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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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trank hemmungslos, obgleich die Flüssigkeit den sauren, bitteren Geschmack nach unbekannten Mineralien besaß.
    Anschließend begann er mit dem Heißhunger eines Mannes, der seit Tagen nichts gegessen hatte, die birnenförmigen Knoten der großen Thallophyten zu beäugen. Er pflückte eines der Gebilde von dem Stiel, an dem es haftete, löste die schimmernde Schale ab und entdeckte, dass sie einen fleischigen Brei umschloss. Ein köstlicher, herzhafter Geruch verführte ihn, davon zu probieren. Der Geschmack war nicht unangenehm, und alle Vorsicht vergessend (vielleicht hatten die hinter ihm liegenden, übermenschlichen Torturen seinen Verstand angegriffen) verschlang Howard das Zeug in aller Hast und mit vollem Mund.
    Der Knoten musste einen einschläfernden Wirkstoff enthalten haben. Denn beinahe augenblicklich verspürte Howard eine überwältigende, bleierne Müdigkeit. Er kippte rückwärts und rührte sich nicht mehr, lag in einem nassen, traumlos tiefen Schlaf, der nach seiner Einschätzung ebenso lange gedauert haben konnte wie die Spanne des Todes zwischen zwei Leben. Als er erwachte, verspürte er starke Übelkeit, rasende Kopfschmerzen und eine heillose Verwirrung.
    Wiederum trank er vom bitteren Wasser des Tümpels. Dann begann er mit benebelten Sinnen und kraftlosen, wankenden Schritten nach einem anderen Ausgang zu suchen als der Tunnelöffnung, durch die er gekommen war. Sein Geist war stumpf und stark betäubt, als hielte die Wirkung des unbekannten Narkotikums noch an, und er war unfähig zu einer planvollen Vorgehensweise. Alles, was ihn antrieb, war ein animalischer Fluchtinstinkt.
    Er entdeckte eine zweite Öffnung, die sich in der gegenüberliegenden Höhlenwand auftat. Sie war niedrig und ähnlich einem Gebiss gesäumt von abgebrochenen, säulenartigen Vorsprüngen. Stygische Finsternis erfüllte den Durchlass. Bevor er in diese Finsternis eindrang, brach Howard einen stummeligen Ast von einem der Leuchtpilze ab, den er als Fackelersatz nutzte.
    Seine anschließenden Irrgänge waren albtraumhaft und endlos. Es schien ihn in ein gewaltiges Labyrinth aus natürlichen Höhlen von sehr unterschiedlichen Abmessungen verschlagen zu haben, die auf verwirrende Weise wie Bienenwaben ineinander übergingen: eine Unterwelt, die jenseits des Mouffa -geschützten Reiches der Oumni lag.
    Da gab es erschöpfende, sich endlos lang dahinschlängelnde Tunnel, die in kimmerische Tiefen hinabführten oder in steilen Winkeln anstiegen. Es gab enge Felslöcher, die von unbekannten, flüssigen Erzen troffen und die er bäuchlings wie eine Eidechse durchkroch. Und es gab danteske Abgründe, die er auf glitschigen, gefahrvollen, brüchigen Simsen umrundete, während aus bodenlosen Tiefen das träge Murmeln oder unheimliche Brausen und Brüllen submerkurianischer Gewässer zu ihm hinaufdrang.
    Eine Zeit lang führte sein Weg im Wesentlichen abwärts, als tauche er tief in die Eingeweide des Planeten hinab. Die Luft wurde wärmer und feuchter. Schließlich gelangte Howard zum jäh abfallenden Rand eines unfassbaren Abgrunds. Leuchtende Nachtpilze, groß wie mächtige Bäume und gewaltiger als alle bisher gesehenen, entwuchsen der Steilwand, deren Saum er nun kilometerlang folgte.
    Die Nachtpilze glichen fantastischen monolithischen Kegeln; und doch vermochte ihre Leuchtkraft nicht die schwindelnden Tiefen darüber und darunter zu erhellen.
    Howard stieß in dieser unauslotbaren Welt der Nacht und der Stille auf keinen einzigen Oumni. Doch nachdem er den gewaltigen Abgrund umrundet und damit begonnen hatte, wieder zu den kleineren Höhlen hinabzusteigen, begegneten ihm von Zeit zu Zeit blinde, weiße, abstoßende Geschöpfe von der Größe überdimensionaler Ratten, aber ohne auch nur den Ansatz von Beinen oder Schwänzen.
    Geistig und körperlich zermürbt, wie er war, empfand Howard eine primitive Furcht vor diesen Wesen statt des blanken Abscheus, den ihr Anblick normalerweise hervorgerufen hätte. Allerdings stellten sie keine Angriffslust zur Schau, sondern schreckten unbeholfen vor ihm zurück. Einmal trat er unversehens mit dem Fuß auf eine dieser Kreaturen. Als sie sich unter seiner Sohle ekelhaft krümmte, heulte er auf vor Schreck und sprang zur Seite. Er erkannte, dass er den Kopf des Wesens zerquetscht hatte. Dadurch fasste er Mut und begann mit seinem Metallrohr auf die sterbende Kreatur einzuprügeln. Er zerdrosch sie zu einem schleimigen Brei – einem Brei, in dem noch immer Leben zuckte. Und dann,

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