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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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beraubte.
    Außerdem war da noch Norma Gresham, die ich auf meine schüchterne, um Worte verlegene Art schon immer geliebt hatte und die mich anscheinend recht gern mochte, ehe Trilt anfing, ihr seine stürmischen und galanten Avancen zu machen. Allzu schnell hatte sie den scheuen, mittellosen Chemiker vergessen und Trilt geheiratet. Nach außen übersah ich auch das. Doch mein Herz vermochte nicht zu vergessen …
    Wie Sie merken, widerfuhren mir die gleichen Kränkungen, die schon vor mir viele Menschen zur Rache getrieben haben. Sie waren keineswegs ungewöhnlich. Und wie alles Übrige in dieser Affäre ließen sie gerade durch ihre völlige Alltäglichkeit das widernatürliche und unerklärliche Endergebnis nur umso drastischer hervortreten.
    Ich weiß nicht mehr, wann mir erstmals der Gedanke kam, meinen Ausbeuter umzubringen. Der Gedanke hatte schon so lange in meinem Gehirn geschlummert, dass ich ihn bereits seit Ewigkeiten genährt zu haben schien. Doch zur vollen Reife, zur Vollendung gelangten meine Mordpläne erst in allerjüngster Zeit.
    Neben meiner üblichen Arbeit experimentierte ich jahrelang mit Giften. Ich ergründete die entlegenen Geheimnisse und Untergebiete der Toxikologie, eignete mir jegliches Wissen an, das die Chemie mir zu diesem Gegenstand vermitteln konnte – und noch mehr. Dieser Zweig meiner Arbeit war Trilt vollkommen unbekannt, und es lag nicht in meiner Absicht, dass er aus irgendetwas Nutzen ziehen sollte, das ich im Laufe meiner toxikologischen Forschungen entdeckt oder erfunden hatte. Was ihn betraf, hatte ich sogar das genaue Gegenteil im Sinn.
    Von Beginn an schwebten mir besondere Eigenschaften vor, die kein der Wissenschaft bekanntes Gift besaß. Erst nach endlosem Herumprobieren und zahllosen Fehlschlägen eruierte ich eine Verbindung seltener Giftwirkstoffe, welche die gewünschte Auswirkung auf den menschlichen Organismus versprach.
    Zu meiner eigenen Sicherheit war es notwendig, dass das Gift keine Spuren hinterließ und seine Wirkung den Symptomen einer natürlichen Todesursache glich, sodass jeder medizinische Verdachtsmoment von vorneherein ausgeschlossen war. Außerdem durfte das Opfer weder zu schnell noch allzu schmerzlos sterben. Ich ersann ein Präparat, das nach der Einnahme binnen einer einzigen Stunde vom Nervensystem restlos aufgenommen wurde und danach bei einer Untersuchung nicht mehr nachweisbar war. Es würde eine sofortige Lähmung hervorrufen, deren äußerliche Symptome sämtlich den Anschein eines plötzlichen und tödlichen Hirnschlags erweckten. Dennoch würde die betroffene Person – dem Anschein nach leblos – bei Bewusstsein bleiben und erst nach der völligen Resorption des Giftes den Geist aufgeben. Wenngleich vollkommen unfähig zu sprechen oder sich zu bewegen, wäre mein Feind doch in der Lage, zu hören und zu sehen … zu begreifen.
    Und zu leiden.
    Auch nachdem ich diesen Wirkstoff perfektioniert und mich zufriedenstellend von seiner Effizienz überzeugt hatte, zögerte ich die krönende Anwendung hinaus. Doch nicht Furcht oder Gewissensbisse hielten mich zurück. Vielmehr wollte ich die Wonnen der Vorfreude verlängern, das Machtgefühl auskosten, welches ich aus dem Wissen bezog, das Todesurteil gegen meinen Feind ganz nach meinem eigenem Belieben verhängen und vollstrecken zu können.
    Es war viele Monate später – und liegt jetzt kaum vierzehn Tage zurück –, dass ich beschloss, meine Vergeltung nicht länger aufzuschieben. Ich durchdachte alles mit grenzenloser Sorgfalt und Voraussicht und gewährte Zufall und Missgeschick keinerlei Raum. Nichts, auch nicht der dürftigste Hinweis, sollte jemals den Verdacht auf mich lenken können.
    Um Trilts Gier zu entfachen und mir sein lebhaftes Interesse zu sichern, suchte ich ihn auf und deutete an, auf der Schwelle einer bedeutsamen Entdeckung zu stehen. Worum es sich dabei genau handelte, ließ ich im Ungewissen. Ich bekundete, alles beizeiten zu offenbaren, wenn der Erfolg feststehe. Ich lud mein Opfer nicht ein, das Laboratorium zu besuchen. Geschickt, mittels versteckter Andeutungen, stachelte ich Trilts Neugier an. Ich wusste, er würde kommen.
    Meine Vorsicht mag übertrieben scheinen. Doch durfte es nicht im Entferntesten danach aussehen, als hätte ich den Besuch eingefädelt, der mit Trilts Schlaganfall und Tod enden würde. Vielleicht hätte ich eine Gelegenheit gefunden, ihm das Gift in seiner Wohnung zuzuführen, wo ich noch immer ein häufiger Gast war. Doch wollte ich

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