Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
Dunkelheit zurückgezogen. Womöglich unterwarfen sie sich damit der in der Regel dreistündigen Phase nächtlicher Ruhe.
Die Lichtträger schenkten anscheinend den vielen Seitengängen, die vom Hauptkorridor abzweigten, keine besondere Aufmerksamkeit. Howard kam der Gedanke, dass sie den Ausgängen zur Planetenoberfläche in der Absicht entgegeneilten, ihm den einzigen Fluchtweg abzuschneiden. Gelänge ihnen dies, würden sie ihn anschießend in aller Ruhe zur Strecke bringen können.
Der Anstieg verlief immer geradeaus. Howard konnte die Lichter kaum aus den Augen verlieren. Kurz hielt er inne, um in den Mouffa -Anzug zu schlüpfen. So mochte es ihm später gelingen, seine Jäger zu täuschen oder zu verwirren. Das Kleidungsstück ließ sich mühelos anlegen. Es passte und ließ ihm genügend Luft. Lediglich die komplizierte und unvertraute Art des Verschlusses bereitete Howards ungeübten Fingern Schwierigkeiten. Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, wie er zu handhaben war. Daher setzte er seinen Weg in der sonderbaren Montur fort, obwohl sie in Brusthöhe offen stand. Die absonderlichen, ausgestülpten Fersen, die den Sporen der Unsterblichen angepasst waren, flatterten bei jedem seiner Schritte hinter ihm her.
Soweit möglich, brachte Howard immer den gleichen Abstand zwischen sich und die Oumni. Als er nach einer Weile hinter sich blickte, sah er zu seinem Entsetzen in ferner Tiefe die winzigen grünen Lichtaugen eines weiteren mit Lampen bewehrten Trupps, der ihm folgte. Offenbar hatten sich noch weitere Jäger der Hatz angeschlossen.
Es war ein langer, unendlich ermüdender Anstieg – Kilometer um Kilometer dieses eintönigen Tunnels, dessen Düsternis nur von den unheilvollen grünen Lichtpunkten unterbrochen wurde. Die Merkurianer schritten in unermüdlichem Tempo voran, unmenschlich und unerbittlich. Nur durch pausenlose Kraftanstrengung, halb laufend, halb rennend, vermochte der Mann von der Erde jeweils gleich großen Abstand zu den beiden mit Lampen bewehrten Trupps zu wahren.
Er atmete schwer und von Zeit zu Zeit überkam ihn ein Schwächeanfall, der die grünen Lichter vor seinem Blick verschwimmen ließ. Eine gewaltige Mattigkeit bemächtigte sich seiner Glieder und seines Gehirns. Wie lange er schon nichts mehr gegessen hatte, wusste er nicht. Er verspürte weder Hunger noch Durst, doch kämpfte er gegen eine ständig zunehmende Erschöpfung an. Der Tunnel wurde zu einer schwarzen Ewigkeit, heimgesucht von den grünen Augen kosmischer Dämonen.
Stunde um Stunde setzte er seinen Weg fort durch eine Phase sonnenloser Nacht. Er verlor jedes Zeitempfinden und seine Bewegungen nahmen etwas Roboterhaftes an. Seine Gliedmaßen wurden gefühllos und taub. Einzig seine Willenskraft war noch lebendig in ihm und trieb ihn an. Mitunter vergaß er sogar, wohin er unterwegs war – verlor alles aus dem Sinn bis auf den blinden, primitiven Fluchtinstinkt. Er war ein namenloses Etwas, das vor einem unbekannten Schrecken floh.
Schließlich sickerte durch die überwältigende Dumpfheit seiner Erschöpfung die Erkenntnis in sein Gehirn, dass er geringfügig zu der vorderen Lichtergruppe aufholte. Möglicherweise hatten die Oumni innegehalten, weil sie unsicher geworden waren oder sich berieten. Dann sah er plötzlich, dass die Lichter auseinanderschwärmten, zu beiden Seiten davonwichen und verschwanden, bis nur noch vier von ihnen übrig waren.
Mit von Ermattung gedämpfter Verwunderung lief Howard weiter und gelangte zu der dreifachen Gabelung des Tunnels, an welcher er zusammen mit Agvur vorbeigekommen war, wie ihm noch in Erinnerung stand. Jetzt erkannte er, dass die Oumni-Suchmannschaft sich in drei Untertrupps aufgeteilt hatte, einen für jede Abzweigung. Fraglos führte jeder der Tunnel zu einem eigenen Ausgang.
In Erinnerung an die Worte Agvurs hielt Howard sich an den mittleren Korridor. Falls Agvur die Wahrheit gesagt hatte, würde dieser Gang in die Dämmerungszone hinausführen, nicht weit vom Raumschiff entfernt. Die beiden übrigen Tunnel brachten ihn wer weiß wohin – womöglich zu den furchtbaren Glutwüsten oder den aufeinandergetürmten, chaotischen Gletschern der Nachtseite des Planeten. Der Tunnel, für den er sich entschieden hatte, würde es ihm mit etwas Glück erlauben, wieder zu seinen Kameraden zu stoßen.
Frische Kraft schien Howard jetzt zu durchströmen – als hätte die Hoffnung auf Entkommen seine schwindenden Energien neu belebt. Deutlicher als bisher wurde er sich
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