wird nach vorne kippen und Sie in das geschmolzene Mouffa hinabschleudern. Wenn Sie es wünschen, können wir Ihnen ein starkes Betäubungsmittel verabreichen. Ihr Tod wird dann vollkommen angst- und schmerzfrei sein.«
    Von einem irrealen Grauen gepackt, klammerte Howard sich verzweifelt an die Aussicht auf einen kurzen Aufschub, indem er zur Antwort mechanisch mit dem Kopf nickte. Vielleicht gab es – selbst jetzt noch – Hoffnung auf Rettung. Zugleich hätte Howard sich wegen dieses abwegigen Gedankens am liebsten selbst ausgelacht.
    Als er abermals einen Blick auf den furchtbaren Schmelzofen warf, erblickte er zu seiner Überraschung etwas Unerklärliches. Stück für Stück stieg aus dem massiven Gestein der gegenüberliegenden Kraterkante die Gestalt eines Merkurianers empor, bis sie mit arroganter Miene, hochgewachsen und bleich, vollkommen nackt auf der Plattform thronte. Dann, während Howard voll ungläubiger Furcht nach Luft schnappte, schien die Gestalt in stolzer Haltung vom Kraterrand nach vorn zu schreiten und über dem glühenden Hexenkessel in der Luft zu schweben.
    »Das ist der Shol, Ounavodo«, ließ sich Agvur in ehrfürchtigem Tonfall vernehmen. »Obwohl er gerade viele Kilometer entfernt in den unteren Höhlen weilt, hat er sein televisuelles Abbild hierher projiziert, um der Zeremonie beizuwohnen.«
    Einer der merkurianischen Wächter trat vor. In den Händen hielt er eine schwere, flache Schale aus einem bronzeartigen Material, die mit einer farblosen Flüssigkeit gefüllt war. Diese bot er dem Erdenmenschen dar.
    »Der Betäubungstrank wirkt augenblicklich«, versicherte Agvur wie zur Beruhigung.
    Indem er sich rasch und unauffällig umsah, nahm Howard die Schale entgegen und hob sie an die Lippen. Der Betäubungstrunk war ebenso geruch- wie farblos und zähflüssig wie stockendes Öl.
    »Beeilen Sie sich«, mahnte Agvur. »Die Platte reagiert auf eine Zeitsteuerung. Sie bewegt sich bereits.«
    Howard sah, dass die Platte langsam nach vorne glitt wie eine riesige Zunge, die sich ihm entgegenstreckte und ihn in Richtung des Schmelzkessels trug. Schon begann sie sich unter seinen Füßen leicht zu neigen.
    Howard spannte sämtliche Muskeln an und sprang von der Platte hinunter. Gleichzeitig schleuderte er Agvur, der direkt neben ihm stand, die schwere Schale ins Gesicht. Der Merkurianer verlor das Gleichgewicht. Ehe er sich fangen konnte, stürzte sich Howard auf ihn.
    Howard hob Agvur mit aller Kraft empor und warf ihn auf die vorwärtsgleitende, immer steiler ansteigende Platte, deren Bewegung sich auf Agvur übertrug. Benommen vom Sturz und ohne Halt, rollte Agvur von der schrägen Rampe hinab in den weiß glühenden Malstrom, der ihn aufspritzend verschlang. Die Masse brodelte heftiger und kreiste noch schneller als zuvor.
    Einen Atemzug lang verharrten die Oumni reglos wie Standbilder aus Erz. Das televisuelle Abbild des Shol, das unergründlich und wachsam über dem Schmelzkessel schwebte, hatte sich nicht gerührt. Howard warf sich auf die vordersten Wachen, die ihre röhrenförmigen Waffen in Anschlag brachten, und stieß sie zur Seite. Er erreichte den ungesicherten Plattformrand. Von dort sah er, dass mehrere Oumni losgelaufen waren, um ihn abzufangen, ehe er die Stufen erreichen konnte. Die zweite Ebene lag gut vier Meter unter ihm. Mit nackten Füßen einen solchen Sprung zu wagen, schien Howard nicht ratsam. Seine einzige Hoffnung zu entkommen, beruhte auf den eigenartigen, gekrümmten Rohren, die von der oberen Plattform zum Höhlenboden verliefen.
    Die Rohre bestanden aus einem schwärzlichen Metall. Sie besaßen keine sichtbaren Verbindungsstellen und waren vollkommen glatt. Ihr Durchmesser betrug etwa fünfundzwanzig Zentimeter. Howard nahm das nächstgelegene, das direkt unterhalb der Plattformkante aus dem schwarzen Stein hervortrat, rittlings zwischen die Beine und begann, so schnell er konnte, zum Höhlenboden hinabzugleiten.
    Seine Häscher hatten ihm bis zum Plattformrand nachgesetzt. Als er sich beim Abwärtsrutschen zu ihnen umdrehte, sah er, dass die Verfolger ihre Waffen auf ihn gerichtet hielten. Die Hohlröhren schickten dem Fliehenden gelb leuchtende Feuerkugeln hinterher. Eines der Geschosse war zu niedrig gezielt und schlug seitlich in das große Rohr ein, das an der getroffenen Stelle wie Blei zerschmolz. Howard beobachtete das Tröpfeln des verflüssigten Metalls, als er sich duckte, um der

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