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Die Grabräuber

Die Grabräuber

Titel: Die Grabräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weggetaucht.
    Etwa die Hälfte der Distanz hatte ich nach einer ersten Schätzung hinter mich gebracht. Jetzt nahm ich auch den Rest in Angriff, schwamm weiterhin unter Wasser und hoffte, beim nächsten Auftauchen das Boot erreicht zu haben.
    Die Augen hielt ich weit geöffnet. Dennoch konnte ich kaum etwas erkennen. Das Wasser war finster und die Nacht ebenfalls. Ich musste mich mehr auf mein Gefühl verlassen und tauchte auf. Bevor ich die Wasserfläche durchstieg, drehte ich mich auf die Seite, damit ich die Dschunke im Blick behalten konnte.
    Das gelang mir auch.
    Nicht nur die düster vor mir hochragende Dschunke sah ich, auch das kleine Beiboot. Nicht weit entfernt stampfte es auf den Wellen. Wenn ich mich streckte, konnte ich es mit der Hand erreichen. Zunächst interessierte mich die Dschunke, denn von dort drohte mir die größte Gefahr. Nicht nur die verdammten Steinfiguren bewegten sich da oben, sondern auch Menschen. Mindestens drei Laternen wurden geschwenkt. Zum Glück erreichte ihr Schein die Wasseroberfläche nicht, und so blieb auch ich verschont. Nur ein paar Reflexe tanzten auf den Wellen, das war auch alles.
    Die steinernen Monstren schritten entlang der Reling. Ich trat Wasser, bemühte mich dabei, an der Stelle zu bleiben und ließ auch das Beiboot nicht aus den Augen.
    Kein Pfeil wurde abgeschossen. Über mein nasses Gesicht huschte ein Grinsen. Wo kein Ziel war, konnte man auch nicht treffen. Hiatus Stimme übertönte alles. Er schrie seinen Ärger hinaus, gab Befehle, brüllte, einen Erfolg erreichte er damit nicht. Wenigstens nicht den, den er sich erhofft hatte.
    Es war einfach zu wenig Besatzung vorhanden, um die Dschunke in ihrer Lage halten zu können. Hinzu kam die Strömung, und das Schiff wurde abgetrieben, wobei es in die ursprüngliche Richtung drehte. Jetzt wurde es Zeit für mich. Noch einmal holte ich Luft, tauchte wieder unter und schwamm auf das Beiboot zu. Erst als meine ausgestreckten Hände gegen den Kiel stießen, war ich beruhigt, drehte mich unter Wasser, kam wieder hoch, machte die Arme abermals lang und klammerte mich an der Bordwand fest. So ließ ich mich treiben. Die Dschunke hatte Fahrt aufgenommen. Auch Hiatu war ruhiger geworden. Er tobte nicht mehr auf dem Deck herum. Anscheinend hatte er sich in sein Schicksal gefügt.
    Das war mir auch lieber. Er sollte ruhig annehmen, dass ich entweder ertrunken oder irgendwo an Land gegangen war. Sein Hauptaugenmerk galt sowieso Suko, und der war ja an Bord geblieben. Ich befand mich im Schlagschatten der Dschunke und zusätzlich im Schatten des Beiboots, so dass ich die nötige Deckung hatte. Leider geriet ich auch in den Sog der schäumenden Heckströmung. Die Wellen leckten auf mich zu, und sehr oft wurde mein Kopf vom Flusswasser überspült.
    Dennoch traute ich mich nicht, schon jetzt das kleine Beiboot zu entern. Ich wollte noch mehr Zeit vergehen lassen. Ein Tau verband das Beiboot mit der Dschunke. Es wirkte wie eine straff gespannte Leine. Das Wasser war kalt. Zu kalt für mich. Ich begann zu frieren. Die Kleidung hatte sich ebenfalls vollgesaugt. Sie hing nass und schwer an meinem Körper.
    So kämpfte ich gegen die Tücken der Umwelt, bewegte mich hin und wieder, ließ aber nie den Bootsrand los.
    Das Licht auf der Dschunke verschwand. Für mich ein Beweis, dass sich keiner der Gegner nahe der Reling mehr aufhielt. Jetzt konnte ich es riskieren. Ich zog mich näher und stemmte mich am Bootsrand in die Höhe. Kurz darauf lag ich in dem Beiboot.
    Das kleine Schiff schaukelte dabei so gewaltig, dass ich Angst vor dem Kentern bekam. Doch ich hatte Glück.
    Auf dem Bauch und schweratmend blieb ich liegen. Dabei fiel mir ein, dass ich für einen Schützen, der direkt am Heck der Dschunke stand, ein hervorragendes Ziel bot. Zum Glück blieb ich unentdeckt. Die Zeit verging, die Dschunke hatte wieder ihren alten Kurs aufgenommen, und mich griff auch weiterhin niemand an.
    In der nassen Kleidung fror ich erbärmlich. Aber man kann nicht alles haben, ein Boot und einen Ofen. Ich musste mich mit dem einen vorerst begnügen.
    Allmählich kehrte auch meine gute Laune zurück. Sie bekam allerdings einen harten Dämpfer, denn urplötzlich erschienen zwei fremde Hände, die sich um die Bordwand klammerten. Ich bekam dies aus den Augenwinkeln mit, und einen Augenblick später schon schoss eine grässliche Gestalt aus den Fluten.
    Es war einer aus dem Ruderhaus, der mit dem Zopf. Er sah aus wie ein wilder Pirat, denn quer zwischen

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