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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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dabei sein, wenn er starb, und er sollte in dem Laboratorium enden, das der Schauplatz meiner langen, so übel belohnten Mühen gewesen war.
    Aufgrund einer Vorahnung wusste ich genau, an welchem Abend er kommen würde, begierig, mein Geheimnis zu lüften. Ich bereitete den Gifttrank zu – ein Laborglas voller Wasser, das mit einem Schuss Grenadine gefärbt war – und stellte ihn gebrauchsfertig zwischen meinen Röhren und Flaschen bereit. Dann wartete ich.
    Das Laboratorium – eine alte und heruntergekommene Villa, die Trilt für seine Zwecke umgebaut hatte – lag im Grüngürtel der Stadt und nicht weit entfernt vom luxuriösen Wohnsitz meines Brotherrn. Trilt war ein Gourmand. Ich wusste, dass er erst einige Zeit nach dem Abendmahl bei mir eintreffen würde. Somit erwartete ich ihn gegen 21 Uhr. Doch musste er wahrhaft begierig darauf gewesen sein, meine vermeintliche neue Formel zu entwenden. Denn eine halbe Stunde vor der erwarteten Zeit vernahm ich sein lautes, anmaßendes Klopfen an der Tür des Hinterzimmers, in dem ich umgeben von meinen chemischen Gerätschaften auf ihn wartete.
    Er trat ein, fett und abstoßend, mit der dunklen Röte des Prassers auf den feisten Wangen. Er trug eine azurblaue Krawatte und einen Anzug in Pfeffer- und Salz-Tönen – einen knapp sitzenden Anzug, der die widerliche Unförmigkeit seines Leibs sogar noch unterstrich.
    »Nun, Margrave, wie steht’s?«, fragte er. »Haben Sie das Experiment abgeschlossen, auf das Sie so geheimnistuerisch anspielten? Ich hoffe, diesmal haben Sie wirklich mal etwas für Ihr Geld getan.«
    »Mir ist eine kolossale Entdeckung gelungen«, teilte ich ihm mit. »Es handelt sich um nichts Geringeres als das Lebenselixier der Alchemisten – der Trank, der ewiges Leben und ewige Gesundheit schenkt.«
    Trilt war sichtlich verblüfft. Er starrte mich forschend und ungläubig an.
    »Sie lügen«, sagte er. »Oder sie täuschen sich selbst. Schon seit dem Mittelalter weiß jeder, dass dies wissenschaftlich gesehen ein Ding der Unmöglichkeit ist.«
    »Andere mögen lügen«, erwiderte ich süffisant. »Ob ich lüge oder nicht, lässt sich leicht überprüfen. Jener Messbecher, den Sie dort auf dem Tisch sehen, enthält das Elixier.«
    Er starrte das Gefäß an, auf das ich gedeutet hatte.
    »Sieht aus wie Grenadine«, meinte er, nicht ohne Scharfblick.
    »Oberflächlich gesehen besteht eine gewisse Ähnlichkeit – die Farbe ist die gleiche … doch dieses Zeug schenkt jedem Menschen die Unsterblichkeit, der davon zu trinken wagt – und ebenso unerschöpfliche Genussfähigkeit. Es erlöst von aller Übersättigung und aller Erschlaffung. Es bedeutet ewiges Leben und niemals endende Freuden.«
    Gierig lauschte Trilt meinen Worten. »Haben Sie selbst es probiert?«
    »Ja, ich habe damit experimentiert«, gab ich zurück.
    Er maß mich mit einem leicht verächtlichen und zweifelnden Blick. »Nun ja, Sie wirken lebhaft heute Abend – zumindest lebhafter als sonst – und weniger wie eine vom Dasein verbitterte Makrele. Auf jeden Fall hat das Zeug Sie nicht umgebracht. Also werde ich wohl selbst davon kosten. Wenn es nur den zehnten Teil dessen bewirkt, was Sie behaupten, müsste ein ziemlich gutes Geschäft damit zu machen sein. Wir werden es ›Trilts Elixier‹ taufen.«
    »Ja«, sagte ich langsam und sprach seine Worte nach: »Trilts Elixier.«
    Trilt ergriff das Glas und hob es an die Lippen.
    »Sie garantieren für das Ergebnis?«, vergewisserte er sich.
    »Das Ergebnis wird nichts zu wünschen übrig lassen«, versprach ich ihm. Dabei blickte ich ihm geradewegs in die Augen und setzte ein Lächeln auf, dessen Ironie er nicht erfassen konnte.
    Er leerte das Glas auf einen Zug. Und wie vorhergesehen begann das Gift sofort zu wirken. Trilt taumelte, als habe ihn ein plötzlicher, vernichtender Hieb getroffen. Das leere Glas entglitt seinen Fingern und schlug klirrend auf dem Boden auf. Seine massigen Beine gaben unter ihm nach, er stürzte zwischen den überfüllten Arbeitstischen und Pulten nieder und lag vor mir, ohne sich noch einmal zu rühren. Sein Gesicht war unter einem Blutstau rot angelaufen und er atmete röchelnd, ganz wie bei einem Hirnschlag, dessen Symptome ich vortäuschen wollte. Seine Augen standen offen – schrecklich weit offen – und sie blickten starr. Doch ihre Lider offenbarten nicht das kleinste Zucken.
    Äußerlich ruhig, doch mit einem irrwitzigen Frohlocken im Herzen, sammelte ich die Splitter des zerbrochenen Glases auf und

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